Killinger Literaturkunde, Schülerband

192 Adalbert Stifter (1805 – 1868), Landschaftsbild, 1860. EPIK DES BIEDERMEIER Im Biedermeier dominieren epische Kleinformen wie Märchen, Skizze, Erzählung und Novelle, in stilistischer Hinsicht wird auf gepflegte Ausdrucksweise und Klarheit geachtet. Adalbert Stifter (1805 – 1868) Adalbert Stifter behandelte den Böhmerwald und die oberösterreichische Landschaft sowohl in seinen Texten als auch in seinen Bildern. In seinen Texten beschreibt er behutsam selbst kleinste Details von Naturphänomenen und zarte innere Entwicklungen. In einer frühen Erzählung erlebt der Ich-Erzähler am Almsee im Toten Gebirge die hereinbrechende Dunkelheit und das Aufgehen des Vollmondes: Feldblumen (1841) [...] ich schaute träumend in die phantastische Dunkelheit, in der die Gebirge hingen, in immer stillere und größere Massen schmelzend, und auf den See, der stets starrer und schwärzer ward und nur hier und da mit einem schwachen, ungewissen Lichtchen aufzuckte. Und immer tiefer sanken Berg und Tal und See in die dunkle, schlummerige Luft vor mir zurück. [...] ich hörte jetzt einen Pistolenschuss und das darauffolgende Gewitter des Echos, das die Berge und den See im Finstern durcheinander wühlte und in Kreisen rollte und sich mäßigte Die wahre Landschaft 5 ­ Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==