Killinger Literaturkunde, Schulbuch

VERMITTLUNG UND VERMARKTUNG VON LITERATUR 435 Erfindung beweglicher Metalllettern (Mobilletterndruck) und der Werkzeuge zu ihrer Herstellung. Die Gussform für diese Metalllettern wurde mit einem Stahlstempel in einen Kupferblock geprägt, wodurch exakt gleiche Buchstaben gedruckt werden konnten. Damit konnten große Mengen an Drucken hergestellt werden. Der Drucker besorgte zu dieser Zeit oft auch die Aufgaben der Buchbinderei, er war Verleger und Einzelhändler in einem. Entscheidend war der Gewinn, der aus der Buchproduktion gezogen werden konnte. Martin Luthers Bibelübersetzung (ab 1521) war nicht nur für die Reformation wichtig, sie bescherte auch dem Drucker und Verleger hohe Gewinne. Der Preis einer Lutherbibel entsprach 1534 mit zwei Gulden und acht Groschen in etwa dem Preis von fünf Kälbern, das Jahreseinkommen einer Magd betrug 1,5 Gulden. Die Buch- und Zeitungsproduktion erlebte nicht erst mit der Entwicklung moderner Druckmaschinen im 19. Jahrhundert eine weitere Steigerung. Bereits im 18. Jahrhundert fanden Zeitschriften und periodisch erscheinende Publikationen einen erhöhten Zuspruch in der gebildeten Schicht (vgl. Moralische Wochenschriften, S. 83f.). Mit der zunehmenden Verbreitung von erschwinglichen Büchern und Zeitschriften wuchs auch das Lesepublikum. Die Einführung der Schulpflicht in Preußen 1717 und in Österreich 1774 eröffnete vielen den Zugang zu Büchern und Literatur. Im 19. Jahrhundert fanden literarische Werke Eingang in Zeitungen (Feuilleton). Die Form der Romane wurde daher an die Publikationsbedingungen angepasst; es entstand der Fortsetzungsroman, der eigenen Gesetzen folgt (z. B. Episodenhaftigkeit, Verbindung zur nächsten Folge durch Ankündigung entscheidender Ereignisse, vgl. Trivialliteratur S. 427ff.). Allerdings waren die Rechte der Autorinnen und Autoren nicht geschützt. Raubdrucke waren häufig. Das Copyright (Urheberrecht) der Autorinnen und Autoren wurde erst im frühen 20. Jahrhundert anerkannt. Während wissenschaftliche Bibliotheken bereits im Altertum bekannt waren (z. B. Alexandria, Pergamon), wurden im Mittelalter hauptsächlich Klosterbibliotheken gegründet, die die Kulturschätze des Altertums vielfach bewahren konnten. Mit der wachsenden Bedeutung der Fürstenhöfe und der Universitäten kamen neue Betreiber von Bibliotheken am Beginn der Neuzeit hinzu. Später gründeten auch Städte und Gemeinden eigene Bibliotheken. Im 19. Jahrhundert entstanden dann die ersten Volksbibliotheken im deutschen Sprachraum, deren Zielpublikum die an Unterhaltung und Bildung interessierte Öffentlichkeit war. Zunächst waren diese Büchereien an die bürgerlichen Schichten gerichtet, später wurde auch der Arbeiterschaft der Zugang zu und die Versorgung mit derartigen Angeboten ermöglicht, um diese Schichten zur gesellschaftlichen und politischen Selbstermächtigung zu führen. Der Zugang zu diesen Arbeiter- und Volksbüchereien, die sich zum Teil sogar in kleinen Landgemeinden finden, ist bewusst niederschwellig gehalten, um eine möglichst breite Leserschaft anzusprechen. Angesichts der damit verbundenen Kosten für den jeweiligen Betreiber geraten diese Institutionen heute immer mehr unter Druck, da sie einen nicht unbeträchtlichen Kostenfaktor darstellen. Andererseits ist es bedauerlicherweise so, dass manche Kommunen nach wie vor keine öffentlichen Büchereien bzw. Bibliotheken haben (vgl. Klagenfurt). Das moderne Taschenbuch, d. h. billig hergestellte, broschierte Ausgaben, wurde erst in den 1930er Jahren in Deutschland auf den Markt gebracht. Diese Idee wurde dann von ausländischen Verlagen übernommen und perfektioniert (z. B. Penguin in England). Die Gründung des Deutschen Taschenbuchverlags (dtv), eines Gemeinschaftsunternehmens von elf Verlagen, im Jahr 1960 trug zum weiteren Erfolg dieser Publikationsschiene bei. Eine weitere Publikationsschiene entstand mit der Graphic Novel, bei der Text und Bild miteinander verwoben werden und die eine Weiterentwicklung des Comics darstellt. Die erste erfolgreiche Graphic Novel Ein Vertrag mit Gott wurde vom amerikanischen Comics-Zeichner Will Eisner (1917 – 2005) 1978 veröffentlicht. Als eine der interessantesten und besten Graphic Novels gilt Maus. Die Geschichte eines Überlebenden (1986 – 1991) von Art Spiegelman (geb. 1948), die den Holocaust thematisiert. Vielfach werden traditionelle Texte zu Graphic Novels umgearbeitet, Zeitschriften Bibliotheken und Büchereien Taschenbuch Graphic Novel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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