Killinger Literaturkunde, Schulbuch

418 2. Diskutieren Sie, wie in dieser Textstelle Jugendliche mit der Frage der ethnisch-kulturellen Unterschiede vertraut gemacht werden: • Fassen Sie die Textstelle in eigenen Worten zusammen. • Erläutern Sie, wie die Jugendlichen mit den politischen Vorkommnissen, ihrer Herkunft und ihrer kulturellen Identität umgehen. • Kommentieren Sie die Wirkung dieser Darstellungsweise. 3. Analysieren Sie die Sprache dieses Abschnitts: • Untersuchen Sie, an welchen Aspekten man merkt, dass die Autorin versucht, wie ein kleines Mädchen zu schreiben. • Erläutern Sie, welche Aussage mit dieser Form der Sprache vermittelt wird. 4. Formulieren Sie eine dieser Stellen in die Sprache Erwachsener um. Der Roman Johanna (1984) von Renate Welsh-Rabady (geb. 1937), die auch die Bücher von Judith Kerr übersetzt hat, behandelt das Schicksal eines unehelich geborenen 13-jährigen Mädchens, das in den 1930er Jahren unentgeltlich auf einem Bauernhof arbeiten muss. Ihr Leben ist von politischen Unruhen und dem aufkommenden Nationalsozialismus gekennzeichnet. Sadako will leben (1961) von Karl Bruckner (1906 – 1982) behandelt das Schicksal eines 14-jährigen Mädchens, das unter den Folgen des Atombombenabwurfs über Hiroshima leidet und seine Strahlenerkrankung damit zu überwinden versucht, dass sie Papierkraniche, die in der japanischen Tradition für Gesundheit und Frieden stehen, faltet. Dieser Roman wurde vielfach auch für die Friedenserziehung in Schulen eingesetzt. Im Gegensatz zu diesen Texten stehen Jugendbücher, die in einer märchenhaften Welt spielen, wo die Grenzen der Realität gesprengt werden. Otfried Preußler: Krabat (1971) Der auf einer sorbischen Sage basierende Roman von Otfried Preußler (1923 – 2013) behandelt das Thema des Zauberlehrlings, der sich gegen seinen Meister durchsetzen will. Er wurde in vielfältiger Form (u.a. auch als Oper und Theaterstück) adaptiert und zählt zu den beliebtesten Kinder- und Jugendbüchern des deutschen Sprachraums. […] dort geschah es, dass Krabat zum ersten Mal jenen seltsamen Traum hatte. Elf Raben saßen auf einer Stange und blickten ihn an. Er sah, dass ein Platz auf der Stange frei war, am linken Ende. Dann hörte er eine Stimme. Die Stimme klang heiser, sie schien aus den Lüften zu kommen, von fernher und rief ihn bei seinem Namen. Er traute sich nicht zu antworten. „Krabat!“, erscholl es zum zweiten Mal – und ein drittes Mal: „Krabat!“ Dann sagte die Stimme: „Komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein!“ Hierauf erhoben die Raben sich von der Stange und krächzten: „Gehorche der Stimme des Meisters, gehorche ihr!“ Davon erwachte Krabat. „Was man nicht alles zusammenträumt!“, dachte er, wälzte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein. Anderntags zog er mit seinen Gefährten weiter, und wenn ihm die Raben einfielen, lachte er. Doch der Traum wiederholte sich in der Nacht darauf. Abermals rief ihn die Stimme beim Namen und abermals krächzten die Raben: „Gehorche ihr!“ Das gab Krabat zu denken. […] Märchenhafte Welt 5 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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