238 IX (1907) Nur wer die Leier schon hob auch unter Schatten, darf das unendliche Lob ahnend erstatten. Nur wer mit Toten vom Mohn aß, von dem ihren, wird nicht den leisesten Ton wieder verlieren. Mag auch die Spieglung im Teich oft uns verschwimmen: Wisse das Bild. Erst in dem Doppelbereich werden die Stimmen ewig und mild. 8. Untersuchen Sie das Orpheusmotiv zur Darstellung des künstlerischen Schaffens: • Nennen Sie die Stellen, die sich auf das Orpheusmotiv beziehen. • Erläutern Sie, welche Symbole Rilke für die künstlerische Arbeit des Dichters verwendet. • Erschließen Sie sprachliche und formale Auffälligkeiten dieses Gedichts. IMPRESSIONISMUS Auch der Impressionismus in der Literatur ist als Gegenströmung zum Naturalismus zu verstehen. Schwierig ist seine Abgrenzung von anderen literarischen Erscheinungen der Zeit; denn Ästhetizismus, Symbolismus, Jugendstil und Dekadenz sind literarische Bewegungen, deren Werke impressionistische Elemente enthalten. Der Begriff Impressionismus stammt aus der französischen Malerei. In einer Ausstellung in Paris erregte das Bild Impression: Aufgehende Sonne von Claude Monet die Aufmerksamkeit der Kritiker. Die Bezeichnung „les impressionistes“ ist darauf zurückzuführen. Der Begriff Impressionismus (Eindruckskunst) erweist sich als treffend, weil im Vordergrund stand, das subjektiv Geschaute, die besondere Wirklichkeit des Augenblicks, möglichst genau wiederzugeben. In dieser reinsten Form, in der nur die Farbe und nicht die Kontur entscheidet, ist es nur Malerinnen oder Malern möglich, impressionistische Kunst zu schaffen. Die Reflexion, die geistige Erfahrung, wird ausgeschaltet. Es wird zwar ein Bild der Wirklichkeit wiedergegeben – insofern zeigt sich eine Verbindung zum Naturalismus –, doch gestalten sie einen momenthaften Seheindruck. Die Erfindung der Photographie hat die Kunstschaffenden davon befreit, die Wirklichkeit realistisch darstellen zu müssen. Der flüchtige Gesamteindruck, die Farbe und das Licht sind wichtig, nicht die genaue Zeichnung von Details. Das künstlerische Ich als Medium will die augenblicklichen Eindrucksreize und Stimmungen möglichst vollkommen wiedergeben. Das Bestreben, flüchtige Stimmungen und Augenblickserscheinungen festzuhalten, erklärt die Vorliebe für kurze Formen, wie Gedichte, Einakter, Essays, Skizzen und kleine Erzählungen. 2 4 6 8 10 12 14 Claude Monet (1840 – 1926), Impression, Soleil Levant, 1872. Begriff: Impressionismus Ständiger Wandel allen Seins Subjektive Wiedergabe des Augenblicks Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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