Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Zeitbilder 5/6 Scheipl Scheucher Ebenhoch mit QuickMediaApp Aktualisiert!

Zeitbilder 5/6, Schulbuch + E-Book Schulbuchnummer: 180834 Zeitbilder 5/6, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 208156 Zeitbilder 5/6, Schulbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 200205 Zeitbilder 5/6, Schulbuch E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 208157 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung vom 12. Dezember 2016, GZ BMBF-5.018/0064-IT/3/2016, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß dem Lehrplan 2017 als für den Unterrichtsgebrauch an allgemein bildenden höheren Schulen für die 5. und 6. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Mit Bescheid vom 27. August 2024, GZ 2024-0.442.201 sowie GZ 2024-0.442.214, teilt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit, dass gegen die aktualisierte Fassung des Werkes kein Einwand besteht. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Die Bearbeitung erfolgte auf der Grundlage von: Zeitbilder 5/6, Schülerbuch, Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, 1. Auflage 2017, ISBN: 978-3-209-08845-1 (Autorinnen und Autoren: Alois Scheucher, Ulrike Ebenhoch, Eduard Staudinger, Josef Scheipl) Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: akg-images Grafiken: öbv, Wien 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2025 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Bildrechte: © Bildrecht GmbH, Wien 2025 Redaktion: Mag. Gudrun Magele, Maria Rojach; Mag. Brigitte Messner, Wien; Mag. Elisabeth Puntigam-Gröller, Wien; Mag. Claudia Leithner, Wien Herstellung: Alexandra Brych, BSc, Wien Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: PER Medien & Marketing GmbH, Braunschweig Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-13428-8 (Zeitbilder OS-A SB 5/6 + E-Book) ISBN 978-3-209-13442-4 (Zeitbilder OS-A SB 5/6 E-Book Solo) ISBN 978-3-209-13436-3 (Zeitbilder OS-A SB 5/6 mit E-BOOK+) ISBN 978-3-209-13450-9 (Zeitbilder OS-A SB 5/6 E-BOOK+ Solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

www.oebv.at Alois Scheucher Josef Scheipl Eduard Staudinger Ulrike Ebenhoch Zeitbilder 5/6 Von der Antike bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Wie arbeite ich mit diesem Buch? Am Anfang des Schulbuchs findest du Informationen zur Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden. Da die Aufgabenstellungen mit Operatoren formuliert wurden, werden als Erstes die wichtigsten Operatoren in einer Übersicht präsentiert. Anschließend folgt ein erstes Kompetenztrainingskapitel, in dem du angeleitet wirst, die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ zu klären und hinsichtlich ihrer Verwendung zu differenzieren. Alle sechs Großkapitel starten mit Auftaktdoppelseiten. Großformatige Bilder, übersichtliche Zeitleisten sowie Einleitungstexte helfen dir beim Einstieg in das Kapitel. Sie wollen deine Neugier und dein Interesse wecken. Die Kompetenzboxen zeigen auf, welche Teilkompetenzen du mit Hilfe der Kompetenztrainingskapitel besonders intensiv entwickelst und trainierst. Gibt es im Großkapitel Hinweise zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken, so werden sie ebenfalls in den Kompetenzboxen genannt. Der Online-Code verweist auf Zeitbilder-Online. Über die Internetseite www.oebv.at findest du Links und vielfältige Materialien zu Themen, die dich vielleicht interessieren könnten, sowie zahlreiche Karten aus dem Schülerband. Jedes Großkapitel umfasst mehrere Einzelthemen. Sie werden in überschaubaren Kapiteln angeboten. Der Darstellungstext ist übersichtlich strukturiert (im Allgemeinen zwei oder vier Seiten). Vielfältige Materialien (Textquellen, Bilder, Karten, Illustrationen) helfen bei der inhaltlichen Auseinandersetzung. Fragen und Arbeitsaufträge regen an, die jeweiligen Themen selbstständig zu bearbeiten. In den Kompetenztrainingskapiteln zum Bereich Historische Kompetenzen entwickelst und trainierst du mit Hilfe von verschiedenen Materialien, z.B. Texten, Abbildungen oder Fotografien von gegenständlichen Quellen, die im jeweiligen Schuljahr besonders wichtigen Historischen Teilkompetenzen. In einigen dieser Kapitel findest du auch Informationen zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken und lernst z. B. Karten interpretieren, Spielfilme analysieren und Urkunden untersuchen. In den Kompetenztrainingskapiteln zum Bereich Politische Kompetenzen entwickelst und trainierst du mit Hilfe von Materialien, z.B. Texten, Abbildungen oder Fotografien von gegenständlichen Quellen, die im jeweiligen Schuljahr besonders wichtigen Politischen Teilkompetenzen. In einigen dieser Kapitel findest du auch Informationen zu Methoden und Arbeitstechniken (z.B. Schaubilder und Diagramme zu analysieren). Du findest auch noch zusätzliche Kapitel zur Politischen Bildung, mit deren Hilfe du dein Sachwissen und deine Politischen Kompetenzen weiterentwickeln kannst. Sie beinhalten meistens auch einen Projektvorschlag. Diesen kann die Klasse gemeinsam umsetzen. Das Basiswissen fasst am Ende jedes Großkapitels die wichtigsten Inhalte zusammen. Grundbegriffe erleichtern das Erlernen von Fachvokabular zu Geschichte und Politik. Die Längs- und Querschnitte behandeln ausgewählte Themen (Sklaverei, Frauen in der Neuzeit, Gesellschaften im Wandel) und deren Entwicklung im Lauf der Geschichte. Der Jahres-Check und die Semester-Checks ermöglichen es dir, rasch festzustellen, welche Teilkompetenzen du im Laufe des Jahres/Semesters besonders intensiv trainiert hast und wo du die entsprechenden Kompetenztrainingskapitel findest. Außerdem erhältst du einen Überblick über die wichtigsten im Kapitel behandelten Themenbereiche. 