DEUTSCHSPRACHIGE LITERATUR NACH 1945 329 ich versenke mich zugegeben lieber in diesen Dreck als in das abgeschmackte Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen 46. Analysieren Sie, wie die beiden Figuren in dieser Szene die Lebensumstande in Wien anprangern: • Beschreiben Sie das Kommunikationsverhalten der auftretenden Personen. • Untersuchen Sie, welche Kritikpunkte vorgebracht werden. • Erläutern Sie, welchen Effekt der Autor mit Ubertreibungen und Wiederholungen erzielt. In einem Gespräch mit dem Kulturredakteur Kurt Hofmann äußerte sich Thomas Bernhard über seine Eindrücke vom Theaterbetrieb. Das Theater als Sumpfverein Das Mieseste ist die Menschheit an und für sich. Sie können da nicht irgendwen ausschalten, glaub’ ich. Alles, was man näher kennen lernt, wird unappetitlich und ungut, wenn Sie sich näher damit beschäftigen. Wenn man näher hinschaut, dann ist das nicht zum Aushalten. Ich weiß halt, was ja sicher nicht schlecht ist, wie es bei berühmten Schauspielern war. [...] Wie man so dumm und so berühmt sein kann! Denen muss man eigentlich jeden Satz vollkommen erklären, und dann muss man ihnen sagen, schau, du musst ja denken, was der gesagt hat, und du reagierst jetzt so drauf – das kapiert der nicht. Je berühmter sie sind, desto dümmer sind sie. Bei der Generalprobe ist das ganze Stück umgestoßen worden. Da hat’s also geheißen: Die Soldaten nicht von rechts, sondern von links herein, und da war das totale Chaos hergestellt. Den haben die Nerven verlassen bei der Generalprobe, und die Premiere war im Grund halt gar nichts. Aber in der Felsenreitschule [Spielort der Salzburger Festspiele, Anm.] und dieser ganze Sternenhimmel, da sehen die Leute ja von Kunst eh nichts, da können S’ ja machen, was Sie wollen, wenn nur die Rüstungen lieb ausschauen und irgendwas gesagt wird. Was gesagt wird, ist gleich, es muss nur möglichst hohl und deutlich und bombastisch g’sagt werden. Dann können S’ drei Stunden ausfüllen. Und beim Applaus, weiß ich noch, dass der Werner Krauss sich in einem Trenchcoat und mit einer Aktentasche verneigt hat, weil draußen schon das Taxi gewartet hat, das ihn zum Flugplatz brachte, weil er in Hamburg in der Nacht Filmaufnahmen hatte. Da hab’ ich mir gedacht, schau, das ist die große Theaterwelt. Das war in den fünfziger Jahren. 47. Nehmen Sie zur Rezeption dieses Stückes zur Zeit seiner Entstehung Stellung: • Recherchieren Sie, wie das Stück in der osterreichischen Offentlichkeit der 1980er Jahre aufgenommen wurde. • Fassen Sie die vorgebrachten Punkte zusammen. • Kommentieren Sie die Vorgänge aus heutiger Sicht. 48. Vergleichen Sie die Aussagen Bernhards mit denen seiner dramatischen Figuren: • Untersuchen Sie, inwiefern Bernhards Aussagen denen seiner Figuren ähnlich sind. • Analysieren Sie die verwendeten sprachlichen Strukturen. 45 8dm3jx 5 10 15 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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