VOM ERSTEN ZUM ZWEITEN WELTKRIEG | 1920 – 1945 265 3. E s hängt inhaltlich nicht direkt mit dem Fortgang der Handlung zusammen, verweist aber auf ein wichtiges Problem. 4. Es bewirkt einen Nachdenkprozess auf Seiten der Zuschauerinnen und Zuschauer. Das folgende Lied von der Großen Kapitulation besteht aus drei Strophen und dem dazwischen gesprochenen Prosatext. Mutter Courage sagt zu dem jungen Soldaten: Mutter Courage und ihre Kinder (1938) MUTTER COURAGE: Uns haben sie allen unsre Schneid abgekauft. Warum, wenn ich aufmuck, möchts das Geschäft schädigen. Ich werd Ihnen was erzähln von der Großen Kapitulation. Sie singt das Lied von der Großen Kapitulation: Einst, im Lenze meiner jungen Jahre Dacht auch ich, dass ich was ganz Besondres bin. (Nicht wie jede beliebige Häuslertochter, mit meinem Aussehen und Talent und meinem Drang nach Höherem!) Und bestellte meine Suppe ohne Haare Und von mir, sie hattens kein Gewinn. (Alles oder nix, jedenfalls nicht den Nächstbesten, jeder ist seines Glückes Schmied, ich lass mir keine Vorschriften machen!) Doch vom Dach ein Star Pfiff: wart paar Jahr! Und du marschierst in der Kapell Im Gleichschritt, langsam oder schnell Und bläsest deinen kleinen Ton: Jetzt kommt er schon. Und jetzt: das Ganze schwenkt! Der Mensch denkt: Gott lenkt – Keine Red davon! Und bevor ein Jahr war abgefahren Lernte ich zu schlucken meine Medizin. (Zwei Kinder aufm Hals und bei dem Brotpreis und was alles verlangt wird!) Als sie einmal mit mir fix und fertig waren Hatten sie mich auf dem Arsch und auf den Knien. (Man muss sich stelln mit den Leuten, eine Hand wäscht die andre, mit dem Kopf kann man nicht durch die Wand.) Und vom Dach der Star Pfiff: noch kein Jahr! Und sie marschiert in der Kapell Im Gleichschritt, langsam oder schnell Und bläset ihren kleinen Ton: Jetzt kommt er schon. Und jetzt: das Ganze schwenkt! Der Mensch denkt: Gott lenkt – Keine Red davon! 5 10 15 20 25 30 35 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==