Zeitbilder 2, Schulbuch

128 Europa nach 1989 M1 Polnische Gedenkmünze „10 Jahre Solidarnosć“ (Foto 2009) ´ M3 Ceauşescu-Palast, heute Parlament in Bukarest, Rumänien (Foto 2009) Der ehemalige Ostblock Revolutionen Bis 1989 gab es in einigen Volksdemokratien mehrmals erfolglose Aufstände gegen die kommunistische Herrschaft. Sie wurden mit sowjetischer Militärhilfe niedergeschlagen. Massendemonstrationen forderten demokratische und wirtschaftliche Reformen. Die Politik Michail Gorbatschows (S.111) ließ viele Menschen des damaligen Ostblocks auf politische Veränderungen hoffen. Er wollte nicht mehr militärisch gegen Demonstrierende vorgehen. Polen Der jahrelange gewaltlose Kampf der freien Gewerkschaft Solidarnosć* und der katholischen Kirche führte 1989 zum Ende der kommunistischen Diktatur. Ungarn Hier hatten die Menschen seit den 1960-er Jahren kleine wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheiten. Seit 1987 waren auch nichtkommunistische Gruppen politisch tätig. Sie einigten sich mit den Reformkommunisten auf die Einführung eines Mehrparteiensystems. Ungarn erhielt 1990 eine neue Verfassung unter einer nichtkommunistischen Regierung. Das Paneuropäische Picknick Die Paneuropa-Bewegung unter Otto Habsburg, dem Sohn des letzten österreichischen Kaisers, strebte ein ungeteiltes Europa an. 1989 sollte bei Sopron symbolisch der Grenzzaun für ein paar Stunden geöffnet werden. Die Bewegung machte durch Flugzettel und Plakate Menschen aus der DDR, die in Ungarn Urlaub machten, auf die Veranstaltung aufmerksam. Viele deuteten das angekündigte Programm in ihrem Sinn und 661 Menschen nützten die Gelegenheit zur Flucht nach Österreich. Tschechoslowakei Antikommunistische Demonstrationen und friedliche Kundgebungen führten zur Wiedererrichtung der Demokratie in der Tschechoslowakei. Diese löste sich 1993 einvernehmlich in zwei selbstständige Staaten auf: die Tschechische und die Slowakische Republik. Beide Staaten sind inzwischen Mitglieder der NATO, der EU und des Schengen-Raumes. Bulgarien 1990 gab es erste freie Wahlen. Die ehemaligen Kommunisten konnten noch bis 1997 eine Koalitionsregierung anführen. Dann regierte die Union Demokratischer Kräfte (SDS), stabilisierte die Wirtschaft, senkte die Inflation und führte das Land in NATO und EU. M2 Interview mit Walburga Douglas, der Tochter Otto Habsburgs Q „Als vor 20 Jahren beim Paneuropäischen Picknick mehr als 600 DDR-Bürger in den Westen flohen, hat Erich Honecker Ihren Vater dafür persönlich verantwortlich gemacht.“ Walburga Douglas-Habsburg: „Ja, das habe ich selbst gehört. Ich wollte nach dem Picknick einen deutschen Radiosender in Ungarn hören, habe aber nur Radio Moskau gefunden. Ausgerechnet. Aber als ich seine Hasstiraden auf meinen Vater hörte, dachte ich mir, wenn sich der Honecker so aufregt, dann haben wir alles richtig gemacht. Honecker sagte: ‚Habsburg verteilte Flugblätter bis weit nach Polen hinein, auf denen die ostdeutschen Urlauber zu einem Picknick eingeladen wurden. Als sie dann zu dem Picknick kamen, gab man ihnen Geschenke, zu essen und Deutsche Mark, dann hat man sie überredet, in den Westen zu kommen.‘ Eins ist völlig klar. Ohne die Unterstützung meines Vaters und seiner Freunde im Europäischen Parlament und in der Paneuropa-Union hätte es das Picknick nicht gegeben. Aber mein Vater hat natürlich nicht den Flüchtlingen Geld angeboten oder Flugblätter selber verteilt.“ (nach: welt.de, 20.8.2009) ´ Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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