von der ersten Weltumseglung (1519–1522) nach Spanien zurück. Länder werden erobert und alte Kulturen zerstört Was Kolumbus bei seinen Reisen nicht gefunden hatte, rafften wenige Jahrzehnte später zwei Konquistadoren (= Eroberer) mit unglaublicher Grausamkeit in riesigen Mengen an sich: Gold. 1519 drang der spanische Ritter Hernán Cortés mit einer nur 600 Mann starken, berittenen Streitmacht in das Reich der Azteken im Hochland von Mexiko vor. Mit Hilfe rebellierender Indigener und überlegener Waffentechnik zerstörte er die Hauptstadt Tenochtitlan und setzte den Aztekenkaiser Montezuma gefangen. Mexiko kam als „Vizekönigreich Neuspanien“ unter spanische Herrschaft (1522). Eine Schlüsselfigur bei dieser Eroberung war die aztekische Adelige Malinche (auch Malintzin oder spanisch „Marina“ genannt). Sie wurde Cortés 1519 als Sklavin „geschenkt“. Malinche beherrschte mehrere indigene Sprachen und erlernte rasch Spanisch. Als Übersetzerin und geschickte Verhandlerin mit indigenen Delegationen wurde sie für die spanischen Eroberer unverzichtbar. Bernal Diaz del Castillo, spanischer Soldat und Begleiter von Cortés, schrieb über Malinche: Q Diese Frau war ein entscheidendes Werkzeug bei unseren Entdeckungsfahrten. Vieles haben wir nur mit Gottes Beistand und ihrer Hilfe vollbringen können. Ohne sie hätten wir die mexikanische Sprache nicht verstanden, zahlreiche Unternehmungen hätten wir ohne sie einfach nicht durchführen können. (Bernal Diaz del Castillo: Geschichte der Eroberung Mexikos, 1988, S. 98) Im heutigen Mexiko ist Malinche eine bekannte historische Persönlichkeit: Kunstwerke, Lieder, Musicals, Romane, Tänze und Filme beziehen sich auf sie und die Eroberungsgeschichte Mexikos. Sie gilt als Frau von großer, aber umstrittener Bedeutung. Ihre Rolle wird daher sehr kontrovers beurteilt: Manche sehen sie als erste Kulturvermittlerin zwischen Indigenen und Spaniern, einige als Opfer männlicher Vorherrschaft. Andere verurteilen sie als Verräterin ihres eigenen Volkes. Malinche wird manchmal auch als „Mutter“ der mexikanischen Nation bezeichnet: Sie und Cortés bekamen einen gemeinsamen Sohn, in dem einige den ersten der „Mestizen“ sehen, die heute etwa 75% der mexikanischen Bevölkerung ausmachen. 1532 eroberte der Spanier Francisco Pizarro mit nicht einmal 200 Soldaten ein anderes „Goldland“, das von den Inka beherrschte Peru. Da sie dem Inkaheer hoffnungslos unterlegen waren, nahmen die Spanier deren Herrscher Atahualpa, der waffenlos zu einer Unterredung gekommen war, einfach gefangen. Trotz einer riesigen Lösegeldsumme – ein ganzes Zimmer wurde mit Gold ausgefüllt – erdrosselten sie den Herrscher, nachdem sie ihn vorher gewaltsam zum Christentum „bekehrt“ hatten. Die Oberschicht der Inka wurde nun ausgerottet, die Spanier setzten sich an ihre Stelle. Die Ausbeutung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung Im Gegensatz zu den Portugiesen, die ihre Seeherrschaft im indischen Ozean mit befestigten Handelsplätzen sicherten, war das Ziel der Spanier Landgewinn. Nach der Eroberung und Plünderung durch die Konquistadoren wurden die riesigen Länder an nachfolgende spanische Siedler verteilt. Von der spanischen Krone erhielten sie Landbesitz zugeteilt und konnten steuerfrei ihr Eigentum vergrößern. Nur bei Goldfunden sollten sie zwei Drittel an die Krone abliefern. Die Gier nach (schnellem) Reichtum ging zu Lasten der indigenen Bevölkerung. Diese hatte auch unter der Herrschaft der Azteken und Inka Grausamkeiten erleiden müssen, doch unter den neuen Herren ging es ihr unvergleichlich schlechter: Die Indios wurden aus ihren alten Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaften herausgerissen, erbarmungslos zur Zwangsarbeit getrieben und zum katholischen Glauben gezwungen. Wer sich widerspenstig zeigte, musste mit Folter und Tod rechnen. In einem königlichen Erlass des Jahres 1503 wurde zwar über die Behandlung der Ureinwohnerinnen und Ureinwohner verfügt: QUnser Gouverneur in Indien soll darauf achten, dass jeder Indianer sein eigen Haus habe, indem er mit Frau und Kindern lebe. Und jedem Indianer soll er in der Nähe seines Hauses Grundstücke anweisen, wo sie anbauen, säen und ihr Vieh halten können. Der Gouverneur soll dafür sorgen, dass die Indianer in allem sehr gut behandelt werden. (Zit. nach: Dokumente Sammlung; in: Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 2, 1979, S. 169) Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 67 Wie bei vielen Verhandlungen mit indigenen Abordnungen übersetzte Malinche (mitte) auch beim Treffen zwischen Cortés und dem aztekischen Herrscher Montezuma 1519. (Ausschnitt aus dem illustrierten Kodex 'Lienzo de Tlaxcala') Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==