1. Scanne den QR-Code und lade die App auf dein Smartphone oder dein Tablet. 2. Scanne deinen Buchumschlag oder wähle dein Schulbuch in der App-Medienliste aus. 3. Scanne eine mit gekennzeichnete Buchseite oder wähle ein digitales Material aus der App-Medienliste aus. QuickMedia App Android iOS 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden 6 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Wie wir Geschichte verstehen können 7 Die antike Welt – Griechenland und Rom 10 1. Die Mittelmeerwelt – Wiege der Antike 12 2. Die griechische Polis 14 3. Die Entwicklung der „attischen Demokratie“ 15 4. Götterspiele, Kunst und Wissenschaft 19 5. Gesellschaft und Recht in der attischen Polis 22 6. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Die „attische Demokratie“ im Vergleich mit der Demokratie in Österreich heute 24 7. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Alexanders Eroberungszüge (Geschichtskarten) 26 8. Hellenismus – antike Globalisierung 28 9. Die römische Republik 30 10. Rom – vom Dorf zum Weltreich 32 11. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Roms Aufstieg zur antiken Weltmacht (Schriftliche Quellen) 34 12. Der Untergang der Republik 36 13. Prinzipat – ein Kaiser an der Spitze 38 14. „Pax Romana“ – Die römische „Weltherrschaft“ 40 15. „Dominat“ – absolutes Kaisertum der Spätantike 42 16. Kompetenztraining Historische Fragekompetenz: Römische Kaiserherrschaft 44 17. Gesellschaft und Geschlechterrollen in Rom 46 Basiswissen Die antike Welt – Griechenland und Rom 50 Längsschnitt Sklaverei – Unmenschlichkeit seit Jahrtausenden 52 Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 58 1. Die Umgestaltung des antiken Westeuropas 60 1.1 Der lange Marsch der Germanen 60 1.2 Was blieb von der antiken Welt? 61 2. Migration – Herausforderung und Bereicherung 62 3. Erben der Antike: Byzantiner – Araber – Franken 64 3.1 Größe und Untergang des Oströmischen Reiches 64 3.2 Die Araber begründen ein Weltreich 66 3.3 Die Franken gestalten Europa 68 4. 10. Jahrhundert: Europas „Staatenwelt“ wird geschaffen 70 5. Der Feudalismus – die politische Grundlage des Hochmittelalters 72 6. Bauern und Grundherrschaft 74 7. Die Adeligen – die Herren der Gesellschaft 76 8. Die Diener Gottes beten 78 9. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Feudalismus 80 10. Kirche und Kaisertum – die zwei Mächte des Mittelalters 82 10.1 Papsttum und Kaisertum sind vielfach verwoben 82 10.2 Der Investiturstreit 83 10.3 Kaisertum und Papsttum erneut im Kampf um die Vorherrschaft 84 10.4 Die Kirche um 1200 85 11. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Kirche und Kaisertum – die zwei Mächte des Mittelalters (Bildliche Quellen) 86 12. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Robin Hood – vom Räuber zum Nationalhelden (Spielfilm) 88 13. Orient und Okzident – Wechselwirkungen 90 13.1 Die Kreuzzüge 90 13.2 Neues Machtzentrum im Osten – die Mongolen 91 13.3 Stätten der Begegnung – Spanien und Sizilien 92 13.4 Ost-West-Entfremdung 93 5. Klasse 1. und 2. Semester Inhaltsverzeichnis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

14. Politische Bildung Die Beeinflussung von Massen 94 15. Juden und Jüdinnen in Europa 96 16. Muslime und Musliminnen in Europa 98 17. Gesellschaft und Wirtschaft im Spätmittelalter 100 17.1 Europas Bevölkerung verdoppelt sich 100 17.2 Die Agrarkrise 100 17.3 Bauern kämpfen um Besserstellung 101 17.4 Städte überwinden die Katastrophe 101 18. Die Stadt – eine neue Kraft im Mittelalter 102 19. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Streiflichter aus mittelalterlichen und modernen Städten 106 Basiswissen Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 108 Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 110 1. Europa im Wandel – Humanismus und Renaissance 112 2. Aufschwung von Technik und Wissenschaft 116 3. Der Frühkapitalismus – eine neue Wirtschaftsform 118 4. Die Kirche in der Krise 120 5. Reformation statt Reform 122 6. Die Reformation – Auslöser der Sozialrevolution 124 7. Kompetenztraining Politische Urteilskompetenz: Politische Flugschriften in der Neuzeit 126 8. Vom Augsburger Religionsfrieden zur Gegenreformation 128 9. Der Dreißigjährige Krieg 132 10. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Von der Glaubensspaltung zum Glaubenskrieg 134 11. Der Absolutismus 136 12. Frankreich unter Ludwig XIV. 138 13. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Ludwig XIV. und August der Starke (Herrscherporträts) 142 14. England – Könige gegen das Parlament 144 15. Kompetenztraining Historische und Politische Sachkompetenz: Begriffe und Konzepte: „Absolutismus“ und „Herrschaft“ 146 Basiswissen Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 148 Längsschnitt Frauen in der Neuzeit 150 Längsschnitt Gesellschaften im Wandel 154 Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 160 1. Andere Kontinente – andere Welten 162 1.1 Amerika vor 1492 162 1.2 Afrika vor der Kolonialisierung 163 2. Die Europäer „entdecken“ und erobern die Welt 164 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Geschichtskarten hinsichtlich ihrer Konstruktion hinterfragen 166 3. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Die „Europäisierung“ der Welt – „Entdeckungen und Eroberungen“ 168 4. Kompetenztraining Politische Urteilskompetenz: Piraten – einst und heute 170 5. Imperialismus und Expansion – wozu? 172 6. Die imperialistischen Mächte 173 7. Imperialismus – aus der Perspektive der Opfer 177 Basiswissen Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 179 8. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Der Imperialismus 180 Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 182 1. Die Aufklärung 184 2. Die Amerikanische Revolution 186 6. Klasse Kompetenzmodul 3 6. Klasse Kompetenzmodul 4 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3. Die Französische Revolution 190 4. Politische Bildung Frauenbewegung und Frauenrechte 196 5. Napoleon und Europa 198 6. Die „neue“ alte Ordnung 202 7. Die Industrialisierung verändert die Welt 206 8. Der Wirtschaftsliberalismus 208 9. Die „Industrielle Revolution“ 210 9.1 Die „Erste Industrielle Revolution“ 210 9.2 Die „Zweite Industrielle Revolution“ 214 10. Folgen der Industrialisierung – die „Soziale Frage“ 216 11. Versuche, die „Soziale Frage“ zu lösen 218 12. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Kinderarbeit (Recherche) 222 13. Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Die „Soziale Frage“ – einst und heute 224 14. Der Liberalismus 226 15. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Der Liberalismus – Forderungen und Umsetzung 227 16. Die Revolutionen von 1848/49 228 17. Neue Nationalstaaten entstehen 231 18. Kompetenztraining Politische Sachkompetenz: Der Nationalismus – Grundlage für neue Nationalstaaten 234 19. Folgenreiche Veränderungen im europäischen Mächtesystem 236 20. Krisen vor dem Krieg 238 21. Krieg im Industriezeitalter 240 22. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Alltag und Propaganda im Ersten Weltkrieg (Feldpostkarten) 242 23. Ende und vielfältige Folgen des Ersten Weltkrieges 244 Basiswissen Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 246 Österreich von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie 250 1. Römische Herrschaft und Frühmittelalter in Österreich 252 2. Die Babenberger 254 3. Die frühen Habsburger 256 4. Die Vergrößerung der habsburgischen Hausmacht 258 5. Österreich wird Großmacht 260 6. Österreich behauptet sich als Großmacht 262 7. Die Reformen Maria Theresias und Josephs II. 264 8. Politische Bildung Toleranz 266 9. Österreich auf dem Weg zum Verfassungsstaat 268 10. Ausgleich mit Ungarn und Nationalitätenstreit 270 11. Österreich wird eine konstitutionelle Monarchie 272 12. Parteien und Interessenverbände entstehen 274 13. Kompetenztraining Politische Handlungskompetenz: Das politische System in Österreich (Schaubilder) 278 14. Kompetenztraining Politische Handlungskompetenz: Jugendliche und Politik (Diagramme) 280 15. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Kaiser Franz Joseph I. 282 16. Industrialisierung und soziale Probleme 284 17. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Bertha von Suttner und die Friedensbewegung (Denkmäler) 286 Basiswissen Österreich von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie 288 Jahres-Check und Semester-Checks 290 Jahres-Check: Kompetenzen trainieren (5. Klasse) 290 Semester-Check: Kompetenzen trainieren (6. Klasse, Kompetenzmodul 3) 292 Semester-Check: Kompetenzen trainieren (6. Klasse, Kompetenzmodul 4) 294 Personen und Begriffe 296 Quellen- und Literaturverzeichnis 302 Bildnachweis 304 5. Klasse 6. Klasse Kompetenzmodul 3 6. Klasse Kompetenzmodul 4 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden In Zeitbilder 5/6 findest du 25 meist als Doppelseiten konzipierte Kapitel zum Trainieren und Erweitern der im Lehrplan vorgegebenen Historischen und Politischen Teilkompetenzen. Diese stehen immer wieder auch in Verbindung mit Hinweisen und Anleitungen zur Methodenschulung. Außerdem werden drei Kapitel zur allgemeinen Vertiefung der Politischen Bildung angeboten. Die Aufgabenstellungen im Schulbuch wurden mit so genannten Operatoren formuliert, die sich bestimmten Anforderungsbereichen zuordnen lassen. Beschreiben etwa gehört in den Anforderungsbereich I, hier steht die Wiedergabe von Sachverhalten im Mittelpunkt. Analysieren lässt sich dem Anforderungsbereich II zuordnen. Du sollst Inhalte selbstständig erklären, bearbeiten und auf unbekannte Zusammenhänge anwenden. Interpretieren gehört in den Anforderungsbereich III; du sollst in der Lage sein, zu selbstständigen Begründungen und Bewertungen zu gelangen. Das Zeitbilder-Team hat sich