erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

36 Faschismus Alltagswelten in der NS-Diktatur Erziehung in der NS-Diktatur Die NS-Diktatur richtete ihre Propaganda und ideologische Beeinflussung besonders an Kinder und Jugendliche. Sie sollten möglichst früh für das NSRegime begeistert werden. Jede Kritik am NS-Regime sollte von Anfang an verhindert werden. Es gab nur die NS-Jugendorganisationen, aber keine weiteren Vereine für Kinder und Jugendliche. Im Geschichtsunterricht wurde die politische Erziehung zum vorrangigen Ziel. Es wurde die NS-Weltanschauung vermittelt und „Wehr- und Rassegedanken“ wurden planmäßig gefördert. Die Buben kamen im Alter von 10 Jahren zum „Jungvolk“, die Mädchen zu den „Jungmädeln“. Mit 14 wechselten die Buben zur Hitlerjugend (HJ) und die Mädchen zum Bund Deutscher Mädel (BDM). Ab 1936 war eine Mitgliedschaft in diesen NS-Organisationen sogar Pflicht. Buben erhielten eine vormilitärische Ausbildung (Waffenausbildung, Marschieren etc.) als Vorbereitung auf ein mögliches späteres Soldatenleben. Mädchen wurden entsprechend der NS-Ideologie auf ihre Rolle als „Erhalterinnen des Volkes“ vorbereitet. Opposition von Jugendlichen gegen das NS-Regime Viele Jugendliche waren damals von den Zeltlagern, Sport und Geländespielen, Musizieren, Gesang und Lagerfeuer der HJ begeistert. Aber nicht alle ließen sich vereinnahmen, einige verweigerten sich den NS-Erziehungsidealen auch wie z.B. die „Edelweißpiraten“ aus dem Ruhr-Rheingebiet (v.a. aus Köln). Mehrere tausend unangepasste Jugendliche, viele aus der Arbeiterklasse, versuchten sich dem Drill der HJ zu entziehen. Ab 1942 wurden sie aber mit zunehmender Härte verfolgt. Wegen aktiver Widerstandshandlungen wurden mehrere „Edelweißpiraten“ aus Köln-Ehrenfeld 1944 ohne Gerichtsurteil öffentlich durch Gestapo und SS gehenkt. Geschlechterrollen im Nationalsozialismus Frauen hatten im Nationalsozialismus eine untergeordnete, dienende Rolle, das Idealbild war Hausfrau und Mutter. Eine Berufsausbildung sah man als unnötig an und die Frauen wurden aus der Berufswelt verdrängt. Dies änderte sich im Laufe des Zweiten Weltkrieges wieder, nachdem viele Männer für den Krieg eingezogen worden waren. Nun wurden Frauen in der Rüstungsindustrie oder im Reichsarbeitsdienst dringend gebraucht. Es wurde als „natürliche“ Aufgabe der deutschen Frau angesehen, möglichst viele „arische“ Kinder zur Welt zu bringen. Vom deutschen Mann erwartete man Stärke, Tatkraft und Entschlossenheit. Männer waren die Ernährer der Familie, sollten den Feind abwehren und jederzeit für den bedingungslosen Einsatz im Kampf um das Vaterland bereit sein. Kriegsdienstverweigerer und Deserteure wurden im Zweiten Weltkrieg juristisch verfolgt und als Staatsfeinde eingestuft. Während der NS-Herrschaft waren alle Bereiche des Lebens von Frauen und Männern der „Gleichschaltung“ und dem Dienst am Volk unterworfen. Widerstand gegen NS-Ideale wurde verhindert, jegliche Form von Individualität war im NS-Regime unerwünscht. Jugendgruppe aus Köln, die den „Edelweißpiraten“ zugerechnet wird, Foto, 1944 Propagandaplakat für die Hitlerjugend (HJ), 1935 P Reichsarbeitsdienst (RAD): NS-Organisation; ab 1935 waren männliche und weibliche Deutsche zwischen 18 und 25 verpflichtet, dem Volk durch einen halbjährigen Reichsarbeitsdienst zu dienen (z.B. Autobahnbau, Feldarbeit); Ziele waren u.a. Disziplinierung der Jugend, Steigerung der Arbeitsmoral ÷ Deutschland führte 1935 die allgemeine Wehrpflicht für Männer ab dem 18. Lebensjahr wieder ein, die während der Weimarer Republik abgeschafft worden war. Bei der Vereidigung verpflichteten sich die Soldaten, Adolf Hitler, dem Führer und Reichskanzler, unbedingten Gehorsam zu leisten. Wurde der Eid gebrochen oder verweigert, sah man dies als Verbrechen an und wurde meist mit dem Tod bestraft. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==