228 Ballade des äußeren Lebens (1895) Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, und alle Menschen gehen ihre Wege. Und süße Früchte werden aus den herben und fallen nachts wie tote Vögel nieder und liegen wenig Tage und verderben. Und immer weht der Wind, und immer wieder vernehmen wir und reden viele Worte und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder. Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen, und drohende, und totenhaft verdorrte ... Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen einander nie? und sind unzählig viele? Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen? Was frommt1 das alles uns und diese Spiele, die wir doch groß und ewig einsam sind und wandernd nimmer suchen irgend Ziele? Was frommt’s, dergleichen viel gesehen haben? Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt, ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt wie schwerer Honig aus den hohlen Waben. 1. Interpretieren Sie dieses Gedicht: • Stellen Sie fest, worin laut erster Strophe die „Ballade des äußeren Lebens” besteht. • Untersuchen Sie, welcher Inhalt und welche sprachlichen Formen den ersten vier Strophen gemeinsam sind. • Erklären Sie dazu auch die sprachlichen Bilder (Metaphern) und ihren Symbolgehalt. • Erschließen Sie die Gemeinsamkeiten der fünften bis siebten Strophe. • Setzen Sie Versmaß und Reimschema in Beziehung zum Inhalt des Gedichts. • Zeigen Sie auf, an welcher Stelle die Wendung vom „äußeren Leben“ zum „inneren Leben“ erfolgt. • Beurteilen Sie, ob oder wie sich die Aussage der ersten sechs Strophen durch die letzten drei Zeilen verändert. 2 4 6 8 10 12 14 16 1 frommen: nützen, helfen 18 20 22 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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