12 M8 Kinder spielen mit Geldscheinen. (Foto 1923, digital koloriert) M11 Eine Arbeiterwohnung bestand oft nur aus einem Raum. (Foto 1920, Dorfgasse, 1110 Wien) Der Schilling 1924 wurde der Schilling eingeführt. Den Regierungen war seine Wertbeständigkeit wichtiger als Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Ein Drittel der Beamten wurde abgebaut. Löhne, Gehälter und Pensionen wurden gekürzt, die Steuern erhöht und neue eingeführt. Niedriger Geldumlauf sollte eine neuerliche Inflation verhindern. Das senkte die Kaufkraft der Bevölkerung und brachte Produktionsrückgänge. Die Wirtschaft schrumpfte, viele Betriebe mussten schließen. Dadurch gab es in der Ersten Republik sehr viele Arbeitslose. Sozialgesetze Die Koalitionsregierung* verbesserte durch neue Sozialgesetze dennoch die Lage der Beschäftigten. Diese machten aus Österreich einen der fortschrittlichsten Sozialstaaten Europas: Arbeitslose erhielten Unterstützung, der achtstündige Arbeitstag und der Anspruch auf Urlaub wurden eingeführt. Frauen und Jugendliche durften nur noch maximal 44 Stunden pro Woche arbeiten. Betriebsräte sollten in den Betrieben die Interessen der Arbeitenden vertreten. Diese neuen Bestimmungen sollten das Vertrauen der Bevölkerung in die Republik Österreich und in ihre Regierung stärken. M9 Kontrolle der Nationalbank Q Dem Nationalrat ist eine Vorlage unterbreitet worden, durch welche für die Österreichische Nationalbank ein ausländischer Berater beigegeben werden soll. Durch den Generalkommissär ist die finanzielle Kontrolle eingeführt worden, durch den Berater wird sie auf die Notenbank übertragen und verschärft. Das Beschämende liegt nicht an der Bestellung eines fremden Beraters, sondern darin, dass in Österreich die Inflation nicht anders bekämpft werden kann. Im Publikum ist die Anschauung verbreitet, dass ein ausländischer Berater eine größere Autorität besitzt als ein inländischer Funktionär. Von einem ausländischen Berater kann im Interesse des Abbaus der Inflation eine wirksamere Tätigkeit erwartet werden als von einem Inländer. Er kann sich nämlich dem Einfluss von Parteien und anderen Strömungen weniger leicht entziehen. (nach: Kärntner Zeitung, 19.4.1923) M10 Sozialgesetze Q Der Referent sagte, dass die Arbeitslosenunterstützung 80% des Arbeitsverdienstes nicht überschreiten sollte. Die Nachschulung Arbeitsloser soll gefördert werden, indem die Arbeitslosenunterstützung für Kursteilnehmer bis zu dreißig Wochen gewährt werden kann. Ein Abgeordneter verlangte, dass bei Festsetzung der Arbeitslosenunterstützung jene nicht zu kurz kommen, die längere Zeit arbeitslos sind und deren letzter Arbeitsverdienst niedriger war. Ein anderer meinte, dass bei der Bemessung der Rente ein aktueller Arbeitsverdienst zugrunde gelegt wird. Dann wurde die Pensionsversicherung geändert. Alle diese Gesetze gelangen heute vor den Nationalrat. (nach: Neues Wiener Tagblatt, 27.3.1924) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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