bezüglich der Bedeutung der Operatoren am Leitfaden des BM:UKK orientiert (vgl.: Die kompetenzorientierte Reifeprüfung aus Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Richtlinien und Beispiele für Themenpool und Prüfungsaufgaben, 2010/2011, S. 14–18): Operatoren des Anforderungsbereiches I Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5/6 herausarbeiten Zusammenhänge aus dem zur Verfügung gestellten Material erkennen und wiedergeben Arbeite jene Textstellen heraus, in denen die Ungleichheit zwischen Mann und Frau zum Ausdruck kommt. beschreiben Wichtige Sachverhalte aus (Vor-)Wissen oder aus dem zur Verfügung gestellten Material systematisch und logisch wiedergeben Beschreibe die „attische Demokratie“, die unter Perikles eingeführt wurde. zusammenfassen Sachverhalte auf das Wesentliche reduzieren und geordnet darlegen Fasse die Argumente gegen den Ablass zusammen. Auch: (be)nennen, ermitteln, feststellen, skizzieren, schildern, aufzeigen, auflisten, lokalisieren, definieren, wiedergeben Operatoren des Anforderungsbereiches II Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5/6 analysieren Sachverhalte oder Materialien systematisch untersuchen und auswerten Analysiere Ciceros Vorstellung einer idealen Provinzverwaltung (M9, M10). erklären Sachverhalte und Materialien durch eigenes Wissen in einen Zusammenhang einordnen und begründen Erkläre, warum man Caesars Herrschaft als „Monarchie ohne Krone“ bezeichnen kann. vergleichen Sachverhalte oder Materialien gegenüberstellen, um so Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten Vergleiche die Ursachen der Französischen Revolution mit jenen der Amerikanischen. Auch: erläutern, auswerten, einordnen/zuordnen, untersuchen, begründen, charakterisieren Operatoren des Anforderungsbereiches III Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5/6 rekonstruieren/ erzählen/ darstellen Die Vergangenheit in einer selbstständigen Erzählung kritisch darstellen mit Hilfe von Quellen, Darstellungen und eigenem Wissen Rekonstruiere anhand der Angaben der Urkunde, wie dieser Teil Österreichs damals aussah und wovon die Menschen lebten. beurteilen Den Stellenwert von Aussagen, Behauptungen und Urteilen bestimmen, um so zu einem begründeten Urteil zu gelangen Beurteile die Einstellung und das Verhalten dieser Unternehmer, inwiefern sich ihre Forderungen aus damaliger bzw. heutiger Sicht rechtfertigen lassen. interpretieren Aus Material Sinnzusammenhänge methodisch herausarbeiten und begründet Stellung nehmen Interpretiere, welche Wirkung die Karikatur auf Befürworter und Gegner einer deutschen Einigung erzielt haben könnte. Auch: bewerten, erörtern, dekonstruieren, darstellen, Stellung nehmen, diskutieren, überprüfen, gestalten, verfassen 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Wie wir Geschichte verstehen können Die Inhalte in diesem Abschnitt dienen dazu, Historische Sachkompetenz zu entwickeln. Zunächst ist es dabei notwendig zu klären, was unter „Geschichte“ und „Vergangenheit“ zu verstehen ist, was man mit „Quellen“ und „Darstellungen“ meint und wie diese verwendet werden. Anhand der folgenden Ausführungen kannst du die entsprechenden Einsichten erarbeiten und im Laufe des weiteren Unterrichts anwenden. Im Alltag und in der Umgangssprache verwenden wir die Wörter „Geschichte“ bzw. „geschichtlich“ (historisch) und „Vergangenheit“ auf ganz selbstverständliche Weise. Wir gehen davon aus, dass alle wissen, was wir meinen, wenn wir z.B. sagen: „Das ist eine schöne Geschichte“; „das gehört für immer der Vergangenheit an“; „das ist die Geschichte unserer Familie“; „der Goldpreis erreichte einen historischen Höchststand“. Aus dem Wetterbericht: „Es war noch nie so warm, seit es geschichtliche Aufzeichnungen gibt.“ Für wen aber ist eine Geschichte eine „schöne Geschichte“ bzw. eine „schöne ‚Erzählung‘“? Wer bestimmt darüber, dass etwas „der Geschichte angehören soll“? Im Geschichtsunterricht und natürlich in der Geschichtswissenschaft werden solche Fragen systematisch behandelt. Hier bezieht sich Geschichte auf vergangenes Geschehen, wie es z.B. durch Quellen oder Darstellungen überliefert (berichtet) wird. Solche Berichte stellen immer nur Ausschnitte aus dem tatsächlichen Geschehen in einem bestimmten Zeitabschnitt (= der Vergangenheit) dar. So wird z.B. auch ein Bericht über einen Verkehrsunfall oder über ein Ereignis in der Klasse niemals alles enthalten, was dabei tatsächlich passiert ist. Obwohl also „Geschichte“ mit „Vergangenheit“ zu tun hat, ist sie doch nicht dasselbe wie „Vergangenheit“. M1 Unterschiede von „Geschichte“ und „Vergangenheit“: „Geschichte“ ist etwas „Gemachtes“, also eine (Re-)Konstruktion. Das Machen der Geschichte ist das Erzählen. Dies gilt für fiktive (erdachte) Geschichten (Romane, Märchen, Legenden) genauso wie für solche, die sich um Faktizität (Tatsachenfeststellung) bemühen (z. B. historische Fachbücher). Das Erzählen von „wirklichen Gegebenheiten“ der Vergangenheit als Geschichte geschieht immer in der Gegenwart; jede jeweilige Gegenwart deutet die Vergangenheit aus ihrem Blickwinkel. Deshalb sieht die „Römische Geschichte“ (4 Bände, Berlin 1854 – 1885), die