Philipp Galle, Druckerei, Druck mit beweglichen Lettern. Kupferstich (Ausschnitt) nach einem Gemälde von Jan van der Straet, um 1580. Das bedruckte Papier verschaffte all jenen, die Lesen und Schreiben lernten, neue Bildungsmöglichkeiten (auch Schwachsichtigen, denn es gab bereits seit Ende des 13. Jh. Brillen). Es ermöglichte die rasche und grenzüberschreitende Verbreitung politischer, kultureller und religiöser Ideen. So wurde z. B. das Flugblatt als neues Propagandamittel (s. S. 22 f.) eingesetzt. Insgesamt führte der neue Buchdruck zu einer wesentlichen Beschleunigung der Kommunikation. Europas Vorsprung in der Waffentechnik Auch in der „Kunst“ des Tötens und Zerstörens wurden die Europäer bis zum Beginn der Neuzeit führend in der Welt. Schon im 12. Jh. übernahmen sie von den Chinesen eine riesige Steinschleuder, die erfolgreich als Belagerungswaffe eingesetzt wurde. Auch das Schießpulver kam wahrscheinlich aus dem fernen China und wurde Mitte des 13. Jh. in Köln ausprobiert. Im 14. Jh. gab es bereits Kanonen und bald darauf wurden die Steinkugeln durch gegossene Eisenkugeln ersetzt. Auch die Handfeuerwaffen wurden seit dem 14. Jh. ständig weiterentwickelt und in den zahlreichen europäischen Kriegen stets neu erprobt. Der Künstler-Ingenieur Leonardo da Vinci entwarf im Dienste mehrerer Fürsten verschiedene Pläne für neues Kriegsgerät: ein Armbrust-Maschinengewehr, Schnellfeuergewehre, mehrläufige Geschütze, Raketen, Panzerwagen etc. Die chemische Industrie (zur Herstellung des Schießpulvers) erlebte dadurch einen ebenso großen Aufschwung wie die Metallindustrie (durch den Kanonenbau) und das Büchsenmacherhandwerk. Auch in der Seefahrt machten die Europäer entscheidende Fortschritte. Mit Hilfe des Kompasses, einer ebenfalls chinesischen Erfindung, entstanden bald bessere Schiffskarten. Sie erleichterten die Fahrt auf dem offenen Meer wesentlich. Im Schiffbau wurde mit der wendigen, dreimastigen „Karavelle“ erstmals ein für die Hochsee taugliches Schiff gebaut und mit Kanonen bestückt. Damit waren alle Voraussetzungen für die kommende Eroberung der Welt erfüllt. Das Wissen über die Gestalt der Erde Das Wissen über die Gestalt der Erde war bei den meisten Menschen zunächst sehr spärlich. Doch den Gelehrten im Mittelalter war die antike Vorstellung von der Gestalt der Erde als Kugel bekannt. Viele von ihnen dachten sich aber das bewohnte Gebiet als kleine Insel, umspült von einem riesigen Weltmeer. Deshalb schrieb man in der Aufklärung den Gelehrten des „finsteren“ (= unwissenden) Mittelalters fälschlicherweise zu, die Erde als Scheibe aufgefasst zu haben. Die Erde galt ihnen jedoch als Mittelpunkt des Universums. Sie bezogen ihr Wissen hauptsächlich aus antiken Quellen. Über die Araber lernten sie Weltbeschreibungen, z.B. des Claudius Ptolemäus (ca. 83–161), kennen. Dieser hatte seine Erdkugel schon in 360 Breiten- und Längengrade eingeteilt, doch den Erdumfang als viel zu kurz berechnet – ein Irrtum mit Folgen für spätere Entdeckungsreisende (z. B. Kolumbus). Trotz aller Fehler war dieses Werk dennoch den anderen Karten, die meist Jerusalem als Mittelpunkt der Welt auswiesen, überlegen. Die Entdeckungsfahrten bewiesen die Fehler des Ptolemäus. Nun stellten Gelehrte eigene, bessere Karten und auch „Erdäpfel“ (= Globen) her. Der Erdglobus des Nürnberger Kosmographen Martin Behaim, 1492. Behaims Globus entstand 1492 und gilt als die älteste erhaltene Darstellung der Erde als Kugel. Europa, Afrika und Asien sind nach dem Reisebericht des Marco Polo und den Entdeckungsfahrten der Portugiesen gestaltet. Amerika ist nicht verzeichnet. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Bewerte die erwähnten technischen Neuerungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf die weitere Entwicklung Europas im globalen Kontext. 2. Vergleiche die Erfindung des Computers und des Internets mit jener Gutenbergs und liste die Unterschiede auf. Erläutere Vorteile und auch mögliche Gefahren, die mit diesen neuen Technologien verbunden sind. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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