Zeitbilder 2, Schulbuch

130 M6 Maueröffnung in Berlin (Foto 11.11.1989) M9 25 Jahre Mauerfall (Karikatur, Kostas Koufogiorgos, 2014) Die Wende Viele Menschen in der DDR verlangten im Herbst 1989 immer lauter eine Öffnung ihrer Grenzen. Mehr als 28 Jahre lang war Berlin eine geteilte Stadt. Die Grenzen zwischen Ungarn und Österreich waren seit September 1989 geöffnet. Über Ungarn waren bereits 25 000 DDRBürgerinnen und -Bürger in den Westen geflüchtet. Die Machthaber wagten es 1989 nicht mehr, gewaltsam gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vorzugehen. Grenzöffnung Am 9. November verabschiedete das Zentralkomitee der DDR ein neues Reisegesetz und informierte in einer Pressekonferenz die internationale Öffentlichkeit. Am frühen Abend verkündeten die westdeutschen Radio- und Fernsehsender, dass die innerdeutsche Grenze geöffnet sei. Da waren die Grenzübergänge aber noch geschlossen. Tausende Menschen aus Ostberlin versammelten sich daraufhin dort und verlangten die Ausreise. Kurz nach 21 Uhr konnten die ersten Menschen nach Westberlin ausreisen. Da die ostdeutschen Behörden wegen des riesigen Ansturmes Unruhen befürchteten, verzichteten die Zollbeamten und Grenzsoldaten auf Kontrollen und ließen die Menschen einfach durchgehen. M7 Nachrichten in der BRD Q Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten; sie nutzen sich leicht ab. Aber heute Abend darf man einen riskieren: Dieser 9. November ist ein historischer Tag. Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen. (nach: H. J. Friedrichs, Moderator der „Tagesthemen“, 9.11.1989, 22:42) Jubel Die Menschen in Westberlin empfingen die Ankommenden begeistert. Am Kurfürstendamm herrschte Volksfeststimmung: Gasthäuser spendierten Freibier, wildfremde Menschen umarmten einander voll Freude. Für die, die im Westen bleiben wollten, wurden Quartiere gesucht, und alle erhielten 100 Mark Begrüßungsgeld. M8 Christel Dux, geb. 1948, eine Zeitzeugin des Berliner Mauerfalls, erzählt. O Am 9. November 1989 saß ich vor meinem Fernseher. Ich sah die tägliche Pressekonferenz. Schon wollte ich wegschalten, als ein Zettel vor den Journalisten gelegt wurde. Gedankenverloren nahm er den Zettel in die Hand und las vor: „Soeben ist beschlossen worden, dass jeder Reisewillige der DDR in die BRD darf.“ Man sah ihm an, er konnte kaum glauben, was er vorlas. Kurze Zeit später sah man im Fernsehen Menschen brüllen. „Macht das Tor auf, macht das Tor auf“! Ich glaubte nicht, was ich dort sah, nach 28 Jahren wurde die Mauer geöffnet. Honecker muss vor Schreck in Ohnmacht gefallen sein. Tat er doch immer so, als wenn die Welt zusammenbricht, wenn er uns mehr Reisefreiheit erlaubt hätte. Die Tore wurden geöffnet, die Menschen stürmten in den anderen Stadtteil, umarmten sich und weinten. Menschen kletterten auf die Mauer, mit Hämmern und anderen Geräten wurde der „Antifaschistische Schutzwall“ bearbeitet. Am 10.11.1989 gingen die Kinder nicht in die Schule, sie gingen stattdessen in den Westen. Im Fernsehen konnte man sehen, wie sie mit ihren Mappen in Westberlin herumspazierten, viele Eltern gingen mit der Familie rüber, Verwandte wurden besucht, schließlich wartete man darauf 28 Jahre. (nach: LeMO Zeitzeugin: Christel Dux) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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