Theodor Mommsen (1817 – 1903) schrieb, ganz anders aus als Suetons (69 – 140 n. Chr.) „Leben der Cäsaren“ und als Jochen Bleickens (1926 – 2005) „Geschichte der römischen Republik“ (München 1955). Aber auch zeitgenössische Geschichtswissenschaft hat häufig unterschiedliche Ansichten und Ergebnisse. Geschichtswissenschaft ist nämlich immer von einem Standpunkt, einer „Perspektive“, abhängig. (Vereinfacht nach Jordan: Einführung in das Geschichtsstudium, 2005, S. 38) Geschichte ist vielfältig. Sie wird (re-)konstruiert: Geschichte gehört in sehr unterschiedlichen Formen zum Leben. Im Alltag der Einzelnen ergeben sich vielfach Bezüge auf Geschichte, wenngleich meist nur beiläufig. So erfährt man von früheren Erlebnissen der eigenen Familie und interessiert sich für die eigene Herkunft im Mehrgenerationenzusammenhang. Man hält inne vor Gräbern, Denkmälern und anderen Erinnerungsorten der nahen oder weiteren Umgebung. Reisen führen zu historischen Sehenswürdigkeiten und zur Begegnung mit Fremdem, das nur durch Rückgriff auf seine Entstehung verstanden werden kann. [...] Wenn man so denkt und spricht, setzt man allerdings ein breites Verständnis von Geschichte voraus: etwa im Sinn verschiedener kultureller Praktiken, durch die sich ein Mensch, eine Gruppe, ein Gemeinwesen (z.B. eine Dorfgemeinschaft) oder eine Kultur auf Vergangenes bezieht, um unterschiedliche Bedürfnisse der Gegenwart – auch im Hinblick auf die Zukunft – zu erfüllen. Anders formuliert: Geschichte ist eine Vielfalt von Praktiken (Erzählungen, Erinnerungen, Deutungen, Sammlungen etc.), durch die Vergangenes bewahrt oder neu mit Bedeutung für Gegenwart und Zukunft versehen (rekonstruiert) wird. Geschichte ist also ein Verhältnis, das zwischen Vergangenheit und Gegenwart unter Berücksichtigung der Zukunft hergestellt (konstruiert) wird. (Gekürzt und vereinfacht nach Kocka. In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 12 – 31, bes. S. 14 f.) M3 Historisches Wissen entsteht über vielfältige Anregungen: Der Historiker ist immer auch Zeitgenosse. [...] Indem Historiker Geschichte „erzählen“, folgen sie bestimmten, aus ihrer jeweiligen Gegenwart entnommenen Formen und Sprechweisen. Solches historisches Wissen ist retrospektiv, perspektivisch, selektiv und partikular. Retrospektivität bedeutet, dass seine Wertvorstellungen dem Historiker den Zugang zur Vergangenheit weisen, dass sich seine Fragestellungen aus seinen eigenen Problem- und Zeitwahrnehmungen bestimmen. Perspektivisch ist historische Erkenntnis insofern, als die Problemsicht des Historikers immer durch seine Gegenwart geprägt ist. Dass historisches Wissen immer nur selektiv (ausschnitthaft) sein kann, liegt auf der Hand. Es lässt sich nämlich Vergangenheit nie vollständig rekonstruieren, sondern nur in Ausschnitten, die wiederum der Historiker ausgewählt hat. Da aus historischem Wissen zudem nur partikulare (auf Teile bezogene und vorläufige) Erkenntnisse gewonnen werden können, kann es keine „abschließenden“ „historischen Wahrheiten“ geben, sondern nur, auf unterschiedlichen Wegen, vielfältige Annäherungen. (Metzler: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, 2004, S. 43 f.) M1 M2 M3 7 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz Die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ klären und hinsichtlich ihrer Verwendung differenzieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

M4 Die Bedeutung von Quellen für die Herstellung (Konstruktion) von Geschichtswissen: Wie Menschen in der griechischen und römischen Antike gelebt haben, erfahren wir durch archäologische Funde, durch Inschriften oder auch durch Münzen. Als überlieferte Texte aus der Zeit liegen die Aufzeichnungen früher Geschichtsschreiber und Dichter vor, eine Reihe von Herrscherbiografien, aber auch Fachliteratur zu Fragen der Religion und der Hauswirtschaft ist aus der Antike überliefert. Die Schriften geben Einblicke in das Wirtschaftsleben, in die sozialen Bedingungen und Geschlechterrollen der Gesellschaft vor mehr als 2000 Jahren. Für das Mittelalter kommen Chroniken, Viten (Lebensbeschreibungen) und Hagiografien (sogenannte Heiligenlegenden) ebenso wie Briefe, Predigten, Bußbücher, Urkunden und Besitzaufzeichnungen (Urbare) hinzu. Sie erlauben Aufschlüsse über die Beschaffenheit der mittelalterlichen Gesellschaft, die Wertevorstellungen und Besitzverhältnisse von damals lebenden Menschen. Da die „kleinen Leute“ – und das bleibt bis in die Zeitgeschichte ein Problem für Historiker – wenige schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben und über sie nur selten in den damaligen Aufzeichnungen berichtet wird, tappen wir über ihre Lebenswelten häufig im Dunkeln. (Gekürzt und vereinfacht nach Budde: Quellen, Quellen, Quellen … In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 52 – 69, bes. S. 57) M5 Quellenprüfung und Quellenkritik: Eine historische Aussage kann noch so spannend und anregend sein – glaubwürdig wird sie erst dann, wenn sie auf einem soliden Quellenfundament aufruht. Die häufig in Handbüchern betonte Differenz zwischen historischer Darstellung als Zusammenfassung der Kenntnisse einer Zeit über eine vergangene