Zeitbilder 6 Scheipl Scheucher Ebenhoch Staudinger mit QuickMediaApp Aktualisiert!
Zeitbilder 6, Schulbuch + E-Book Schulbuchnummer: 185182 Zeitbilder 6, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 208158 Zeitbilder 6, Schulbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 200206 Zeitbilder 6, Schulbuch E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 208159 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung vom 16. Oktober 2017, GZ BMB-5.018/0127-IT/3/2016, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß dem Lehrplan 2017 als für den Unterrichtsgebrauch an allgemein bildenden höheren Schulen für die 6. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Mit Bescheid vom 27. August 2024, GZ 2024-0.442.170 sowie GZ 2024-0.442.189, teilt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit, dass gegen die aktualisierte Fassung des Werkes kein Einwand besteht. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Die Bearbeitung erfolgte auf der Grundlage von: Zeitbilder 6, Schülerbuch, Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, 1. Auflage 2018, ISBN: 978-3-209-08846-8 (Autorinnen und Autoren: Alois Scheucher, Ulrike Ebenhoch, Eduard Staudinger, Josef Scheipl) Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: akg-images / Album / Oronoz Grafiken: öbv, Wien 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2025 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Bildrechte: © Bildrecht GmbH, Wien 2025 Redaktion: Mag. Gudrun Magele, Maria Rojach; Mag. Brigitte Messner, Wien; Mag. Elisabeth Puntigam-Gröller, Wien; Mag. Claudia Leithner, Wien Herstellung: Alexandra Brych, BSc, Wien Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: PER Medien und Marketing GmbH, Braunschweig Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-13427-1 (Zeitbilder OS-A SB 6 + E-Book) ISBN 978-3-209-13441-7 (Zeitbilder OS-A SB 6 E-Book Solo) ISBN 978-3-209-13435-6 (Zeitbilder OS-A SB 6 mit E-BOOK+) ISBN 978-3-209-13449-3 (Zeitbilder OS-A SB 6 E-BOOK+ Solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
www.oebv.at Alois Scheucher Ulrike Ebenhoch Eduard Staudinger Josef Scheipl Zeitbilder 6 Geschichte und Politische Bildung Vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Wie arbeite ich mit diesem Buch? Am Anfang des Schulbuchs findest du Informationen zur Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden. Da die Aufgabenstellungen mit Operatoren formuliert wurden, werden die wichtigsten Operatoren in einer Übersicht präsentiert. Alle vier Großkapitel starten mit Auftaktdoppelseiten. Großformatige Bilder, übersichtliche Zeitleisten sowie Einleitungstexte helfen dir beim Einstieg in das Kapitel. Sie wollen deine Neugier und dein Interesse wecken. Die Kompetenzboxen zeigen auf, welche Teilkompetenzen du mit Hilfe der Kompetenztrainingskapitel besonders intensiv entwickelst und trainierst. Gibt es im Großkapitel Hinweise zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken, so werden sie ebenfalls in den Kompetenzboxen genannt. Der Online-Code verweist auf Zeitbilder-Online. Über die Internetseite des öbv www.oebv.at findest du Links und vielfältige Materialien zu Themen, die dich vielleicht interessieren könnten, sowie zahlreiche Karten aus dem Schülerband. Jedes Großkapitel umfasst mehrere Einzelthemen. Sie werden in überschaubaren Kapiteln angeboten. Der Darstellungstext ist übersichtlich strukturiert (im Allgemeinen zwei oder vier Seiten). Vielfältige Materialien (Textquellen, Bilder, Karten, Illustrationen) helfen bei der inhaltlichen Auseinandersetzung. Fragen und Arbeitsaufträge regen an, die jeweiligen Themen selbstständig zu bearbeiten. In den Kompetenztrainingskapiteln zum Bereich Historische Kompetenzen entwickelst und trainierst du mit Hilfe von verschiedenen Materialien, z.B. Texten, Abbildungen oder Fotografien von gegenständlichen Quellen, die in diesem Schuljahr besonders wichtigen Historischen Teilkompetenzen. In einigen dieser Kapitel findest du auch Informationen zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken und lernst z. B. Herrscherporträts zu dekonstruieren und Recherchen durchzuführen. In den Kompetenztrainingskapiteln zum Bereich Politische Kompetenzen entwickelst und trainierst du mit Hilfe von Materialien, z.B. Texten, Abbildungen oder Fotografien von gegenständlichen Quellen, die in diesem Schuljahr besonders wichtigen Politischen Teilkompetenzen. In einigen dieser Kapitel findest du auch Informationen zu Methoden und Arbeitstechniken (z.B. Schaubilder und Diagramme zu analysieren). Du findest auch noch zusätzliche Kapitel zur Politischen Bildung, mit deren Hilfe du dein Sachwissen und deine Politischen Kompetenzen weiterentwickeln kannst. Sie beinhalten meistens auch einen Projektvorschlag. Diesen kann die Klasse gemeinsam umsetzen. Das Basiswissen fasst am Ende jedes Großkapitels die wichtigsten Inhalte zusammen. Grundbegriffe erleichtern das Erlernen von Fachvokabular zu Geschichte und Politik. Die Längsschnitte behandeln ausgewählte Themen (Frauen in der Neuzeit, Gesellschaften im Wandel) und deren Entwicklung im Lauf der Geschichte. Die Semester-Checks ermöglichen es dir, rasch festzustellen, welche Teilkompetenzen du im Laufe des Jahres/Semesters besonders intensiv trainiert hast und wo du die entsprechenden Kompetenztrainingskapitel findest. Außerdem erhältst du einen Überblick über die wichtigsten im Kapitel behandelten Themenbereiche. 1. Scanne den QR-Code und lade die App auf dein Smartphone oder dein Tablet. 2. Scanne deinen Buchumschlag oder wähle dein Schulbuch in der App-Medienliste aus. 3. Scanne eine mit gekennzeichnete Buchseite oder wähle ein digitales Material aus der App-Medienliste aus. QuickMedia App Android iOS 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden 5 Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 6 1. Europa im Wandel – Humanismus und Renaissance 8 2. Aufschwung von Technik und Wissenschaft 12 3. Der Frühkapitalismus – eine neue Wirtschaftsform 14 4. Die Kirche in der Krise 16 5. Reformation statt Reform 18 6. Die Reformation – Auslöser der Sozialrevolution 20 7. Kompetenztraining Politische Urteilskompetenz: Politische Flugschriften in der Neuzeit 22 8. Vom Augsburger Religionsfrieden zur Gegenreformation 24 9. Der Dreißigjährige Krieg 28 10. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Von der Glaubensspaltung zum Glaubenskrieg 30 11. Der Absolutismus 32 12. Frankreich unter Ludwig XIV. 34 13. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Ludwig XIV. und August der Starke (Herrscherporträts) 38 14. England – Könige gegen das Parlament 40 15. Kompetenztraining Historische und Politische Sachkompetenz: Begriffe und Konzepte: „Absolutismus“ und „Herrschaft“ 42 16. Die Vergrößerung der habsburgischen Hausmacht 44 17. Österreich wird Großmacht 46 18. Österreich behauptet sich als Großmacht 48 Basiswissen Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 50 Längsschnitt Frauen in der Neuzeit 52 Längsschnitt Gesellschaften im Wandel 56 Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 62 1. Andere Kontinente – andere Welten 64 1.1 Amerika vor 1492 64 1.2 Afrika vor der Kolonialisierung 65 2. Die Europäer „entdecken“ und erobern die Welt 66 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Geschichtskarten hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragen 68 3. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Die „Europäisierung“ der Welt – „Entdeckungen“ und Eroberungen 70 4. Kompetenztraining Politische Urteilskompetenz: Piraten – einst und heute 72 5. Imperialismus und Expansion – wozu? 74 6. Die imperialistischen Mächte 75 7. Imperialismus – aus der Perspektive der Opfer 79 Basiswissen Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 81 8. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Der Imperialismus 82 Inhaltsverzeichnis 3. Semester Kompetenzmodul 3 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 84 1. Die Aufklärung 86 2. Die Amerikanische Revolution 88 3. Die Französische Revolution 92 4. Politische Bildung Frauenbewegung und Frauenrechte 98 5. Napoleon und Europa 100 6. Die „neue“ alte Ordnung 104 7. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Von der Französischen Revolution zur Neuordnung Europas 108 8. Die Industrialisierung verändert die Welt 110 9. Die „Industrielle Revolution“ 112 9.1 Die „Erste Industrielle Revolution“ 112 9.2 Die „Zweite Industrielle Revolution“ 116 10. Folgen der Industrialisierung – die „Soziale Frage“ 118 11. Versuche, die „Soziale Frage“ zu lösen 120 12. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Kinderarbeit (Recherche) 124 13. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Die „Soziale Frage“ – einst und heute 126 14. Politischer und wirtschaftlicher Liberalismus 128 15. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Der Liberalismus – Forderungen und Umsetzung 131 16. Die Revolutionen von 1848/49 132 17. Neue Nationalstaaten entstehen 135 18. Kompetenztraining Politische Sachkompetenz: Der Nationalismus – Grundlage für neue Nationalstaaten 138 19. Folgenreiche Veränderungen im europäischen Mächtesystem 140 20. Krisen vor dem Krieg 142 21. Krieg im Industriezeitalter 144 22. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Alltag und Propaganda im Ersten Weltkrieg (Feldpostkarten) 146 23. Ende und vielfältige Folgen des Ersten Weltkrieges 148 24. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Der Erste Weltkrieg und seine Folgen 150 Basiswissen Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 152 Österreich vom Aufgeklärten Absolutismus bis zum Ende der Monarchie 156 1. Die Reformen Maria Theresias und Josephs II. 158 2. Politische Bildung Toleranz 160 3. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Aufgeklärter Absolutismus: Maria Theresia und Joseph II. 162 4. Österreich auf dem Weg zum Verfassungsstaat 164 5. Ausgleich mit Ungarn und Nationalitätenstreit 166 6. Österreich wird eine konstitutionelle Monarchie 168 7. Parteien und Interessenverbände entstehen 170 8. Kompetenztraining Politische Handlungskompetenz: Das politische System in Österreich (Schaubilder) 174 9. Kompetenztraining Politische Handlungskompetenz: Jugendliche und Politik (Diagramme) 176 10. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Kaiser Franz Joseph I. 178 11. Industrialisierung und soziale Probleme 180 12. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Bertha von Suttner und die Friedensbewegung (Denkmäler) 182 Basiswissen Österreich vom Aufgeklärten Absolutismus bis zum Ende der Monarchie 184 Semester-Check: Kompetenzen trainieren (Kompetenzmodul 3) 186 Semester-Check: Kompetenzen trainieren (Kompetenzmodul 4) 188 Quellen- und Literaturverzeichnis 190 Bildnachweis 192 4. Semester Kompetenzmodul 4 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden Die Zeitbilder-Bände unterstützen Schülerinnen und Schüler darin, Wissen und Kompetenzen im Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung zu erwerben. In Zeitbilder 6 finden sie 20 meist als Doppelseiten konzipierte Kapitel zum Trainieren und Erweitern der im Lehrplan vorgegebenen historischen und politischen Teilkompetenzen. Diese stehen immer wieder auch in Verbindung mit Hinweisen und Anleitungen zur Methodenschulung. Außerdem werden zwei Kapitel zur allgemeinen Vertiefung der Politischen Bildung angeboten. Die Aufgabenstellungen im Schulbuch wurden mit so genannten Operatoren formuliert. Das sind Verben, die zu bestimmten Handlungen auffordern, wie beispielsweise beschreiben, analysieren oder interpretieren. Die Operatoren lassen sich bestimmten Anforderungsbereichen zuordnen. Beschreiben gehört in den Anforderungsbereich I, hier steht die Wiedergabe von Sachverhalten im Mittelpunkt. Analysieren lässt sich dem Anforderungsbereich II zuordnen. Schülerinnen und Schüler sollen Inhalte selbstständig erklären, bearbeiten und auf unbekannte Zusammenhänge anwenden. Interpretieren gehört in den Anforderungsbereich III; Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, zu selbstständigen Begründungen und Bewertungen zu gelangen. Das Zeitbilder-Team hat sich bezüglich der Bedeutung der Operatoren am Leitfaden des BM:UKK orientiert (vgl.: Die kompetenzorientierte Reifeprüfung aus Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Richtlinien und Beispiele für Themenpool und Prüfungsaufgaben, 2010/2011, S. 14–18): Operatoren des Anforderungsbereiches I Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 6 herausarbeiten Zusammenhänge aus dem zur Verfügung gestellten Material erkennen und wiedergeben Arbeite anhand der Textstelle Motive für imperialistisches