Deutsch Sprachbuch 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

Hinführen zur Standardsprache – „Sprachrichtigkeit“ Die Hinführung zur Standardsprache und die Aneignung bildungssprachlicher Kompetenzen bildet einen ständigen Schwerpunkt im Lehrplan. Im Kompetenzbereich „(Zu-)Hören und Sprechen“ lässt sich für die 2. bis 4. Schulstufe eine Progression nachzeichnen: 2. Schulstufe Die Schülerinnen und Schüler können mit zunehmender Sicherheit deutliches, ausdrucksvolles und an der Standardsprache orientiertes Sprechen entwickeln. 3. Schulstufe Die Schülerinnen und Schüler können bewusst sprachliche Ausdrucksformen und einfache normierte Sprachmuster in konkreten monologischen wie dialogischen Sprechbeiträge richtig einsetzen [...]. 4. Schulstufe Die Schülerinnen und Schüler können ausdrucksvoll und an der Standardsprache ausgerichtet Beobachtungen und Sachverhalte in monologischen wie dialogischen Sprechbeiträgen adressatengerecht und situationsgerecht sprechen. 6 In den Ausführungen zum fächerübergreifenden Thema „Sprachliche Bildung und Lesen“ wird als ein Kompetenzziel am Ende der Volksschule außerdem die bildungssprachliche Kompetenz angeführt: „Die Schülerinnen und Schüler können zwischen Alltags- und Bildungssprache unterscheiden und unter Anleitung bildungssprachlich handeln.“ 7 Dieser zentralen Aufgabe wird leider nicht immer die Lernzeit eingeräumt, die ihr als fundierendem Könnensbereich zukommt. Kinder, die Schwierigkeiten im Gebrauch der Standardsprache haben, sind vor allem bei schriftlicher Sprachproduktion gehemmt und auch deren Leseleistung ist nachweislich beeinträchtigt (Ergebnis von PISA-Analysen). Ja, mehr noch: Internationale Leistungsforschung ging der Frage nach den Ursachen für schulische Leistungsunterschiede nach. Ergebnisse zeigten, dass nicht das Verfügen über eine „allgemeine“, für alltägliche Kommunikation taugliche Sprachkompetenz für den schulischen Erfolg entscheidend ist, sondern der Besitz jener spezifischen Fähigkeiten, die vergleichende Bildungsforschung als Bildungssprache bezeichnet. Diese ist abstrakter, weniger kontextbezogen und grammatisch komplexer als Alltagssprache. Da die Bildungssprache ihre Bedeutung erst in Bildungsprozessen entfaltet, müssen die entsprechenden Kompetenzen vor allem in der Schule erworben werden. Fazit: Bildungssprache erweist einen signifikanten Zusammenhang mit den schulischen Lernergebnissen. Sie ist entscheidend für den Bildungserfolg der Kinder. Was können Ursachen für Schwierigkeiten beim Gebrauch der Standardsprache sein? In der Sprachentwicklung der Kinder bilden sich in der sie umgebenden Sprache (Umgebungssprache) Wortschatz, Syntax und Fähigkeiten zur Sprachverwendung aus. Frühe Spracherwerbsprozesse sind stark auf Eigenaktivität angewiesen; das macht einerseits ihre besondere Lernchance und den hohen Lernzuwachs aus. Andererseits werden dabei auch „fehlerhafte“ (idiolektale, soziolektale, dialektale) Äußerungsformen von der Umwelt akzeptiert und ständig verfestigt (= Dominanz der Umgebungssprache). Auf diese Weise entstehen auch für Kinder mit deutscher Erstsprache erhebliche Schwierigkeiten beim Verstehen und Gebrauch der Standardsprache. Das Sprachlernwerk „Deutsch Sprachbuch“ zielt stets auf sprachliches Können ab. Es bietet – der Forschung folgend – eine Fülle von Mustern und Modellen der Bildungssprache. 6 Lehrplan der Volksschule 2023, S. 56 ff. 7 Ebd., S. 14 25

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