362 POSTMODERNE ERZÄHLERINNEN UND ERZÄHLER Der postmoderne Roman ist durch eine Reihe von Kriterien gekennzeichnet, allerdings gibt es keine durchgehende Definition des Begriffes. Häufige Merkmale sind: • fragmentarische oder unchronologische Erzählweise • Geschehen muss bisweilen von der Leserin bzw. vom Leser rekonstruiert werden • Die Möglichkeit einer Entwicklung der Protagonistinnen und Protagonisten wird geleugnet. • Fehlen von Identifikationsfiguren • D er postmoderne Roman ist geprägt von einer unverbindlichen Weltsicht und einem nicht erkennbaren Sinn des Daseins. • Kritik an Manipulation von Sprache und Geschichtsschreibung im Interesse von Ideologieträgern • I ntertextualität: Postmoderne Autorinnen und Autoren verarbeiten in ihren Romanen oft ältere, bekannte Texte, die sie neu anordnen, collageartig montieren, persiflieren bzw. auf sie anspielen. • oft ironisch-distanzierte Sprachgestaltung • Thematisierung des Schreibprozesses Thomas Bernhard (1931 – 1989) gehört zu den herausragenden österreichischen Autoren des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Fast sein gesamtes umfangreiches Werk handelt von der Unvermeidlichkeit des Scheiterns. Frost (1963), Verstörung (1967), Die Kälte. Eine Isolation (1981), Der Untergeher (1983), Auslöschung. Ein Zerfall (1986) – so lauten symptomatisch die Titel einiger seiner Prosawerke. Begonnen hat er mit düsterer Lyrik und kurzen erzählenden und dramatischen Texten. In seiner mittleren Schaffenszeit hat er vor allem Romane und Erzählungen geschrieben, in seinen letzten knapp zwei Jahrzehnten überwiegend Theaterstücke. Mit seiner eigenen Kindheit und Jugend hat sich Bernhard in fünf autobiographischen Werken beschäftigt. Sie schildern den Leidensweg eines Verletzten und Gedemütigten, der sich mit bitteren Anklagen und Beschuldigungen für die ihm zugefügten Kränkungen rächt. Thomas Bernhard im Winter 1957/58 am Tonhof in Maria Saal. Eine böse Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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