Killinger Literaturkunde, Schulbuch

DEUTSCHSPRACHIGE LITERATUR NACH 1945 327 45. Vergleichen Sie die beiden Haltungen, die Handke in diesen Textausschnitten einander gegenuberstellt: • Beschreiben Sie, welche Werte Handke hervorhebt. • Erlautern Sie, gegen wen er sich wendet. • Analysieren Sie, in welcher Rolle er die Kunstlerinnen und Künstler sieht. • Untersuchen Sie, was er uber die Form sagt. In seinen letzten zwei Lebensjahrzehnten schrieb Thomas Bernhard überwiegend Theaterstücke, die ihn durch Fernsehübertragungen weithin bekannt machten: Die Macht der Gewohnheit (1974), Minetti (1977), Der Theatermacher (1984), Ritter, Dene, Voss (1984), Heldenplatz (1988), Der deutsche Mittagstisch (1988) u. a. Auch im Drama verweigert sich Bernhard der Tradition. Das Wort „Drama“ bedeutet Handlung, Bernhards Bühnentexte haben jedoch keine Handlung im üblichen Sinn. Sie leben von Monologen, auch wenn mehrere Personen auf der Bühne stehen, sie entwickeln Gedanken, zeigen Zustände oder Missstände auf, meist sehr aggressiv, „beliebige Befreiungsschläge eines zutiefst Gekränkten“. Die Personenkonstellationen der Stücke sind ähnlich, die Protagonisten nähern sich immer mehr dem Komischen, Parodistischen, ihr „behaglich-böser Wortschwall macht sie zu raunzenden Beschwörern des Imperfekten“. Auffällige und extensiv eingesetzte Stilmittel Bernhards sind die Übertreibung und die Wiederholung. Der Welt- und Menschenverächter Bernhard erkennt keine Grenzen an, wenn es ihm darum geht, seinem Abscheu und seiner Kritik Ausdruck zu geben. Gegenstand dieser Auseinandersetzung sind vor allem Österreich, dessen Parteien und Politiker, dessen Institutionen und der Katholizismus. Aus der dritten Szene von Bernhards letztem Theaterstück Heldenplatz (1988): Negative Weltsicht Thomas Bernhard, Heldenplatz; Am 4.11.1988 wurde im Wiener Burgtheater Bernhards umstrittenes Stück Heldenplatz mit Kirsten Dene, Wolfgang Gasser, Elisabeth Rath u. a. uraufgeführt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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