Killinger Literaturkunde, Schulbuch

KINDER- UND JUGENDLITERATUR LÄNGSSCHNITT 414 Kinder- und Jugendliteratur ist zunächst nach der Altersgruppe definiert, an die sie sich wendet. Erst in zweiter Linie werden darin Trends sichtbar, die sie als besonders geeignet für Kinder und Jugendliche ausweist. In thematischer Hinsicht werden Bereiche wie Jugendprobleme, Erwachsenwerden, Selbstfindung, Sexualität, soziale und historische Probleme u.a. behandelt. Häufig ist zu beobachten, dass die meisten Werke dieses Genres eine lehrhafte, erzieherische Tendenz im Sinne der jeweiligen Gesellschaft verfolgen und damit Ziele und Normen wie Verantwortung für sich selbst und für andere sowie Respekt vor den Mitmenschen vermitteln. Gleichzeitig wird mit diesen Werken versucht, Jugendliche für das Lesen insgesamt zu interessieren, indem man ihnen auch all das bietet, was ihre Vorlieben und ihre Befindlichkeiten anspricht. Die moderne Jugendliteratur geht von der Schwarz-Weiß-Zeichnung (wie sie auch im Märchen häufig zu finden ist) jedoch ab und regt dazu an, persönlich Stellung zu beziehen. Zu den beliebtesten Themenbereichen zählen Beziehungen und Freundschaften, die bei der Identifikationsfindung Jugendlicher essenziell sind, ebenso wie die Ablösung von den Eltern und der gleichzeitige Aufbau tragfähiger Beziehungen zu ihnen sowie die Auseinandersetzung mit Autoritäten insgesamt. Die kulturelle und ethnische Herkunft sowie das Erkennen der eigenen sexuellen Orientierung sind wesentliche Parameter bei der Identitätsfindung und können in der Auseinandersetzung mit literarischen Figuren reflektiert werden. Romantische Liebesgeschichten in zum Teil fiktiven Settings, die Darstellung verschiedenster Alltagsprobleme wie Außenseitertum, Einsamkeit, Mobbing, Gruppendruck, Schulleben und Prüfungsstress wie auch der Sport- und Freizeitbereich spielen bei der Darstellung der Lebenswelt Jugendlicher eine große Rolle. Die besondere Sensibilität Jugendlicher für Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Klimawandel und Migration, die Beschäftigung mit Drogenproblemen und der psychischen Verfasstheit der Protagonistinnen und Protagonisten, die sich in Depressionen, Angst oder Essstörungen manifestiert, stellen weitere Facetten der Jugendliteratur dar und sollen dazu beitragen, dass Jugendliche besser mit ihrer Situation zurechtkommen. Viele Jugendbücher sind dem Genre nach Thriller, die mit Spannung die Jugendlichen zu fesseln versuchen. Im Gegensatz dazu steht die Beschäftigung mit Fantasiewelten und Abenteuergeschichten, die den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit bieten, ihre real erlebte Welt zu verlassen. Die Darstellung der Welt von Mythen, Sagen und Magie ermöglicht es, den Rahmen der Realität zu dehnen und in eine heroische Welt einzutauchen, z.B. Wolfgang Holbein (geb. 1953). Vielfach sind derartige Texte in einer denkbaren, nicht allzu fernen, oft dystopischen Zukunft angesiedelt. Themen wie Unterdrückung, Freiheitsentzug, psychische und physische Gewalt lassen Jugendliche Aspekte des Lebens erleben, die ihnen in der realen Welt möglicherweise eher fern sind, die aber ihre gesellschaftliche und politische Sozialisation vorantreiben. Romantische Liebesbeziehungen Fantasy und Abenteuer Dystopien Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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