Zeitbilder 6, Schulbuch

23. Ende und vielfältige Folgen des Ersten Weltkrieges Sowjetunion Österreich Ungarn Estland Lettland Litauen Tschechoslowakei Finnland T ü r k e i Schwarzes Meer Mittelmeer Jugoslawien S.H.S. Rumänien Staatsgrenzen von 1921 (ab 1922) Hunger breitet sich aus Schon bald nach Kriegsbeginn wurden in den Städten der Mittelmächte die Lebensmittel knapp. Die Seeblockade, sinkende landwirtschaftliche Produktion und die Bevorzugung des Heeres zeichneten dafür verantwortlich. Die allgemeine Auszehrung ließ die Sterberate gegenüber der Zeit vor dem Krieg drastisch ansteigen. Hinsichtlich der Versorgung besaß die ländliche Bevölkerung gegenüber den Städtern Vorteile, obgleich sie unter den Requirierungen für die Armee litt. Da die Bauern aber auch vielfach Lebensmittel für den Eigenbedarf und den Schwarzmarkt zurückhielten, kam es zu großen Spannungen zwischen Stadt und Land. In den Städten wiederum vertiefte sich der Gegensatz zwischen den armen und den wohlhabenden Schichten. Wer dazu in der Lage war, unternahm „Hamsterfahrten“ auf das Land und kaufte Lebensmittel zu Schwarzmarktpreisen oder tauschte sie gegen Kleidung ein. Die offiziell verteilten Rationen lagen weit unter dem notwendigen Kalorienbedarf. 1916 kam es daher zu den ersten großen Unruhen und Hungerstreiks, wobei vor allem auch Frauen und Kinder auf die Straße gingen und höhere Rationen forderten. Die Verbitterung der Not leidenden Bevölkerung war umso größer, als es auch „Kriegsgewinnler“ gab. Sie gelangten durch Produktion und Lieferung von Kriegsgütern zu großem Reichtum. Kriegsende im Osten In Russland brachen mit Fortdauer des Krieges jene gesellschaftlichen Spannungen neuerlich auf, die zu Kriegsbeginn noch einmal überdeckt worden waren. 1917 fanden zwei Revolutionen statt, die zu einer völligen Umwandlung des Staates und der Gesellschaft führten. Die neue Sowjetmacht forderte zu einem allgemeinen Waffenstillstand auf. Es kam allerdings nur zu einem Sonderfrieden mit den Mittelmächten, der im März 1918 in Brest Litowsk abgeschlossen wurde. Hierin wurden Sowjet-Russland harte Bedingungen auferlegt. Polen, die Ukraine, das Baltikum und Finnland mussten abgetreten bzw. geräumt werden. Neue selbstständige Staaten sollten hier entstehen, für die Deutschland als Schutzmacht auftrat. Der Krieg im Osten war damit beendet. Militärische Niederlage der Mittelmächte und Waffenstillstand Trotz des Kriegsendes im Osten trat im Laufe des Sommers 1918 die Überlegenheit der Alliierten immer mehr zu Tage. Im August erklärte die deutsche Heeresleitung in einer Geheimbesprechung den Krieg bereits für verloren. Allerdings dauerte es noch einige Wochen, bis die Mittelmächte den Waffenstillstand anboten. Russisches Reich Österreich-Ungarn Osmanisches Reich Schwarzes Meer Mittelmeer Rumänien Serbien Staatsgrenzen von 1914 0 450 km Die europäische Staatenwelt vor und nach dem Ersten Weltkrieg. 148 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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