Mathematik verstehen 7, Schulbuch

55 3.4 Funktionsverlauf und höhere Ableitungen 3.4 Funktionsverlauf und höhere Ableitungen Krümmung R Man sagt: Die Funktion f in Abb. 3.5 a ist im Intervall I linksgekrümmt und die Funktion f in Abb. 3.5 b ist im Intervall I rechtsgekrümmt. Man stelle sich etwa vor, dass der Graph von f eine Straße darstellt und dass ein Autofahrer diese Straße von links nach rechts durchfährt. In Abb. 3.5 a muss er das Lenkrad nach links einschlagen, in Abb. 3.5 b nach rechts. f l Abb 3.5 a f l Abb 3.5 b In Abb. 3.5 a nimmt die Steigung von f mit wachsendem x zu (sie ist zuerst negativ, dann null, dann positiv). In Abb. 3.5 b nimmt die Steigung von f mit wachsendem x ab (sie ist zuerst positiv, dann null, dann negativ). Mit anderen Worten: In Abb. 3.5 a ist ​f’​streng monoton steigend, in Abb. 3.5 b streng monoton fallend. Dies führt uns zu folgender Definition: Definition Es sei f​: A ¥ R ​eine Polynomfunktion, ​f’: A ¥ R ​ihre Ableitung und I​ a A​ein Intervall. Die Funktion f heißt • linksgekrümmt (positiv gekrümmt) in I, wenn f​’​streng monoton steigend in I ist, • rechtsgekrümmt (negativ gekrümmt) in I, wenn f​’​ streng monoton fallend in I ist, • einheitlich gekrümmt in I, wenn f in I entweder linksgekrümmt oder rechtsgekrümmt ist. Die Art der Krümmung kann man mit Hilfe des folgenden Satzes feststellen: Krümmungssatz (Hinreichende Bedingung für Links- bzw. Rechtskrümmung) Ist ​f: A ¥ R ​eine Polynomfunktion und I​ a A​ein Intervall, dann gilt: (1) f​’’ ​(x) ​> 0​ für alle inneren Stellen x​ * I w f ist linksgekrümmt in I​ (2) f​’’ ​(x) ​< 0​ für alle inneren Stellen x​ * I w f ist rechtsgekrümmt in I​ BEWEIS (1) Nach dem Monotoniesatz gilt: f​’’ ​(x) ​= ​(f’)’​ ​(x) ​> 0​für alle inneren Stellen x​ * I w w f’ ist streng monoton steigend in I w ​f ist I linksgekrümmt​ (2) Dies kann analog bewiesen werden.  Der Krümmungssatz ist nicht umkehrbar. Es gilt zum Beispiel nicht: ​f ist linksgekrümmt in I w f’’ ​(x) ​> 0​für alle inneren Stellen x​ * I​. Ein Gegenbeispiel stellt die Funktion f mit f​ ​(x) ​= ​x ​4 ​dar (siehe die nebenstehende Abbildung). Die Funktion f ist linksgekrümmt in ganz ​R​, aber es ist ​f’’ ​(0) ​= 0​. (Rechne nach!) Durch die Nullstellen von f​’’​wird der Definitionsbereich von f in Intervalle zerlegt. Diese Intervalle nennt man Krümmungsintervalle von f, weil in diesen Intervallen f​’’​jeweils ein einheitliches Vorzeichen und deshalb f ein einheitliches Krümmungsverhalten aufweist. (Würde nämlich f​’’​im Inneren eines dieser Intervalle das Vorzeichen wechseln, müsste im Inneren dieses Intervalls eine weitere Nullstelle von f​’’​liegen.) x f(x) 1 –1 1 2 0 f Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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