Anwendungsbereich 8: Europäisierung 131 1989 1990 „Demokratie jetzt“ Die Führung der DDR geriet unter Druck: Die Bürgerbewegung „Demokratie jetzt“ erzwang die Einrichtung eines „Zentralen Runden Tisches“, einer Übergangsregierung. Dort diskutierten Mitglieder der DDR-Regierung, Kirchenvertretungen und Bürgerbewegungen die politische Lage und begannen mit der Ausarbeitung einer Verfassung. Kurz danach forderten viele Menschen in der DDR und in der BRD die Wiedervereinigung. BRD + DDR = Deutschland Nach vielen politischen Verhandlungen zwischen den beiden Staaten und der Vertretung der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs ist Deutschland seit dem 3. Oktober 1990 wieder ein Staat. Dieser Tag wird seither als „Tag der Deutschen Einheit“ gefeiert. Wessie – Ossie Die neuen deutschen Bundesländer im Osten waren weniger wohlhabend, Wirtschaft und Infrastruktur waren veraltet. Junge, gut ausgebildete Menschen zog es daher in den Westen, wo sie oft mit Vorurteilen zu kämpfen hatten. Auch jetzt, nach über 35 Jahren, hat der Osten den westlichen Standard wirtschaftlich noch nicht erreicht. Doch der Abstand wird geringer. Manche Ostdeutsche fühlen sich dennoch benachteiligt: Sie waren in DDR-Zeiten gewohnt, dass viele Lebensbereiche staatlich geregelt waren, um die sie sich nun selbst kümmern müssen (Kinderbetreuung, Arbeitsplatzsuche, …). BRD und DDR Die wichtigsten Vertragsinhalte „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ vom 12.9.1990 Frankreich, Großbritannien, UdSSR und USA • Das vereinte Deutschland umfasst die Bundesrepublik, die DDR und ganz Berlin. • Die bestehenden Grenzen sind endgültig; keine Gebietsansprüche Deutschlands gegen andere Staaten, Bestätigung der Oder-Neiße-Grenze durch den deutsch-polnischen Vertrag • Deutschland bekräftigt sein Bekenntnis zum Frieden und seinen Verzicht auf ABC-Waffen (atomare, biologische und chemische Waffen). • Beschränkung der deutschen Streitkräfte auf 370 000 Mann • Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR und Ost-Berlin bis Ende 1994 • Danach dürfen NATO-Angehörige deutscher Truppen, aber keine ausländischen Streitkräfte, keine Atomwaffen und keine Atomwaffenträger auf ostdeutschem Gebiet stationiert werden. • Beendigung der VierMächte-Rechte und -Verantwortlichkeiten in Bezug auf Berlin und Deutschland als Ganzes • volle Souveränität des vereinten Deutschlands M10 Zwei-plus-Vier-Vertrag, die Rechtsgrundlage für die Wiedervereinigung Deutschlands M11 Tobias Klinkberg, geb. 1983, erinnert sich. O Am 12.11.1989 wurde die Grenze geöffnet. Wie meine Eltern mir erzählten, erfuhren wir davon aus dem Radio. Am Nachmittag sind wir dann zur Grenze gefahren. Auf dem Weg dorthin kam uns schon eine lange Schlange von Trabis entgegen; die Fahrer hatten ihre Scheibenwischer hochgeklappt und winkten damit zum Gruß. Direkt am Grenzübergang waren riesige Menschenmassen unterwegs. Alle jubelten, winkten und freuten sich. Menschen aus Ost und West lagen sich in den Armen. Das war alles sehr beeindruckend. (nach: LeMO Zeitzeuge: Tobias Klinkberg) M12 Reste der Berliner Mauer werden heute für Kunst genutzt. (Foto 2023) 1 Beschreibe M6. Stelle fest, wer die Mauer öffnet. Überprüfe, ob das Foto von Ostberlin oder Westberlin aus aufgenommen wurde. (PSK III) 2 Fasse M7 zusammen. Sieh dir unter https://www.youtube.com/watch?v=LP57Pt4g_0o den Bericht der ARD-Nachrichten vom 9.11.1989 über die Ereignisse in Berlin an. Beurteile die Aussage, dass es sich hier um einen „historischen Tag“ handelt. (PUK III) 3 Arbeite die Unterschiede in M11 und M8 heraus. (PSK II) 4 Vergleiche den Bericht M8 mit dem Schulbuchtext. Arbeite die Reaktion der DDR-Politiker heraus, die die Zeitzeugin beschreibt oder vermutet. (PSK II) 5 Interpretiere M9. Formuliere Fragen, die diese Karikatur beantworten kann. (HFK III) 6 Erkläre die Inhalte des Vertrags M10. (PSK II) 7 Nimm Stellung zur heutigen Nutzung der Mauerreste (M12). (PUK III) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==