374 97. Analysieren Sie diesen Text nach inhaltlichen Gesichtspunkten: • Beschreiben Sie, wie sich dieses Mä dchen fü hlt und wie es der Schule gegenü bersteht. • Erläutern Sie, welche dieser Gedanken und Empfindungen typisch fü r Jugendliche dieser Altersgruppe sind. 98. Erörtern Sie die Erzä hlweise der beiden Abschnitte: • Sammeln Sie Textzitate für die unterschiedlichen Erzählpositionen. • Kommentieren Sie, in welcher Weise die unterschiedliche Erzählposition die Wirkung der Texte beeinflusst. • Stellen Sie Vermutungen an, aus welchen Gründen sich der Autor dazu entschlossen haben könnte, diese Technik in diesem Roman zu verwenden. Die in Salzburg geborene Kathrin Röggla (geb. 1971) schildert in ihrem Text wir schlafen nicht (2004) die Orientierungslosigkeit einer Generation, die sich in der Arbeitswelt gefangen sieht und die nicht aus den auferlegten Zwängen auszubrechen in der Lage ist. Die Tatsache, dass die Personen ihres Textes nicht mehr schlafen, steht stellvertretend für wichtige menschliche Bedürfnisse, die zugunsten von Karriere und Erfolg in den Hintergrund gedrängt werden, denen alles unterzuordnen ist. Die Arbeitswelt wird zur Bedrohung derer, die vermeintlich die Welt gestalten, dabei aber ihre Identität im Umgang mit der Droge Arbeit verloren haben. In diesen Zitaten aus Interviews mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen an einer Messe dreht sich alles um die Wirkung nach außen und gleichzeitig um die Sprachlosigkeit in einer Zeit der omnipräsenten Kommunikation. In einem Interview mit Kristina Werndl beschreibt Katrin Röggla die wesentlichen Aspekte ihrer Arbeit: mich interessieren gesellschaftliche knoten. mischverhältnisse. zusammenhänge. widersprüche. das sind politische fragestellungen, aber, wie gesagt, literatur kann nicht per se politisch oder nicht politisch sein, auch wenn sie in bestimmten historischen situationen politische reaktionen auslösen konnte. kunst scheint mir die aufgabe zu haben, wenn sie überhaupt aufgaben hat, ambivalenzen, widersprüche herauszuarbeiten. und außerdem bin ich beim schreiben zu einem großen teil auch mit mir selbst beschäftigt, also was machen bestimmte diskurse, rhetoriken, sprech- und kräfteverhältnisse mit mir. also die frage nach emotionalen und psychologischen interferenzen, die diese widersprüche und machtverhältnisse auslösen, auch wenn sich das bei meinem schreiben mehr auf der ebene der geste, des ausdrucks äußert. Kathrin Röggla: wir schlafen nicht (2004) der senior associate: er denke dexedrin, also keine hexerei. mit dexedrin werde so was leicht gemacht, oder ephedrin, so vom wirkstoff her. captagon habe man das früher genannt, und heute werde es wohl auch noch so heißen, so vom markennamen her, wachmacher eben, amphetamine. er habe das zeug gar nicht genommen, wie gesagt, er brauche das ja nicht mehr, das laufe bei ihm rein über den adrenalinspiegel ab. der it-supporter: also kollegen hätten sich das gesicht gewaschen, kollegen hätten frischluft geschnappt, sie hätten red bull getrunken, auch kaffee verhindere in gewisser weise den schlaf, er schaffe das ohne. er brauche das nicht. er könne mittlerweile trinken, was er wolle, er merke das nicht mehr. In der Arbeitswelt gefangen 5 10 5 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==