UNTERHALTUNGS- UND TRIVIALLITERATUR 429 Auch Birgit gab sich mit ganzem Herzen seinen Zärtlichkeiten hin. Dann wieder plauderten sie und erzählten sich gegenseitig etwas aus ihrem Leben. Sie kannten einander ja nicht. Jeder war für den anderen noch eine fremde Welt. „Es macht mir Spaß, mich mit dir zu unterhalten“, versicherte Birgit ihm. „Du bist ganz anders als die jungen Leute in Hamburg, diese Studenten. Sie verfechten oft große Theorien, aber ihren Worten fehlt die Realität. Was du sagst, ist alles vernünftig.“ „Danke, Birgit!“ Er strahlte bei diesem Lob. „Auch ich spreche gern mit dir. Du bist anders als die Mädchen im Dorf. Sie genügen mir nicht. Sie kichern und klatschen, und das langweilt mich. Du bist klug. Du gibst Antworten, über die ich nachdenken kann. Aber niemals bist du hochmütig.“ 4. Begrunden Sie, warum Texte wie die beiden vorangegangenen fur Leserinnen und Leser besonders attraktiv sind: • Benennen Sie Ihnen bekannte Stilmittel. • Erlautern Sie, in welchem Milieu die Romane spielen. • Stellen Sie Vermutungen an, mit welchem Ziel sich die Autorinnen einer so allgemeinen und so positiven Charakterzeichnung der Figuren bedienen. 5. Verfassen Sie einen weiteren Abschnitt für einen dieser beiden Texte im Stil der Vorlage. Der aus Thüringen stammende Karl May (1842 – 1912) schrieb vor allem Abenteuerromane und Reiseerzählungen, die ungeheure Popularität erlangten. Seine Winnetou-Romane, die mit der Person des edlen Winnetou das Konzept des „edlen Wilden“ des 18. Jahrhunderts aufnahmen, waren besonders erfolgreich. Im Zuge der Veröffentlichung eines Begleitbuchs und anderer Materialien zu einem Film entstand eine öffentliche Debatte um Rassismus und kulturelle Aneignung im Zusammenhang mit Karl May. 6. Prasentieren Sie die Debatte um Karl Mays Bucher in kompakter Form: • Recherchieren Sie die offentlich gefuhrte Debatte im Internet. • Fassen Sie die Standpunkte der verschiedenen Gruppen fur eine Prasentation zusammen. • Nehmen Sie aus Ihrer Sicht zu den wesentlichen Aspekten der Debatte um kulturelle Aneignung und Rassismus differenziert Stellung. Man kann Kriminalromane und Detektivromane unterscheiden. Der Kriminalroman bietet die Geschichte eines Verbrechens. Im Mittelpunkt der Darstellung steht die Tat; Hauptfigur ist die Verbrecherin oder der Verbrecher. Der Detektivroman ist die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens. Im Mittelpunkt steht die Jagd nach der Täterin oder dem Täter, die mit der Spurensicherung rund um die Leiche beginnt (analytischer Aufbau). Hauptfigur ist die Detektivin bzw. der Detektiv. Es gibt Kriminal- und Detektivromane mit hohem literarischem Anspruch, etwa von E. T. A. Hoffmann, Friedrich Dürrenmatt, Peter Handke und Gerhard Roth. Viele Produkte dieser Gattungsform gehören jedoch zur trivialen oder Heftchenliteratur. Die Detektivgeschichte ist lange Zeit eine anglo-amerikanische Spezialform geblieben. Als ihr Erfinder gilt der Amerikaner Edgar Allan Poe (1809 – 1849) mit seiner 1841 erschienenen Geschichte vom Doppelmord in der Rue Morgue. Sein Detektiv, Chevalier Auguste Dupin, ist geprägt durch den Glauben an die Kraft des menschlichen Verstandes, der schließlich über das Unheimliche, Unerklärbare siegt. Seine Nachfolger sind Sherlock Holmes (eine Schöpfung von Arthur Conan Doyle (1859 – 1930)), und Hercule Poirot, Protagonist in Agatha Christies (1890 – 1976) Kriminalromanen. Sie alle nehmen sich der kompliziertesten und höchst unrealistisch ausgedachten Fälle an, um die Perfektion ihrer analytischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Es sind Gedankenspiele, die, gleich Schachpartien, mit 10 15 Kriminalroman – Detektivroman Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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