Zeit einerseits und historischer Quelle als Zeugnis der Vergangenheit anderseits ist fraglos richtig. Dabei bleibt jedoch häufig außer Acht, dass fundierte Darstellungen in der Regel auf einer gut sortierten Quellenbasis fußen. Gleichzeitig schreiten Quellen als Kontrolleure einer ausufernden Historikerfantasie ein und üben ihre „Vetomacht“ aus. (Gekürzt und vereinfacht nach Budde: Quellen, Quellen, Quellen … In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 52 – 69, bes. S. 54.) M6 Zur Auswertung von Quellen: Die Aussagekraft einer Quelle hängt freilich auch davon ab, was der Historiker (für seine Darstellung) aus ihr herauslesen möchte, das heißt, welche Fragen er an sie stellt. Quellen sprechen nur, wenn man sie befragt, und sie sprechen so oder anders, je nachdem, wie man sie befragt. [...] Quellen können auf vielfältige Art und Weise zum Sprechen gebracht werden. Niemand kann von einer Quelle behaupten, sie sei vollständig ausgeschöpft worden, denn niemand vermag zu sagen, was künftige Historiker durch intelligentes Fragen noch alles aus ihr herausholen werden. [...] Man muss also Quellen lesen und immer wieder lesen. (Sellin: Einführung in die Geschichtswissenschaft, 1995, S. 49 f.) Die Trennung zwischen Quelle und Darstellung verschwimmt manchmal. Üblicherweise bauen Darstellungen historischer Ereignisse auf Quellen auf. Wenn diese Quellen jedoch verloren gegangen sind, kann man als Erkenntnisquelle nur mehr auf die Darstellung zurückgreifen. Auf diese Weise wird die Darstellung zu einer (sekundären, mittelbaren) Quelle. Es hängt auch von der Fragestellung ab: Wenn wir uns mit der Autorin oder dem Autor einer Darstellung oder allein mit der Darstellung beschäftigen wollen – warum etwa eine Darstellung so und nicht anders gestaltet ist –, so wird diese zu einer Quelle. M 7 Beispiel für eine Quelle: Am hochheiligen Geburtstag des Herrn, als der König bei der Messe vor dem Altar über dem Grab des Apostels Petrus sich vom Gebet erhob, setzte ihm Papst Leo eigenhändig eine kostbare Krone aufs Haupt und übertrug ihm das Imperium Romanorum. [...]. Karl wurde fortan Imperator und Augustus genannt. (Einhard, Vita Caroli, um 830; gekürzt) Beispiel für eine Darstellung: Roms Erfolg (hat) [...] vielerlei Gründe: Doch entscheidend war seine (= Roms; Anm. d. A.) allgemeine Großzügigkeit (wenn man von Landkonfiszierungen absieht), die Flexibilität, mit der es allmählich den Rest Italiens an sich band, und die Kriegsstärke, über die es dadurch verfügte. Ferner lieferte auch der Erfolg der römischen Expansion und Roms Bereitwilligkeit, die damit verbundenen Gratifikationen (Kriegsgewinne) zu teilen, eine Erklärung für seine Stärke, sie beruhte auf dem Konsens sowohl innerhalb des römischen politischen Systems als auch mit dem italischen Bund […]. (Crawford: Die römische Republik, 1984, S. 45; gek. d.d.A.) M4 M5 M6 M7 M8 8 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz Die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ klären und hinsichtlich ihrer Verwendung differenzieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Geschichtsdarstellung mit Hilfe von „Konzepten“: Darstellungen der Vergangenheit folgen unterschiedlichen Konzepten. Auf diese Weise wird der umfangreiche und vielfältige Stoff der Vergangenheit von Historikern sinnvoll und überschaubar gegliedert. Solche Konzepte sind somit keine objektiven Tatsachen, die einfach vorhanden waren. Sie werden vielmehr von den Historikern an die Vergangenheit herangetragen und sind somit je nach Kenntnisstand auch veränderbar. Geschichte wird also konstruiert bzw. rekonstruiert. Für solche Darstellungen sind Zeit und Raum mögliche Konzepte. Beispielsweise wird eine politische Revolution in minutiöser Form beschrieben, z. B. durch die Gliederung des Ablaufs in Stunden und Tagen. Hingegen folgen Darstellungen z. B. über klimatische Veränderungen und ihre Einflüsse auf das menschliche Leben einem anderen Umgang mit der Zeit: Hier wird z. B. von langer Dauer gesprochen und in zeitlichen Abständen von Jahrzehnten oder Jahrhunderten berichtet. Räumliche Konzepte können sich auf eine Stadt (Stadtgeschichte, z. B. von Salzburg), auf ein Land (Landesgeschichte, z. B. von Tirol), auf eine Industrieregion (z. B. Eisenstraße in der Steiermark und in Oberösterreich), einen Staat (z. B. Geschichte Österreichs) oder auf die ganze Welt (Globalgeschichte) beziehen. Daneben führen Spezialisierungen in der Geschichte zu ihrer Unterteilung in historische Epochen (Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte), oder zu systematischen Einteilungen wie z. B. Sozial-, Wirtschafts-, Kultur-, Politik- oder Geschlechtergeschichte. (Nach: Jessen: Dimensionen. In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 102 – 120) 1. Fragen und Arbeitsaufträge Arbeite anhand von M1 und M2 den Unterschied von „Vergangenheit“ und „Geschichte“ heraus und notiere die wesentlichen Punkte. Erkläre dabei die Begriffe „Konstruktion“ und „Rekonstruktion“. 2. Erläutere anhand von M1, wovon die Darstellung (Erzählung) der Geschichte abhängt. 