44 Holocaust Holocaust und Shoah Vom rassistischen Antisemitismus zum Massenmord Die Nationalsozialisten leiteten die Ziele ihrer menschenverachtenden Politik aus der „Rassenlehre“ ab. Das Ziel, die „Reinheit der arischen Rasse“ zu erhalten und eine „Rassenmischung“ zu verhindern, rechtfertigte ihrer Auffassung nach die Tötung bestimmter Gruppen und Völker. Dies betraf neben Jüdinnen und Juden u.a. auch Romnija und Roma und Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges (1.9.1939) mit dem Überfall auf Polen kam es in den eroberten Ostgebieten zu Massentötungen. Von der SS gebildete Sonderkommandos hatten den Befehl, dort lebende Jüdinnen und Juden, Romnija und Roma sowie Angehörige der kommunistischen Führungsschicht zu töten. Schätzungsweise wurden zwei Millionen Menschen ermordet. 1939 begannen erste planmäßige Verschleppungen (Deportationen) aus Deutschland v.a. in das besetzte Polen. Die jüdische Bevölkerung musste weitere Einschränkungen im Alltag ertragen (z.B. geringere Lebensmittelrationen, Ausgehverbote). Ab Oktober 1941 durften sie nicht mehr auswandern. 1941 beschlossen die NS-Machthaber auch die „Endlösung der Judenfrage“. Unter der verharmlosenden Bezeichnung verstanden sie die Organisation und Durchführung der systematischen Ermordung aller Jüdinnen und Juden in den von ihnen beherrschten Gebieten. Es begannen genau geplante Deportationen in eigens errichtete Sammel- und Vernichtungslager. Jüdische Menschen, aber auch politische Gegnerinnen und Gegner oder Romnija und Roma wurden in Viehwaggons ohne Wasser und Nahrung in den Osten transportiert. Errichtung von Konzentrations- und Vernichtungslagern In Dachau nahe München wurde 1933 das erste Konzentrationslager (KZ) errichtet. Solche Lager gab es über das ganze Deutsche Reich verteilt und ab 1938 auch in Österreich (KZ Mauthausen). Zuerst inhaftierte man politische Gegnerinnen und Gegner, bald folgten Jüdinnen und Juden, Romnija und Roma, Zeugen Jehovas oder Homosexuelle. Im KZ herrschten furchtbare Lebensbedingungen, viele Inhaftierte starben oder wurden ermordet. Ab 1941 wurden v.a. im besetzten Polen große Vernichtungslager eingerichtet. Man versuchte ihre Existenz im Gegensatz zu den KZs geheim zu halten. Sie dienten der Ermordung dorthin verschleppter Personen. Das heute bekannteste Todeslager ist Auschwitz-Birkenau. Dorthin wurden ab Mitte 1942 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Deutschen Reich und den besetzten Ländern deportiert und systematisch ermordet. Bei der Ankunft gab es die sogenannte „Selektion“. Es wurde ausgewählt, wer sofort in den Gaskammern getötet werden sollte (z.B. Alte, Kranke, Kinder, schwangere Frauen). Die anderen wurden zur Schwerstarbeit gezwungen, bis sie an Erschöpfung starben oder als arbeitsunfähig galten und getötet wurden. Allein in Auschwitz wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, davon eine Million Juden. Dem unfassbaren Verbrechen der Nationalsozialisten fielen mindestens sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer. Dieser Völkermord wird als Holocaust bzw. in der hebräischen Sprache als Shoah bezeichnet. P Romnija und Roma: „Romni“ bedeutet Frau, Plural Romnija; Rom heißt Mann; Oberbegriff für über die Welt verstreut lebende Bevölkerungsgruppen mit gemeinsamen sprachlichen und kulturellen Wurzeln; ihre Herkunftsregion ist vermutlich das nordwestliche Indien P KZ Mauthausen: errichtet im August 1938; Häftlinge mussten Schwerstarbeit in den Steinbrüchen verrichten („Vernichtung durch Arbeit“); mindestens 90 000 von von ca. 190 000 Häftlingen kamen zu Tode; hatte ca. 40 Außenlager (z.B. Gusen, Melk) P Holocaust: griech., bedeutete ursprünglich Brandopfer von Tieren; bezeichnet heute die planmäßige Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen während des Nationalsozialismus P Shoah: hebräisch, bedeutet Unheil, Katastrophe; bezeichnet ausschließlich die Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus; ist der offizielle Begriff in Israel für den größten Völkermord der Weltgeschichte Verbrennungsofen, Auschwitz, Foto, 1995 Bis auf die Knochen abgemagerter Überlebender bei der Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai 1945, Foto Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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