Handeln heraus. beschreiben Wichtige Sachverhalte aus (Vor-)Wissen oder aus dem zur Verfügung gestellten Material systematisch und logisch wiedergeben Beschreibe, wie Ludwig XIV. seine Stellung sieht. zusammenfassen Sachverhalte auf das Wesentliche reduzieren und geordnet darlegen Fasse die Argumente gegen den Ablass zusammen. Auch: (be)nennen, ermitteln, feststellen, skizzieren, schildern, aufzeigen, auflisten, lokalisieren, definieren, wiedergeben Operatoren des Anforderungsbereiches II Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 6 analysieren Sachverhalte oder Materialien systematisch untersuchen und auswerten Analysiere anhand der Textstellen M3 die Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Krieg. erklären Sachverhalte und Materialien durch eigenes Wissen in einen Zusammenhang einordnen und begründen Erkläre die Unterschiede zwischen „Honoratiorenpartei“ und „Massenpartei“. vergleichen Sachverhalte oder Materialien gegenüberstellen, um so Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten Vergleiche die Ursachen der Französischen Revolution mit jenen der Amerikanischen. Auch: erläutern, auswerten, einordnen/zuordnen, untersuchen, begründen, charakterisieren Operatoren des Anforderungsbereiches III Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 6 rekonstruieren/ erzählen/ darstellen Die Vergangenheit in einer selbstständigen Erzählung kritisch darstellen mithilfe von Quellen, Darstellungen und eigenem Wissen Rekonstruiere mit Hilfe von M6 die Herrschaftsauffassung Napoleons. beurteilen Den Stellenwert von Aussagen, Behauptungen und Urteilen bestimmen, um so zu einem begründeten Urteil zu gelangen Beurteile die Einstellung und das Verhalten dieser Unternehmer, inwiefern sich ihre Forderungen aus damaliger bzw. heutiger Sicht rechtfertigen lassen. interpretieren Aus Material Sinnzusammenhänge methodisch herausarbeiten und begründet Stellung nehmen Interpretiere, welche Wirkung die Karikatur auf Befürworter und Gegner einer deutschen Einigung erzielt haben könnte. Auch: bewerten, erörtern, dekonstruieren, darstellen, Stellung nehmen, diskutieren, überprüfen, gestalten, verfassen 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Auftakt Ü1 Großkapitel Europa steckte um 1500 in einem tiefgreifenden Wandel: Kultur und Wirtschaft, Religion und Politik wurden davon erfasst. Kulturgeschichtlich begann die Epoche mit Humanismus und Renaissance. Im Frühkapitalismus blühten Fernhandel und Geldwirtschaft auf. In der römisch-katholischen Kirche kam es zur Glaubensspaltung und in weiterer Folge zu Glaubenskriegen in ganz Europa. Mit einer konsequenten Hausmachtpolitik stieg das Haus Habsburg seit dem Beginn des 16. Jh. zur Großmacht auf. Dies gelang durch gut gewählte Heiraten und damit verbundene Erbverträge sowie durch erfolgreich geführte Kriege gegen die Osmanen nach der zweiten Belagerung Wiens. Kaiser Karl VI. starb 1740 ohne männlichen Nachfolger. Seine Tochter Maria Theresia begründete mit ihrem Ehemann Franz Stephan die Dynastie Habsburg-Lothringen. Im 17. und 18. Jh. setzte sich der Absolutismus als Herrschaftsform in Europa durch. Der französische König Ludwig XIV. wurde dabei mit seiner Art der Machtausübung zum Vorbild für viele Fürsten in Europa. In England jedoch setzte sich nach langen Kämpfen die parlamentarische Monarchie durch. Anonym, Spielkartenmanufaktur an der Place Dauphine in Paris. Gemälde, um 1680. Online-Ergänzungen vx5p9h 1545–1563 Reformkonzil von Trient 1555 Augsburger Religionsfrieden 1525–1526 Großer Bauernkrieg 1517 Luther veröffentlicht seine 95 Thesen. um 1450 Erfindung des „modernen“ Buchdrucks 1529 Erste Belagerung Wiens durch die Osmanen Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 1519–1556 Karl V. regiert ein Weltreich. 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
In diesem Kapitel trainiert und erweitert ihr vor allem folgende Kompetenzen: Politische Urteilskompetenz • Vernachlässigte Interessen in Urteilen erkennen und die damit verbundenen Konsequenzen abschätzen • Eigene politische Urteile und Überzeugungen in ihrer Bedingtheit (Interessen, Standortgebundenheit) erkennen sowie die Bereitschaft aufbringen, diese zu modifizieren und / oder zurückzunehmen Historische Methodenkompetenz • Quellen und Darstellungen hinsichtlich ihrer Charakteristika unterscheiden • Bildliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren Historische und Politische Sachkompetenz • Fachliche Begriffe/Konzepte des Historischen und des Politischen anhand von Lexika und Fachliteratur etc. klären und die dortigen Definitionen vergleichen sowie Unterschiede erkennen 1688 Glorreiche Revolution in England 1683 Zweite Belagerung Wiens durch die Osmanen 1649 Hinrichtung des englischen Königs Karl I. 1618–1648 Dreißigjähriger Krieg 1740 Begründung der Dynastie HabsburgLothringen 1718 Größte territoriale Ausdehnung des Habsburgerreichs 1661–1715 Regierungszeit Ludwigs XIV. 7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1. Europa im Wandel – Humanismus und Renaissance 1453, 1492, 1517 oder ???? Bis heute ist für Historikerinnen und Historiker die Periodisierung (= zeitliche Einteilung) der Geschichte ein Problem. Besonders deutlich zeigt sich dieses bei der Grenzziehung zwischen Mittelalter und Neuzeit. Als Trennlinie zog man in der Geschichtswissenschaft bis weit ins 20. Jh. hinein häufig ein Ereignis der politischen Geschichte heran (wie z. B. die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453, die Fahrt des Kolumbus nach Amerika 1492 oder den Ausbruch der Reformation mit Luthers Thesen von 1517). Doch schon in der Mitte des 15. Jh. unterschied ein italienischer Gelehrter zwischen dem „Mittelalter“ und „unserem Zeitalter“. Diese Trennlinie zeigte sich in einem neuen Menschen- und Weltbild, in einem neuen Verständnis von Wissenschaft, Kunst und Kultur. Dabei spielte die griechisch-römische Antike eine entscheidende Rolle. Wandel in der Kultur Kulturgeschichtlich begann damit in Europa eine neue Epoche: Als Erste brachen italienische Wissenschafter und Künstler mit dem Weltbild des Mittelalters. Nicht mehr das Jenseits stand bei ihnen im Mittelpunkt ihres Denkens, sondern der „diesseitige“ Mensch. Die Gebildeten beschäftigten sich lieber mit dem „heidnischen“ Kulturgut der griechisch-römischen Antike. Wissenschaft und Technik profitierten von dieser neuen Geisteshaltung. Schließlich sorgte der Buchdruck für eine rasche Verbreitung dieses Gedankengutes in ganz Europa. Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft Am Ende des 15. Jh. wurden der Wandel der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung und die Änderungen in Wirtschaft, Politik, Religion und Kultur immer deutlicher. Deshalb gaben Historiker im 19. Jh. der Zeit ab 1500 einen anderen Namen: Neuzeit. Seuchen, Kriege und allgemeine Not begleiteten den mittelalterlichen Menschen bei seinem Aufbruch in das neue Zeitalter. Während auf dem Lande große Teile der Bauernschaft verelendeten und viele kleine (adelige) Grundherren verarmten, erlebten die Städte einen spürbaren Aufschwung. In den großen Handelszentren entwickelte sich ein neuer Unternehmertyp. Er suchte seinen Markt nicht mehr nur in der näheren Umgebung, sondern in ganz Europa und bald schon in anderen Kontinenten. In Italien erlebte das Bankwesen seine Geburtsstunde und entwickelte sich schnell zu einem bis heute unverzichtbaren Teil des Wirtschaftslebens. Technische Erfindungen trugen wesent- Michelangelo, Gott erschafft Adam. Ausschnitt aus einem Deckenfresko, das die Erschaffung der Welt und des Menschen sowie die Sintflut zeigt; Sixtinische Kapelle, Vatikan, 1511–1512. lich zur Steigerung der Produktivität bei. Sie ermöglichten den Europäern auch die Ausbreitung über die Weltmeere und andere Kontinente. Den „Entdeckungen“ folgten bald die Ausbeutung und Beherrschung riesiger fremder Länder. Das war vor allem auch auf die Entwicklung neuer Waffentechniken zurückzuführen. Wandel in Politik und Religion Der Zeitenwandel zeigte sich auch in der Politik: Papst und Kaiser waren im Jahrhunderte dauernden Kampf und Zusammenspiel die wichtigsten politischen Kräfte im mittelalterlichen Europa. Nun verloren sie ihren Vorrang. Zwar regierten die Habsburger jahrzehntelang ein Reich, „in dem die Sonne nicht untergeht“. Doch ein starkes französisches Königreich im Westen und die bis nach Wien vorstoßenden Osmanen machten den Habsburgern die Vormachtstellung in Europa streitig. Im Heiligen Römischen Reich wiederum nutzten die Landesfürsten die schwache Stellung des Kaisers zum Ausbau starker Landeshoheiten. Auch die mächtige katholische Kirche befand sich in der Krise: Es ging um die Erneuerung des Glaubens und um den Kampf gegen die Missstände in der von Rom aus regierten Amtskirche. Doch anstelle einer Reform folgte die Reformation, anstelle neuer Glaubenseinheit gab es Glaubenskrieg. Erörtere, nach welchen Kriterien man Epochengrenzen in der Geschichte ziehen könnte. Im 20. Jh. fanden revolutionäre technische Entwicklungen statt (Entdeckung der Kernspaltung, Mondlandung, Computer, Internet etc.). Diese haben Wissenschaft und Technik, Wirtschafts- und Alltagsleben entscheidend verändert. Erläutere, ob wir damit am Beginn eines neuen Zeitalters stehen. Diskutiert darüber in der Klasse. Renaissance – die „Wiedergeburt der Antike“ Seit dem 14. Jh. wurde es in Italien „modern“, sich mit der antiken Kultur zu beschäftigen. Besonderes Interesse galt dem Schrifttum der römischen Klassiker, wie z. B. Cicero, Caesar oder Livius, aber ebenso den Lehren des 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Kirchenvaters Augustinus. In allen größeren italienischen Städten begeisterten sich viele Gelehrte und Künstler für die klassische lateinische Literatur und die „ruhmvolle Größe“ des antiken Rom. Der aus Florenz stammende Dichter Francesco Petrarca verfasste den Großteil seiner Werke in klassischem Latein. Er stand im Briefwechsel mit berühmten Zeitgenossen, Königen, Päpsten und dem Luxemburger Kaiser Karl IV. Damit trug er zu einer Wiederbelebung antiken Gedankenguts auch in den europäischen Herrschaftskreisen bei. Sein Dichterkollege Giovanni Boccaccio, dessen italienisch verfasstes Werk „Decamerone“ noch heute zur Weltliteratur zählt, machte das Griechische in Italien „gesellschaftsfähig“: Er ließ die Homer zugeschriebenen Werke übersetzen. Diese von der Literatur ausgehende Beschäftigung mit der Antike griff bald auf die bildende Kunst (Architektur, Plastik, Malerei) über. Die „Wiedergeburt der Antike“ (= Renaissance) war damit endgültig eingeleitet. Die Humanisten – ein elitärer Gelehrtenkreis Im Mittelalter wurde Bildung fast ausschließlich in den Kloster- und Domschulen vermittelt. Im 14. und 15. Jh. entstanden in den italienischen Städten und an den Fürstenhöfen nun zunehmend private Schulen. Gelehrte sammelten dort Schüler um sich und unterrichteten Philosophie, Rhetorik, Geschichte, Poesie und das klassische Latein. Nach der Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen verbreiteten viele in den Westen geflüchtete Lehrer das Altgriechische. Auch Hebräisch wurde wegen der Bibelkritik von manchen Schülern gelernt. Diese Fächer galten im Gegensatz zur Theologie, zur Medizin und zum Rechtsstudium als humanistisch (lat. humanus = menschlich). An den europäischen Universitäten lehrte und schrieb man dagegen nach wie vor im mittelalterlichen „Gebrauchslatein“, das von den Humanisten verachtet wurde. Diese neuen Gelehrten forderten die Rückkehr zu den Ursprüngen der „reinen“ Sprache und Schrift des klassischen Lateins. Im Textvergleich der fehler- und manchmal auch bruchstückhaften Handschriften entwickelten sich die Sprach- und Literaturwissenschaften. Mit dieser Arbeit begründeten die Humanisten auch die klassischen Altertumswissenschaften. Fürsten, Könige und Päpste umgaben sich gerne mit den besonders bekannten und schon zu ihren Lebzeiten berühmten Humanisten und Künstlern. Als Mäzene boten sie ihnen Schutz und Förderung, bedachten sie mit öffentlichen Aufträgen, gut bezahlten Posten in Wissenschaft und Kunst oder holten sie als Ratgeber in die Politik. Arbeite weitere inhaltliche und formale Unterschiede zwischen Raffaels Gemälde und Darstellungen des Mittelalters heraus. Der größte Teil der Bevölkerung (mehr als 90 %) aber konnte weiterhin weder lesen noch schreiben. Bildung war also noch immer nur einem kleinen, elitären Kreis von Menschen möglich – den Mitgliedern des reichen Bürgerstandes und den Adeligen. Der Mensch entdeckt sich selbst L Renaissance ist im Unterschied zum Mittelalter ein Aufbegehren des Menschen zu Gunsten des Menschen […]. Der Mensch und mit ihm die Natur und die Welt – nämlich „seine“ Welt – wurden der „anderen“ Welt, dem Jenseits, gegenübergestellt. […] Im christlichen Mittelalter gab es keinen Platz für den Menschen als eigene Persönlichkeit; in der Renaissance setzte man ans andere Ufer über: Die menschliche Persönlichkeit wurde ins Zentrum der Betrachtung gerückt. (Diwald, Anspruch auf Mündigkeit, 1982, S. 134 f.) Beschreibe und erläutere die Unterschiede zwischen dem „christlichen“ mittelalterlichen und dem „neuen“ Weltbild. Was kennzeichnete nun den „neuen“, den RenaissanceMenschen? Im Laufe des 15. Jh. orientierten sich gerade die bildenden Künstler an ihrer eigenen Schaffenskraft und Originalität. Sie begannen, ihre Werke zu signieren. Jetzt stand das Individuum, der in der Welt stehende Mensch, im Vordergrund. Und der Held, der dem Göttlichen nahe kommen will, wurde in Standbildern verewigt. