270 sagt, Mariann, du wirst meiner Liebe nicht entgehn – MARIANNE: Ich kann nicht mehr. Jetzt kann ich nicht mehr – OSKAR: Dann komm – Er stützt sie, gibt ihr einen Kuss auf den Mund und langsam ab mit ihr – und in der Luft ist ein Klingen und Singen, als spielte ein himmlisches Streichorchester die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauß. 10. Erörtern Sie, wie Horvath in seinem Stuck den moralischen Verfall des verblendeten Kleinburgertums zeigt: • Beschreiben Sie, welche Erwartungen der Titel des Stucks weckt. • Vergleichen Sie, wie die Figuren mit dem Tod des Kindes umgehen. • Finden Sie Grunde fur den Wechsel von hochtrabenden Phrasen und derber Ausdrucksweise. • Kommentieren Sie die Wirkung, die durch den Widerspruch zwischen kitschig anmutender Sentimentalitat und tatsächlicher Tragik erzeugt wird. GROSSSTADTROMAN Die Thematik der Großstadt trat als Sonderform des sozialen Romans in den Vordergrund. Der Mensch wird darin als Einzelner im Leben in der Großstadt abgebildet. Häufig werden soziale Probleme und das Großstadtleben allgemein thematisiert. Neben Alfred Döblin verfasste auch Erich Kästner (1899 – 1974) mit seinem Werk Fabian (1931) einen Großstadtroman. Alfred Döblin (1878 – 1957) Der Berliner Arzt Alfred Döblin erzählt in seinem Großstadtroman Berlin Alexanderplatz (erschienen 1929) die Geschichte des Transportarbeiters Franz Biberkopf, eines aus dem Gefängnis entlassenen Mannes, den es hilflos durch die Stadt treibt und der von den Eindrücken überwältigt wird. Berlin Alexanderplatz (1929) Er stand vor dem Tor des Tegeler1 Gefängnisses und war frei. Gestern hatte er noch hinten auf den Äckern Kartoffeln geharkt mit den andern, in Sträflingskleidung, jetzt ging er im gelben Sommermantel, sie harkten hinten, er war frei. Er ließ Elektrische2 auf Elektrische vorbeifahren, drückte den Rücken an die rote Mauer und ging nicht. Der Aufseher am Tor spazierte einige Male an ihm vorbei, zeigte ihm seine Bahn, er ging nicht. Der schreckliche Augenblick war gekommen [schrecklich, Franze, warum schrecklich?], die vier Jahre waren um. Die schwarzen eisernen Torflügel, die er seit einem Jahre mit wachsendem Widerwillen betrachtet hatte [Widerwillen, warum Widerwillen], waren hinter ihm geschlossen. Man setzte ihn wieder aus. Drin saßen die andern, tischlerten, lackierten, sortierten, klebten, hatten noch zwei Jahre, fünf Jahre. Er stand an der Haltestelle. Die Strafe beginnt. Er schüttelte sich, schluckte. Er trat sich auf den Fuß. Dann nahm er einen Anlauf und saß in der Elektrischen. Mitten unter den Leuten. Los. Das war zuerst, als wenn man beim 110 Der Einzelne in der Großstadt Großstadteindrücke 8da6gs Bewusstseinsstromtechnik 1 Tegel: Stadtteil von Berlin 2 Elektrische: Straßenbahn 5 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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