400 Originaltext von Gyula Pulay Übersetzung von Gyula Pulay kissebsíg lennyi kissebsíg lennyi nem sors hanem feladat de ki adja fe jeszt e feladatot ki e tanituormester ki adja ez egyeseket meg ez ötösöket ki buktat meg a nemzet oskol j ba mi vannunk e but k Minderheit sein Minderheit sein ist kein schicksal sondern aufgabe aber wer gibt uns diese aufgabe auf wer ist der lehrmeister wer gibt die einser und fünfer in der schule der nation sind wir die dummen 9. Interpretieren Sie diesen Text nach inhaltlichen Gesichtspunkten: • Fassen Sie die Aussage dieses Textes in eigenen Worten zusammen. • Analysieren Sie den Sinnbezirk, aus dem die Worter entnommen sind. • Stellen Sie Vermutungen darüber an, warum dieser Sinnbezirk gewählt wurde. • Diskutieren Sie, wie das lyrische Ich die Situation der Minderheit sieht. LITERATUR DER ROMA UND SINTI In Österreich wird die Sprache Romanes (Betonung auf der dritten Silbe) bzw. Romani nur noch von wenigen Familien im Alltag gesprochen. Die Angehörigen der verschiedenen Untergruppen sind heute einem sehr hohen Anpassungsdruck unterworfen, der den Erhalt der verschiedenen Sprachvarianten zu einem vorrangigen Anliegen macht. Verschiedene Initiativen auf politischer, aber auch wissenschaftlicher Ebene versuchen, die sprachliche und kulturelle Tradition dieser Volksgruppen zu dokumentieren und zu bewahren. Die Literatur dieser Volksgruppen ist einerseits geprägt von Ausgrenzung und Verfolgung durch die Mehrheitsbevölkerung, andererseits durch die fast vollständige Auslöschung der Roma, Sinti und Lovara im Nationalsozialismus (Porajmos). Dem folgend sind die Texte von den persönlichen Erfahrungen und dem Schicksal der einzelnen Familien geprägt. Eine der wichtigsten Vertreterinnen im literarischen Bereich ist Ceija Stojka (1933 – 2013), die in ihren Werken (u. a. Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin) die Verfolgung der Roma als Überlebende zu Papier gebracht hat. Sie wurde zur literarischen Zentralfigur der Auseinandersetzung mit diesem Thema. Stefan Horvath (geb. 1949) setzt sich seit der Ermordung seines Sohnes durch das rassistisch motivierte Attentat im Februar 1995 in seinen Texten mit dem heutigen Schicksal der Roma auseinander. Sein Text Katzenstreu (2007) stellt diese Gewalttat und ihre Bedeutung für ihn selbst und für seine Familie in vielschichtiger Form in den Mittelpunkt1. Über die Entstehung seiner Erzählung schreibt Horvath: 5 5 1 Dieses Attentat und die damit verbundenen Ereignisse wurden von Elfriede Jelinek in ihrem Stück Stecken, Stab und Stangl (1996) aufgearbeitet. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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