Killinger Literaturkunde, Schülerband

372 93. Erläutern Sie, wie in diesem Textabschnitt folgende Akteurinnen und Akteure dargestellt werden: • die Medien • die Leserinnen und Leser • die in Berichten vorkommenden Personen. 94. Setzen Sie sich in Kleingruppen damit auseinander, wie moderne Massenmedien mit Sensationen umgehen: • Untersuchen Sie entsprechende Beispiele aus Ihnen zugänglichen Publikationen (z. B. Printmedien, digitale Medien, Social Media). • Analysieren Sie die sprachlichen Mittel, mit denen in solchen Texten gearbeitet wird. • Diskutieren Sie ihre Wirkung auf die Leserschaft. 95. Kommentieren Sie, welche Auswirkungen die Berichterstattung auf die Personen hat. Auf den Kinderpsychiater und Erzähler Paulus Hochgatterer (geb. 1961) üben menschliche Grenzsituationen einen besonderen Reiz aus, besonders im Umgang mit Aggressionen, die in der Realität vielfach „fürchterlicher als die Fiktion” sind. Traumatisierende Situationen, insbesondere von Jugendlichen, werden explizit dargestellt mit dem Ziel, Aggressionen konstruktiv zu verarbeiten. Er beschäftigt sich intensiv mit Kindheit und Jugend, einer Zeit, in der ... wir lernen, die Welt in Begriffe fassen, in denen wir die Geschichten hören, die uns ein Leben lang nicht mehr verlassen, in denen wir schließlich erstmals die Möglichkeit ergreifen, all das, was uns Angst oder Begeisterung, Sehnsucht oder Verzweiflung, Not oder Leidenschaft bedeutet, zu dem zu formen, was uns letztlich ausmacht, zu unserer eigenen Erzählung. Das eigentlich Wichtige sei, was die Leserin oder der Leser zwischen den Zeilen spüre. Anregungen findet der Autor vielfach in seiner beruflichen Tätigkeit: Die Auseinandersetzung mit seinen jugendlichen Patienten und Patientinnen liefert Muster, die Hochgatterer in seinen Texten neu konfiguriert. Seine wichtigsten Romane sind der Adoleszenzroman Wildwasser (1997), Die Süße des Lebens (2006) und Das Matratzenhaus (2010). In seinem Roman Über Raben (2002) werden zwei Handlungen parallel beschrieben. Einerseits steigt ein Lehrer in die verschneiten Berge auf, um vor seinem Leben zu fliehen, andererseits beschäftigt er sich immer wieder mit den Gedanken an eine seiner Schülerinnen. Passagen, in denen der Aufstieg des Lehrers und seine Ängste und Gedanken beschrieben werden, und Abschnitte, in denen das Mädchen seinen Schulalltag erlebt, sind ineinander verwoben. Das Ende der Geschichte bleibt offen. Paulus Hochgatterer: Über Raben (2002) Manchmal fragte er sich, ob in den allerletzten Augenblicken sein Leben tatsächlich vor ihm ablaufen würde wie ein innerer Film. Wenn er an zwei Fingern über einem Abgrund hing, fragte er sich das, oder wenn ihm im Stürzen klar wurde, dass der Haken, der ihn halten sollte, von einer fremden Person geschlagen worden war. Wenn er einen dieser glasklaren Kindersätze las: «Das Leben war wieder einmal schwer» zum Beispiel oder: «Er lachte, bis ihm das Herz wehtat», fragte er sich das, und er tat es bei weitem öfter als früher, seitdem Max nicht mehr da war. Widmann, der Biologe, sagte, tot sei tot, das hänge mit einem Kollaps aller Nervenzellen zusammen und ein Kino im Kopf sei ein aufgelegter Schwachsinn. Inzwischen gehörte Widmann längst zu jenen, die hinter ihm her waren. Widmanns Nervenzellen wussten unter Garantie, dass sie zu kollabieren hatten, wenn es so weit war. Umgang mit Aggressionen 5 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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