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 9 Raffael, Die Schule von Athen. Fresko (Ausschnitt) in den vatikanischen Gemächern in Rom, 1510/11. Während im Mittelalter religiöse Motive vorherrschend waren, zeigt dieses Wandgemälde eine Versammlung von Künstlern und Philosophen der Antike, in der Mitte Plato und Aristoteles. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Der Mensch – ein Kosmos im Kleinen Nun wurde man sich des Menschen als Ebenbild Gottes bewusst. Der menschliche Körper wurde nicht mehr nur als sterbliche Hülle betrachtet, er galt als Mikrokosmos (= kleines Abbild der ganzen Welt). „Was die Natur hervorbrachte und formte, das kann nur beifallswürdig und heilig sein“ – diese Auffassung fand ihren Ausdruck besonders in der Darstellung des nackten Menschen, im Bejahen von Sinnlichkeit und Lebenslust. Die Renaissancekünstler fühlten sich dabei durchaus im Einklang mit der Kirche und als gläubige Menschen. Sie waren erfüllt von einer neuen Religiosität, die sie aus der Auseinandersetzung mit den reinen, urchristlichen Formen zu schöpfen glaubten. Donatello, David. Bronzeskulptur, ca. 170 cm, um 1433–43. Donatellos David ist wahrscheinlich die erste Skulptur eines nackten Menschen seit der Antike, da Nacktheit im Mittelalter als Sünde abgelehnt wurde. Nenne ähnliche Plastiken aus der Antike und beschreibe wesentliche Merkmale dieser Darstellung. In der Kunst ging man davon aus, dass Gott die Natur nach exakten Ordnungsprinzipien erschaffen hatte. Daher galt auch für den Künstler exakte Arbeit als oberstes Prinzip: Das erforderte eine genaue Beobachtung der Natur sowie größtmögliche Kenntnis der Körperanatomie. Erstmalig eigneten sich Künstler und Wissenschafter dieses Wissen durch Sezieren von Leichen an. Leonardo da Vinci, Anatomiestudien. Federzeichnungen in brauner Tusche, über schwarzer Kreide, aus dem Atlas der anatomischen Studien, 29,2 x 19,8 cm, um 1500. „Man kann sich den Gedanken aus dem Kopf schlagen, die Gestalt der Menschen in allen Ansichten wiedergeben zu können. […] Deshalb ist es notwendig, sowohl zu zeichnen als zu schreiben“, meint Leonardo. Leonardo da Vinci, Proportionsschema nach Vitruv. Federzeichnung aus den Tagebüchern, Tinte auf Papier, um 1490. Auch auf den Menschen, als Teil der göttlichen Ordnung, sei die Proportionenlehre anzuwenden, meinte Leonardo da Vinci. 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Brunelleschi, Leonardo, Michelangelo … Malerei und Bildhauerei wurden zu einer Wissenschaft, die mit mathematischer Präzision betrieben wurde. Künstler wie Michelangelo (1475–1564), der die Fresken in der Sixtinischen Kapelle schuf, und sein größter Konkurrent, Leonardo da Vinci (1452–1519), sahen in den richtigen Proportionen ein Zeichen der göttlichen Ordnung. Schon zu seinen Lebzeiten hatte Leonardo nicht nur als Künstler, sondern auch als Universalgelehrter einen hervorragenden Namen. Vor allem für die Kriegsindustrie war er als Erfinder zahlreicher neuer Waffen tätig. Schon vor Leonardo hatte Filippo Brunelleschi (1376– 1446) in der Malerei der „Zentralperspektive“ zum Durchbruch verholfen. Seine Meisterleistung aber vollbrachte dieser Künstler beim Dombau in Florenz: 42 Meter beträgt die Spannweite der 1436, nach altrömischem Vorbild fertig gestellten Riesenkuppel. Erst 150 Jahre später wurde der Petersdom mit einer um einen halben Meter größeren Kuppel ausgestattet. Die Autorität der Theologie wird in Frage gestellt Bis zur Zeitenwende galt die Theologie als „Königin der Wissenschaft“. Sie erhob den Anspruch, „mit absoluter Autorität und unfehlbarer Sicherheit“ nicht nur in Fragen des Glaubens, sondern auch in allen anderen Wissenschaftsbereichen entscheiden zu können. Ab dem 16. Jh. gerieten einzelne Naturwissenschafter mit ihren Theorien in Gegensatz zur Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche. Ein besonderer Streitpunkt war die von der Religion und Philosophie beeinflusste Astronomie: Bis zum 15. Jh. galt die von Aristoteles und Ptolemäus (83–161) übernommene Vorstellung, die Erde sei der Mittelpunkt des Kosmos (= geozentrisches Weltbild), als unveränderliche Tatsache. Das neue heliozentrische Weltbild Nikolaus Kopernikus (1473–1543), der aus der ehemaligen Hansestadt Thorn (heute in Polen gelegen) stammte, verwarf jedoch das geozentrische Weltbild. Nach dem Studium alter griechischer und arabischer Texte übernahm er die Auffassung des hellenistischen Astronomen Aristarch (ca. 320–250 v.Chr.), der die Sonne in den Mittelpunkt der Welt stellte: QIn der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Platz. Wer könnte nämlich diese Leuchte in diesem herrlichsten Tempel an einen anderen oder gar besseren Ort setzen als den, von dem aus sie das Ganze zugleich beleuchten kann? (Zit. nach: Teichmann, Wandel des Weltbildes, 1985, S. 70) Erläutere, warum Kopernikus’ Begründung allein wissenschaftlich nicht ausreichend wäre. Kopernikus, Das heliozentrische System vereinfacht dargestellt. Seite aus Kopernikus’ Manuskript von „De revolutionibus orbium coelestium“, das um 1540 erstmals gedruckt wurde. Der Punkt auf dem dritten inneren Kreis stellt die Erde (terra) dar. Zusammen mit dem Mond (unter der vierten Kreisbahn) bewegt sie sich um die Sonne. Ganz außen liegt die Sphäre der Fixsterne (sphaera immobilis). Der Mathematiker Johannes Kepler (1571–1630) errechnete wenige Jahrzehnte später, dass sich die Planeten nicht im Kreis, sondern in Ellipsen um die Sonne drehten. Noch im Jahr 1616 erklärte die römisch-katholische Amtskirche, die heliozentrische Theorie sei „formell insofern häretisch, als sie ausdrücklich den Lehren der Heiligen Schrift an manchen Stellen widerspricht“. Das brachte den italienischen Gelehrten Galileo Galilei (1564–1642) sogar vor das Inquisitionsgericht in Rom, weil er sich für Kopernikus ausgesprochen hatte. Er musste unterschreiben, dessen Lehre nie für wahr gehalten zu haben. Kopernikus, Kepler und Galilei konnten ihre (zum Teil fehlerhaften) Theorien in der Praxis natürlich noch kaum beweisen, fehlte es ihnen doch an den dazu nötigen exakten Geräten. Der Einfluss ihrer Arbeiten auf die weitere Entwicklung der Naturwissenschaft zu einer von der Theologie unabhängigen Fachwissenschaft bleibt aber unbestritten. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Eine wichtige Veränderung in der Kunst war der Übergang zur Zentralperspektive. Recherchiert im Internet nach einer Definition und nach Beispielen dafür. Gestaltet dazu eine Ausstellung (ev. fächerübergreifendes Projekt mit BE). 2. Beschreibe und analysiere die auf dieser Doppelseite dargestellten Bildquellen. Beachte dabei vor allem die neuen Gestaltungsmerkmale der Renaissancekunst. 3. Diskutiert in der Klasse, wie bedeutend Bildung für den gesellschaftlichen Aufstieg heute ist. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 11 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
2. Aufschwung von Technik und Wissenschaft Holzmodell eines Flugmodells, gebaut nach Skizzen Leonardo da Vincis. Das Modell war wegen seines Gewichtes nicht flugfähig. Nicht jede Idee lässt sich technisch umsetzen In der Zeit des Spätmittelalters (ca. 1250–1500) vollzog sich in Europa eine nachhaltig wirksame technische Entwicklung. Sie führte zu einer Überlegenheit der Europäer in der landwirtschaftlichen Produktivität und im Handwerk. Vor allem erzielten sie damit einen Vorsprung in der Kriegsindustrie (Waffen- und Geschützbau) und in der Seefahrt. Manche der (technischen) Ideen wurden damals in ihrer Bedeutung noch gar nicht erkannt. Andere, wie z. B. der Antriebsmotor, konnten zu Beginn der Neuzeit wegen der fehlenden technischen Voraussetzungen noch nicht verwirklicht werden. So hatte der englische Franziskanermönch Roger Bacon schon um 1260 eine Zukunftswelt mit Automobilen, Unterseebooten und Flugzeugen vorausgesehen. Bereits um 1010 baute der englische Benediktinermönch Eilmer von Malmesbury ein Gleitflugzeug, mit dem er von einem Klosterturm aus immerhin eine Strecke von 600 Metern flog. Das italienische Universalgenie Leonardo da Vinci entwarf 500 Jahre später nicht nur eine Art Hubschrauber, er plante auch eine vom Menschen mechanisch betriebene Flugmaschine. Und ein namentlich unbekannter italienischer Ingenieur hatte schon Jahre vor Leonardo die Idee des Fallschirms. Leonardo da Vinci, „Helix Pteron“, Luftschraube. Skizze eines Fluggerätes, Feder und Tinte auf Papier, ca. 23 x 16 cm, 1487–99. Die Maschinentechnik im Aufschwung Schon im Spätmittelalter versuchten Technikkundige, wie beispielsweise die Zisterzienser, neue Energiequellen ausfindig zu machen und entsprechende Maschinen zu bauen. Wassermühlen zum Getreidemahlen verwendete man schon seit der Antike. Spätestens seit der Wende zum 2. Jahrtausend nutzten die Europäer die Wasserkraft auch für viele andere Produktionszweige: Es gab Mühlen zum Walken der Tuche, zum Metallschneiden und -schleifen, zum Stampfen der Biermaische und des Eisens (in der Steiermark schon um die Mitte des 12. Jh.) oder zum Betreiben einer Säge. Die Wasserkraft benötigte man auch für die großen Blasbälge zum Betrieb der Eisenschmelzöfen und für die Wasserförderung in den Bergwerken. Windmühlen sind seit dem 12. Jh. in England bezeugt. Kurbel, Bohrer und Pleuelstange waren seit dem 15. Jh. in Mitteleuropa in Verwendung. Die Erfindung der mechanischen Uhr am Ende des 13. Jh. veränderte bald das Alltagsleben in den Städten: Pünktlich, Stunde für Stunde, schlug nun die Glocke vom Rathaus oder vom Kirchturm und bestimmte fortan den Tagesablauf der arbeitenden Menschen. Auf dem Lande richtete sich die Arbeitszeit weiterhin nach dem Sonnenaufgang und -untergang. Für kürzere Zeitmessungen gab es damals die Sanduhr. Die Taschenuhr aber wurde erst um 1510 erfunden (das Nürnberger Eierlein). Ende des 13. Jh. kamen erstmals Spinnräder aus China in den Westen. Sie beschleunigten und verbilligten die Garnproduktion erheblich. Damit erhöhte sich auch der Leinenverbrauch für Kleidung und Tücher gewaltig. Die Leinenlumpen bildeten gleichzeitig auch jenen Rohstoff, der ab 1450 in immer größeren Mengen gebraucht wurde: das Papier. Der Buchdruck beschleunigt die Kommunikation QZu dieser Zeit [1450] wurde zu Mainz, einer Stadt Deutschlands am Rheine, jene wunderbare und früher unerhörte Kunst, Bücher mittels Buchstaben zusammenzusetzen und zu drucken, durch Johannes Gutenberg, einen Mainzer Bürger, erfunden und ausgedacht. Nachdem er beinahe sein ganzes Vermögen aufgewendet hatte, vollbrachte er doch endlich mit dem Rat und den Vorschüssen des Johannes Fust die angefangene Sache. Sie erfanden die Kunst, die Formen aller Buchstaben des lateinischen Alphabets zu gießen. Diese Formen nannten sie Matrizen, und aus ihnen gossen sie wiederum eherne oder zinnerne, zu jeglichem Drucke geeignete Buchstaben; solche hatte man früher mit den Händen geschnitzt. […] Sie hielten ihre Art und Weise, zu drucken, einige Zeit geheim, bis sie durch Gehilfen, ohne deren Mitwirkung sie die Kunst nicht selbst ausüben konnten, zuerst bei den Straßburgern und schließlich bei allen Nationen verbreitet wurde. (Aus den Hirsauer Annalen; in: Hug u. a., Geschichtliche Weltkunde, 1990, S. 4 f.) Bis zu Gutenbergs Erfindung waren Bücher sehr kostspielig. Trotz des billigen Papiers, welches das teure Pergament abgelöst hatte, verursachte nämlich das Abschreiben-Lassen eines Buches enorme Kosten. Später erfand man die nur begrenzt haltbaren hölzernen Druckstöcke. Doch diese enthielten immer nur den einen einmal eingeschnitzten Text. Erst Gutenbergs Erfindung revolutionierte den Buchdruck: Er verwendete bewegliche metallene Buchstaben, die man beliebig oft auswechseln und zu neuen Texten zusammensetzen konnte. Binnen weniger Jahrzehnte schossen in ganz Europa Druckereien aus dem Boden und begründeten eine neue Industrie. 