3. Arbeite mögliche Begegnungen mit Vergangenheit im täglichen Leben anhand von M2 heraus. Stelle dabei die Verbindung von Geschichte zu Vergangenheit und Zukunft her und erörtere dies. 4. Ermittle anhand von M3, unter welchen Zugängen Historikerinnen und Historiker Geschichte darstellen. Notiere die entsprechenden Begriffe und ihre Bedeutungen. Diskutiert eure Ergebnisse und verfasst eine Stellungnahme zur Perspektivität und Ausschnitthaftigkeit von Darstellungen der Geschichte. 5. Arbeite anhand von M4 verschiedene Quellengattungen zur Geschichte des Altertums und des Mittelalters heraus. Ergänze nach Möglichkeit diese Liste um weitere Beispiele. 6. Arbeite anhand von M5 und M6 Unterschiede zwischen Quelle und Darstellung heraus und notiere diese. Ziehe dazu auch M7 und M8 heran. 7. Vergleiche M3 und M6 hinsichtlich des Umgangs mit Quellen und ihrer Bedeutung für die historische Darstellung. Diskutiert dazu die Aufforderung, „Quellen immer wieder zu lesen“. 8. Verfasse einen kurzen Bericht über den erlebten Unterricht in der Klasse. Vergleicht die einzelnen Berichte. Diskutiert sie unter dem Gesichtspunkt, dass diese Berichte einmal als „Quelle“, ein anderes Mal als „Darstellung“ Verwendung finden. 9. Beschreibe deine Eindrücke beim Betrachten des Alexander-Mosaiks (M9). Beachte dabei besonders, wie der Künstler die beiden Hauptakteure und die Schlacht insgesamt darstellt. Erörtere, welches Geschichtsbild er uns von diesem historischen Geschehen vermitteln wollte (Konstruktion von Geschichte). 10. Fasse anhand von M10 mögliche Konzepte für die Darstellung von Geschichte zusammen. Erörtere daraufhin, wie nützlich diese für den Geschichtsunterricht sind. M10 Das Mosaik zeigt die entscheidende Szene einer Schlacht gegen die Perser: Alexander der Große, links auf dem Pferd, greift den Perserkönig, rechts auf dem Streitwagen, direkt an. Dareios wendet sich in diesem Augenblick zur Flucht. (Detail aus dem Alexander-Mosaik der Casa del Fauno in Pompeji, 1. Jh. v. Chr. Man nimmt an, dass das Mosaik eine Kopie nach einem Gemälde des 4. Jh. v. Chr. darstellt.) Beispiel für eine Darstellung: M9 9 Wie wir Geschichte verstehen können Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Die antike Welt – Griechenland und Rom Viele kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften des heutigen Europa gehen zurück auf die Griechen und Römer des Altertums. Griechische Politik und Kultur, ihre technischen, medizinischen und philosophischen Erkenntnisse haben die Entwicklung des „Abendlandes“ bis in unsere Gegenwart beeinflusst. Durch die Eroberungen Alexanders von Makedonien wurde erstmals von Europa aus ein Weltreich errichtet. In diesem entwickelten sich mit dem so genannten Hellenismus auch eine „globale Wirtschaft“ und eine gemeinsame, über drei Kontinente vernetzte Kultur. Auch die nachfolgende „Weltherrschaft“ der Römer hinterließ in vielen Ländern Europas bis heute ihre Spuren, z. B. Reste römischer Tempel, Theateranlagen, Wasserleitungen, Römerstraßen. Noch immer verwenden wir ihre Schrift. Ihre Sprache bildet die Grundlage der modernen „romanischen“ Sprachen. Von römischen Rechtsvorstellungen wurden viele heute gültige Rechtsordnungen in Europa und auch außerhalb Europas beeinflusst. Und auch das Christentum, die größte der Weltreligionen, hat seinen Ursprung im Römischen Reich. ca. 2500–ca. 1400 v. Chr Hochkultur auf Kreta ca. 1000–ca. 550 v. Chr. Griechische Kolonisation ca. 2000–ca. 1200 v. Chr. Einwanderung der Indoeuropäer 753 v. Chr. Sagenhafte Gründung Roms 776 v. Chr. Beginn der olympischen Spiele (ungesichertes Datum) 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

594–429 v. Chr. Entwicklung der „attischen Demokratie“ 509–27 v. Chr. Freie römische Republik 334–30 v. Chr. Epoche des Hellenismus 27 v. Chr.–476 n. Chr. Römische Kaiserzeit (bis zum Ende Westroms) 395 n. Chr. Endgültige Trennung von Westrom und Ostrom In diesem Kapitel trainiert und erweitert ihr vor allem folgende Kompetenzen: Historische Sachkompetenz • Aussagen und Interpretationen über die Vergangenheit und Gegenwart anhand von Belegen aus Quellen und Darstellungen nachzuvollziehen (Belegbarkeit) Historische Methodenkompetenz • Geschichtskarten lesen • Schriftliche Quellen beschreiben, analysieren, interpretieren Historische Fragekompetenz • Fragen, die in Darstellungen der Vergangenheit oder in schriftlichen Quellen behandelt werden, herausarbeiten Online-Ergänzungen kt73pv Das griechisch-römische Theater in Taormina, Sizilien. 11 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

