Killinger Literaturkunde, Schulbuch

424 11. Nehmen Sie Stellung zu dieser Situation: • Fassen Sie die Positionen der beiden Charaktere, des Mädchens Susi und ihrer Mutter, zusammen. • Erläutern Sie, welche Probleme in dieser Situation zum Vorschein kommen. • Kommentieren Sie die Wichtigkeit dieser Probleme. Ursula Poznanski: Erebos 2 (2019) In ihren Romanen Erebos (2010) und Erebos 2 (2019) behandelt Ursula Poznanski (geb. 1968) die Auseinandersetzung Jugendlicher mit einer als Computerspiel getarnten Intelligenz, die dazu geeignet ist, massiv in das Leben der Menschen einzugreifen und sie zu manipulieren. Damit werden die Risiken, die sich im virtuellen Raum eröffnen, für Jugendliche erlebbar gemacht. In der Fortsetzung muss Nick nicht nur gegen die dunklen Mächte innerhalb des Spiels kämpfen, sondern auch gegen die realen Gefahren, die das Spiel für seine Mitspielerinnen sowie Mitspieler und ihn selbst darstellt. „Nickylein, kannst du ... Ich meine, könnten wir – nur ganz kurz, ohne Zuhörer ...“ […] „Okay“, sagte er zu Brynne. „Aber nur ein paar Minuten.“ Sein genervter Tonfall störte sie offenbar nicht, und wenn doch, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie war hübsch, ohne Zweifel, aber vor allem war sie geschwätzig und, wie er fand, strohdumm. Nun stöckelte sie hüftschwingend vor ihm her und lotste ihn zu der Treppe, die hinunter zu den Turnsälen führte. Hier war es um diese Uhrzeit noch menschenleer. „Also, Nick“, flüsterte sie. „Ich möchte dir gern etwas geben. Es ist wahnsinnig cool, ehrlich.“ Sie griff in ihre Umhängetasche, hielt inne, zog die Hand wieder heraus. […] „Aber vorher muss ich dich noch etwas fragen.“ Sie strich sich betont langsam eine Haarsträhne aus der Stirn. Wenn du dir einen Gefallen tun willst, frag mich nicht, wie ich dich finde. „Leg los.“ „Hast du einen Computer? Einen eigenen, das ist wichtig. In deinem Zimmer.“ Das war es, endlich! „Ja, habe ich.“ Sie nickte zufrieden. „Äh, und stöbern deine Eltern oft in deinen Sachen herum?“ „Meine Eltern sind keine Freaks.“ „Oh. Gut.“ Sie überlegte, die Stirn angestrengt in Falten gelegt. „Warte, da war noch etwas. Genau.“ Sie kam einen weiteren Schritt näher, hob ihm ihr Gesicht entgegen. Ihr Kaugummiatem und das Harems-Parfum bildeten eine bizarre Mischung. „Du darfst es niemandem zeigen. Sonst funktioniert es nicht. Du musst es gleich einstecken und sag keinem, dass ich es dir gegeben habe. Versprochen?“ Das war ja albern. Er verzog das Gesicht. „Wieso?“ „Das sind die Regeln“, sagte Brynne eindringlich. „Wenn du es nicht versprichst, kann ich es dir nicht geben.“ Nick seufzte laut und demonstrativ gereizt. „Meinetwegen. Versprochen.“ […] „Gut“, wisperte Brynne. „Ich verlasse mich auf dich.“ Sie warf ihm einen Blick zu, der, wie Nick befürchtete, verführerisch sein sollte, dann zog sie eine schmale, quadratische Kunststoffhülle aus der Tasche und drückte sie ihm in die Hand. 5 10 15 20 25 30 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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