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Philipp Galle, Druckerei, Druck mit beweglichen Lettern. Kupferstich (Ausschnitt) nach einem Gemälde von Jan van der Straet, um 1580. Das bedruckte Papier verschaffte all jenen, die Lesen und Schreiben lernten, neue Bildungsmöglichkeiten (auch Schwachsichtigen, denn es gab bereits seit Ende des 13. Jh. Brillen). Es ermöglichte die rasche und grenzüberschreitende Verbreitung politischer, kultureller und religiöser Ideen. So wurde z. B. das Flugblatt als neues Propagandamittel (s. S. 22 f.) eingesetzt. Insgesamt führte der neue Buchdruck zu einer wesentlichen Beschleunigung der Kommunikation. Europas Vorsprung in der Waffentechnik Auch in der „Kunst“ des Tötens und Zerstörens wurden die Europäer bis zum Beginn der Neuzeit führend in der Welt. Schon im 12. Jh. übernahmen sie von den Chinesen eine riesige Steinschleuder, die erfolgreich als Belagerungswaffe eingesetzt wurde. Auch das Schießpulver kam wahrscheinlich aus dem fernen China und wurde Mitte des 13. Jh. in Köln ausprobiert. Im 14. Jh. gab es bereits Kanonen und bald darauf wurden die Steinkugeln durch gegossene Eisenkugeln ersetzt. Auch die Handfeuerwaffen wurden seit dem 14. Jh. ständig weiterentwickelt und in den zahlreichen europäischen Kriegen stets neu erprobt. Der Künstler-Ingenieur Leonardo da Vinci entwarf im Dienste mehrerer Fürsten verschiedene Pläne für neues Kriegsgerät: ein Armbrust-Maschinengewehr, Schnellfeuergewehre, mehrläufige Geschütze, Raketen, Panzerwagen etc. Die chemische Industrie (zur Herstellung des Schießpulvers) erlebte dadurch einen ebenso großen Aufschwung wie die Metallindustrie (durch den Kanonenbau) und das Büchsenmacherhandwerk. Auch in der Seefahrt machten die Europäer entscheidende Fortschritte. Mit Hilfe des Kompasses, einer ebenfalls chinesischen Erfindung, entstanden bald bessere Schiffskarten. Sie erleichterten die Fahrt auf dem offenen Meer wesentlich. Im Schiffbau wurde mit der wendigen, dreimastigen „Karavelle“ erstmals ein für die Hochsee taugliches Schiff gebaut und mit Kanonen bestückt. Damit waren alle Voraussetzungen für die kommende Eroberung der Welt erfüllt. Das Wissen über die Gestalt der Erde Das Wissen über die Gestalt der Erde war bei den meisten Menschen zunächst sehr spärlich. Doch den Gelehrten im Mittelalter war die antike Vorstellung von der Gestalt der Erde als Kugel bekannt. Viele von ihnen dachten sich aber das bewohnte Gebiet als kleine Insel, umspült von einem riesigen Weltmeer. Deshalb schrieb man in der Aufklärung den Gelehrten des „finsteren“ (= unwissenden) Mittelalters fälschlicherweise zu, die Erde als Scheibe aufgefasst zu haben. Die Erde galt ihnen jedoch als Mittelpunkt des Universums. Sie bezogen ihr Wissen hauptsächlich aus antiken Quellen. Über die Araber lernten sie Weltbeschreibungen, z.B. des Claudius Ptolemäus (ca. 83–161), kennen. Dieser hatte seine Erdkugel schon in 360 Breiten- und Längengrade eingeteilt, doch den Erdumfang als viel zu kurz berechnet – ein Irrtum mit Folgen für spätere Entdeckungsreisende (z. B. Kolumbus). Trotz aller Fehler war dieses Werk dennoch den anderen Karten, die meist Jerusalem als Mittelpunkt der Welt auswiesen, überlegen. Die Entdeckungsfahrten bewiesen die Fehler des Ptolemäus. Nun stellten Gelehrte eigene, bessere Karten und auch „Erdäpfel“ (= Globen) her. Der Erdglobus des Nürnberger Kosmographen Martin Behaim, 1492. Behaims Globus entstand 1492 und gilt als die älteste erhaltene Darstellung der Erde als Kugel. Europa, Afrika und Asien sind nach dem Reisebericht des Marco Polo und den Entdeckungsfahrten der Portugiesen gestaltet. Amerika ist nicht verzeichnet. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Bewerte die erwähnten technischen Neuerungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf die weitere Entwicklung Europas im globalen Kontext. 2. Vergleiche die Erfindung des Computers und des Internets mit jener Gutenbergs und liste die Unterschiede auf. Erläutere Vorteile und auch mögliche Gefahren, die mit diesen neuen Technologien verbunden sind. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
3. Der Frühkapitalismus – eine neue Wirtschaftsform Italien – Heimat des „modernen“ Geld- und Kreditwesens Seit der Zeit Karls des Großen waren in West- und Mitteleuropa fast ausschließlich Silbermünzen im Umlauf. Erst ab Mitte des 13. Jh. wurden in Florenz (Florentiner), Genua und Venedig (Dukaten) Goldmünzen geprägt. Sie ermöglichten einen „internationalen Zahlungsverkehr“ mit Konstantinopel und den Arabern, die mit Goldmünzen zahlten. Für den rasch wachsenden Handel war Geld dennoch in viel zu geringer Menge vorhanden. Dazu kam noch, dass eine chaotische Münzenvielfalt herrschte. Jeder Münzherr prägte sein eigenes Geld, das durch Verringerung des Edelmetallgehalts noch dazu häufig verschlechtert wurde. Daher entstand schon während der Kreuzzugszeit in Venedig der Beruf des Geldwechslers. Er kontrollierte auf einem Tisch (ital. banca) die verschiedenen Münzen auf Feingehalt und Gewicht und tauschte sie dann – selbstverständlich mit Gewinn – ein. Wegen des hohen Risikos, bare Münze in großen Mengen auf Handelsreisen mit sich führen zu müssen, ging man bald auf schriftliche Zahlungsanweisungen (= Wechselbriefe) über. Daraus entwickelte sich schließlich der heute selbstverständliche bargeldlose Zahlungsverkehr. Schwieriger gestaltete sich die Ausbildung des Kredit- oder Darlehenswesens. Obwohl sich die Päpste selbst immer Geld ausborgten, verbot die Kirche ihren Gläubigen noch immer das Verborgen von Geld gegen – meist hohe – Zinsen. Im Mittelalter betrieben allein die Juden Anonym, Fugger mit seinem Buchhalter Matthäus Schwarz. Miniatur (nachträglich koloriert) aus: Trachtenbuch des Matthäus Schwarz, ca. 1519. Beschreibe dieses Bild und erläutere seine mögliche Aussage. das Geldgeschäft. Nun aber umgingen auch christliche Bankiers immer geschickter dieses Verbot: Sie ließen sich Grundstücke, Bergwerke oder Waren als Pfand für ein Darlehen (Kredit) übertragen. Seit Beginn der Neuzeit aber verrechneten sie ganz offen Zinsen. Um all diese Geschäfte tätigen zu können, musste ein Kaufmann lesen, schreiben sowie vor allem rechnen und kalkulieren lernen. Eine wesentliche Erleichterung