erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

98 Globalisierung Der Ost-West-Konflikt Entstehung des Kalten Kriegs Nach dem gemeinsamen Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland ging es in den Verhandlungen über die Neuordnung Europas zunehmend um den politischen Einfluss in der Welt. Auf der einen Seite entwickelte sich der Ostblock. Das sind osteuropäische Staaten und die Deutsche Demokratische Republik (DDR), die sich aus der sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands entwickelt hat. Diese Staaten, in denen sich der Kommunismus bis 1949 durchgesetzt hatte, standen unter dem Einfluss der UdSSR (Union der sozialistischen Sowjetrepubliken). Jede politische Opposition wurde unterdrückt und Ein-Parteien-Diktaturen wurden errichtet. Die sogenannten Volksdemokratien (Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien) bildeten eine geschlossene geografische Einheit mit der UdSSR. Die Grenzen waren mit Wachtürmen, Stacheldraht und Minenfeldern („Eiserner Vorhang“) streng bewacht und riegelten den Ostblock von den westlichen demokratischen Ländern ab. Bis 1989 wurde die Welt von dieser bipolaren Ordnung geprägt. Schauplätze des Kalten Krieges Der Kampf zwischen den USA und der Sowjetunion wurde aber nicht in einer direkten kriegerischen Auseinandersetzung ausgetragen. Deshalb wird diese Ära als „Kalter Krieg“ (1947–1990) bezeichnet. 1949 schlossen die USA, Kanada und mehrere westeuropäische Staaten den Nordatlantikpakt, ein militärisches Verteidigungsbündnis (NATO, North Atlantic Treaty Organization). Die UdSSR bildete mit den von ihr dominierten Staaten ebenfalls ein Militärbündnis, den Warschauer Pakt (1955). Die USA und die Sowjetunion setzten auf Aufrüstung, auch im Bereich der Atomwaffen. In sogenannten Stellvertreterkriegen unterstützten die USA wie auch die UdSSR verbündete Staaten bzw. Freiheitsbewegungen oder kämpften indirekt auf Gebieten außerhalb ihrer Staatsgrenzen gegeneinander. Beispiele der Stellvertreterkriege sind u.a. der Korea-Krieg (1950–1953) und die 13-tägige Kubakrise im Oktober 1962, durch die die Welt an den Rand eines Atomkriegs gelangte. Im Vietnamkrieg (1954–1975) kämpften das von China und der UdSSR unterstützte kommunistisch regierte Nordvietnam gegen das von den USA unterstützte Südvietnam. Obwohl die USA mehr als 500 000 Soldaten im Kampfeinsatz hatten, konnten sie den Vietcong (kommunistische Widerstandsbewegung) nicht besiegen und zogen nach einem Waffenstillstand 1973 ihre Truppen ab. Nordvietnam besiegte 1975 Südvietnam, die beiden Gebiete wurden zur Sozialistischen Republik Vietnam vereinigt. Aufstände in den kommunistischen Volksdemokratien in Osteuropa und Versuche sich aus der Abhängigkeit der UdSSR zu lösen wurden blutig niedergeschlagen: 1953 DDR, 1959 Ungarn, 1968 Tschechoslowakei („Prager Frühling“) sowie 1981 in Polen. Straßenschild in Thüringen (Deutschland) mit Information über die innerdeutsche Grenze in der Zeit des Kalten Kriegs, Foto, o.J. Protestmarsch gegen die atomare Aufrüstung, Westberlin, Foto, 1958 P Ostblock: Bezeichnung für die Sowjetunion und deren Verbündeter in der Zeit des Ost-West-Konfliktes P UdSSR: Union der sozialistischen Sowjetrepubliken P Bipolare Ordnung/Welt: bezeichnet die Aufteilung der Welt in einen westlichen Teil unter Führung der USA und einen östlichen unter Führung der Sowjetunion ÷ Im Vietnamkrieg warfen US-amerikanische Flugzeuge häufig Napalm, eine ölige, leicht brennbare Flüssigkeit, als Waffe ab. Die Brandwunden, die die Menschen dadurch erlitten, verursachten große Schmerzen und heilten schwer ab. Opfer eines Napalmangriffes der US-Luftwaffe, Foto, 1971 ÷ Der „Prager Frühling“ war der Versuch der politischen Führung in der Tschechoslowakei den Kommunismus zu reformieren und zu demokratisieren. Digitales Zusatzmaterial h78d2e Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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