bot dabei das Rechnen mit arabischen Ziffern anstelle der komplizierten römischen. Dem Briefwechsel mit den Geschäftspartnern folgten schon im 14. Jh. Aufzeichnungen über die eigenen Geschäfte (Buchführung). Quentin Massys, Der Geldwechsler und seine Frau. Gemälde, Öl auf Holz. 1514. Zähle einige Fachbegriffe aus dem heutigen Bankgeschäft auf und erkläre sie. Große Gesellschaften lassen das Kapital „arbeiten“ Für die Ausbildung des frühen Kapitalismus war neben dem Ausbau des Geldwesens eine gut organisierte und auf große Mengen ausgerichtete Warenproduktion notwendig. Dazu brauchte man aber auch einen neuen Unternehmertyp bzw. neue Unternehmensformen. Das Geschäftsleben entwickelte sich nämlich zum brutalen Wettbewerb, der Gewinn wurde zum Maß aller Dinge. Nur selten reichte das Kapital eines Einzelnen aus, um ein großes Geschäft aufzubauen. Deshalb verwendete man die Einlagen von Verwandten oder auch von Fremden zum Aufbau von Kapitalgesellschaften. Im Gegensatz zu früher machte ein „modernes“ Unternehmen Geschäfte jeder Art: Neben dem Verleih von Boden zogen die Kaufleute ihren Gewinn aus dem Geld- und Warenhandel. Sie vergaben Anleihen an Fürsten und Könige und investierten auch in den Ausbau von Berg14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
werken. Eine gänzlich neue Einkommensquelle bildete für die Unternehmer aber das „Verlagssystem“. Das Verlagssystem: Handwerksmeister werden abhängig Mit der neuen Wirtschaftsentwicklung konnten die kleinen städtischen Handwerker und Gewerbetreibenden nicht mithalten. Sie hatten nur wenig Kapital und einen relativ kleinen Kundenkreis, der kaum über das Umland einer Stadt hinausreichte. Seit dem 15. Jh. nahmen kapitalkräftige Unternehmer den Absatz der Handelswaren in ihre Hände. Sie erweiterten den Markt über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus und sorgten dafür, dass die verschiedenen Handwerksbetriebe einer Stadt große Mengen gleicher Güter produzierten. Die reichen Handelsherren übernahmen deshalb bald auch den Einkauf der Rohstoffe im Großen, ließen bei den einzelnen Handwerkern gegen einen bestimmten (billigen) Preis produzieren und verkauften dann die (teuren) Fertigwaren mit großem Gewinn. Der Händler war damit zum „Verleger“ der Waren geworden. Viele selbstständige Handwerksmeister jedoch waren zu lohnabhängigen Heimarbeitern abgesunken. „Preisrevolution“ statt „gerechter Preis“ In der Bevölkerung wurde die Kritik an der ungehemmten Gewinnsucht der Gesellschaften immer lauter. Vor allem die Monopolstellung einzelner Firmen erregte den Unmut der Menschen. So besaß z.B. das damals reichste Unternehmen der Welt, die Familie Fugger aus Augsburg, alle europäischen Kupferbergwerke und konnte so den Preis diktieren. Das entsprach aber gar nicht der christlichen Vorstellung vom „gerechten Preis“. Danach sollten Produzenten und Händler nicht mehr verdienen, als sie nach Abzug von Unkosten für ein standesgemäßes Leben brauchten. Die „Großen“ aber wurden allein dadurch immer reicher, dass sie das Geld für sich arbeiten ließen, während sich die „Kleinen“ für ihr Geld immer weniger kaufen konnten. Die Handelsherren argumentierten dagegen, dass sie ihren Gewinn ohnehin wieder in neue Geschäfte investierten und auf diese Weise weitere Arbeitsplätze schufen. Außerdem würden sie durch ihre Handelstätigkeit den Kleinproduzenten die Absatzmärkte sichern. Schließlich fasste der Reichstag 1522/23 den Beschluss, dass Gesellschaften mit mehr als 50 000 Gulden Kapital aufgelöst und Höchstpreise für Lebensmittel eingeführt werden sollten. Doch zu viele Fürsten und Reichsstädte, allen voran aber der Kaiser, waren von den großen Gesellschaften finanziell abhängig. Sie machten den Reichstagsbeschluss wieder rückgängig und ließen den Großkonzernen weiter freie Hand bei ihren Geschäften. Das Heilige Römische Reich wurde in der Zeit des Frühkapitalismus zu einer führenden Wirtschaftsnation. Die Masse der Untertanen aber spürte von diesem Aufschwung wenig. Sie konnte sich kaum das Lebensnotwendigste leisten. Denn die Preise waren seit Beginn des 16. Jh. den Löhnen davongeeilt. Handelshaus Expeditionen Filialen (Kontore, Faktoreien) Ankauf und Verkauf von Rohstoffen, Gewürzen und Fertigwaren Einzelverkauf über Land Märkte – Messen im In- u. Ausland Kreditvergabe Transport und Verkauf Investitionen Gewinn Handelshäuser (Darlehen) (Beteiligungen) Handwerker im Stücklohn Heimarbeiter Hammerwerke und Mühlen Bergwerke und Hütten Banken (Darlehen) Handelshaus Verkauf Geldverleih Verlag (Legge) Verleihung der Nutzungsrechte Fürsten Könige Beschreibe mit Hilfe dieses Schaubildes die Funktionsweise eines frühkapitalistischen Handelshauses sowie des Verlagssystems. Ermittle, in welchen Wirtschaftszweigen es gegenwärtig noch Monopolbetriebe gibt und wer sie besitzt. Amerikanisches Silber „überschwemmt“ Europa Schuld an diesem Preisanstieg war vor allem das größte Silberbergwerk der Welt, das die Spanier um die Mitte des 16. Jh. in Bolivien entdeckten. Von dort setzte eine „Silberschwemme“ nach Europa ein, die den Silbergeldumlauf und damit die Inflation (= sinkende Kaufkraft des Geldes) stark ansteigen ließ (Einfuhr: 1540– 1550 ca. 17,5 t; 1590–1600 ca. 270 000 t). Unter den Preissteigerungen litten besonders die vielen schlecht bezahlten Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter. Viele von ihnen konnten nur überleben, weil sie am Tisch des Arbeitgebers essen und in seinem Hause wohnen durften. Da die europäische Bevölkerung seit 1500 ständig zunahm, stieg auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, und das trieb die Preise kräftig in die Höhe: Brot kostete um 1600 etwa vier Mal mehr als um 1500 – bei nur wenig gestiegenen Löhnen. Die Armut traf besonders die städtischen Unterschichten. Gewinner dieser Entwicklung waren jedoch all jene, die Waren produzierten oder mit ihnen handelten. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die Neuerungen in der Geldwirtschaft und im Zahlungsverkehr zusammen und stelle sie in einer Übersicht dar. 2. Ermittle die Inflationsrate in Österreich während der letzten Jahre und skizziere Gründe für eine Inflation heute. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 15 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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