1. Die Mittelmeerwelt – Wiege der Antike Die Mittelmeerwelt – im Schatten der Hochkulturen Während die Menschheit in den verschiedenen Hochkulturen der Erde bis zum 3. Jahrtausend v. Chr. schon eine bedeutende Entwicklung vollzogen hatte, waren in Europa fast überall jungsteinzeitliche Lebensformen vorherrschend. Nur auf Kreta und im übrigen ägäischen Raum bildeten sich schon im 3. Jt. Lebensformen mit einem ähnlichen Entwicklungsstand wie im Vorderen Orient und in Ägypten heraus. Die „minoische“ Kultur, benannt nach dem sagenhaften König Minos, war eine der bedeutendsten Kulturen dieses Raumes. Sie kannte bereits eine eigene Schrift – die bis heute nicht entzifferte Linearschrift A. Es gab auch schon stadtähnliche Siedlungen mit großen Palästen wie z.B. in Knossos und – neben Ackerbau und Viehzucht – eine auf (Fern-)Handel basierende Tauschwirtschaft. Dazu kamen viele technische Errungenschaften, die zum Teil aus den östlichen Hochkulturen übernommen wurden (z.B. das Räderfahrzeug). Bezüglich der Herrschaftsform und des Aufbaus der Gesellschaft sind auf Grund der wenigen und nicht auswertbaren schriftlichen Quellen viele Fragen offen: Bestand Kreta aus mehreren kleinen Stadtstaaten oder gab es bereits ein großes Reich, das auch die ägäische Inselwelt beherrschte? In der übrigen westlichen Mittelmeerwelt waren die altmediterranen Gesellschaften von solchen Errungenschaften bzw. Entwicklungsstufen noch weit entfernt. Wahrscheinlich lebten sie als Sippenverbände vorwiegend in kleinen Dorfgemeinschaften. Ackerbau und Viehzucht bildeten die Grundlage dieser geschlossenen Hauswirtschaften und erst gegen Ende des 3. Jt. dürfte ihnen die Metallverarbeitung und -nutzung bekannt geworden sein. Weibliche Figuren in unterschiedlicher Darstellungsform und aus verschiedensten Materialien lassen vermuten, dass die Stellung der Frau in einigen Regionen rund um das Mittelmeer recht bedeutend war. Die Erde selbst wurde wohl als weibliches Wesen gedacht. Diskus von Phaistos mit Linearschrift A. (Museum Heraklion, Kreta, 17. Jh. v. Chr.) Statuette einer etruskischen Göttin, Höhe 16,4 cm. Die Göttin ist mit einem feinen „Chiton“, einem hemdartigen Gewand, bekleidet. (Perugia, um 500 v. Chr.) Diese „Mutter-Göttinnen“ werden von manchen Forscherinnen und Forschern als Vorfahrinnen der griechischen und römischen Göttinnen der klassischen Zeit angesehen. Die Indoeuropäer drängen von Norden in den Mittelmeerraum Im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. kam es zur Einwanderung bzw. zum Einsickern mehrerer indoeuropäischer Gruppen in Richtung Mittelmeerraum – nach Kleinasien, Griechenland und Italien (s. Karte). Dort haben sie sich mit der bodenständigen Bevölkerung zum Teil vermischt und diese teilweise auch verdrängt. Im heutigen Griechenland (besonders auf der Peloponnes) folgte der „minoischen“ die „mykenische“ Kultur. Ihre Herrscher ließen gewaltige Burgen errichten (z. B. in Mykene und Tiryns), doch ihre Abstammung ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt. Auch die seit 1952 entzifferte Schrift der „Mykener“, die so genannte Linearschrift B, gibt darüber keine Auskunft – denn die Aufzeichnungen beschränken sich auf Inventarlisten, Rechnungen sowie Orts- und Götternamen. Als sicher aber gilt, dass aus dieser Vermischung von Einwanderern und allochthoner (= ansässiger) Bevölkerung die Griechen hervorgegangen sind. Die eingewanderten Stämme zogen an der Wende zum 1. Jt. v. Chr. teilweise auf die ägäischen Inseln und an die kleinasiatische Küste weiter: Das ist die Epoche der ersten griechischen Kolonisation. 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Die Wanderungen von Ost nach West Etwa zur gleichen Zeit kam es wahrscheinlich zu einer Wanderbewegung aus dem ägäischen Raum nach Mittelitalien (Toskana, Umbrien). Aus der Vermischung dieser Einwanderer mit der autochthonen Urbevölkerung entwickelte sich dort das Volk der Etrusker, das sich durch eine eigene Schrift und hohe kulturelle Leistungen auszeichnete. Seit dem 8. Jh. v. Chr. setzten sich die Griechen in Unteritalien und an der Ostküste Siziliens fest und brachten griechisches Kulturgut nach Westen. Im Zuge dieser so genannten Zweiten Kolonisation errichteten sie aber auch im übrigen Mittelmeerraum und an der Schwarzmeerküste neue Siedlungen (= Kolonien). Am Beginn des 1. Jahrtausends waren auch die Phönikier von ihrem Ursprungsland Syrien in das westliche Mittelmeer aufgebrochen. Sie gründeten etwa um 800 v. Chr. an der nordafrikanischen Küste die strategisch und handelspolitisch bestens gelegene Stadt Karthago. Bis nach Guinea im Süden und England im Norden reichte der karthagische Fernhandel. Die Karthager beherrschten aber auch den Westen Siziliens und hatten Stützpunkte auf den Balearen und an der spanischen Küste. Diese Phönikier hatten schon seit dem 2. Jt. v. Chr. enge Kontakte zum ägäischen Raum und zählen dadurch zu den wichtigen Vermittlern orientalischer (Hoch-)Kultur nach dem Westen. Als Beispiel dafür gilt die phönikische Buchstabenschrift: Sie diente wahrscheinlich sowohl der etruskischen als auch der griechischen Schrift und damit indirekt auch dem lateinischen Alphabet als Vorlage. Die griechisch-römische Antike Seit der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. entfaltete sich zuerst im heutigen Griechenland, wenige Jahrhunderte später auch im heutigen Italien eine Hochkultur, die griechisch-römische Antike. In ihr wurden die Grundlagen für das spätere Europa geschaffen: – die Entwicklung der Städte (mit der ihnen eigenen Infrastruktur und gesellschaftlichen Differenzierung) aus den dörflichen Hauswirtschaften; – die Herausbildung monarchischer und republikanischer Staats- sowie oligarchischer, diktatorischer und demokratischer Herrschaftsformen; – die Entwicklung der abendländischen Philosophie, der Natur- und Rechtswissenschaften sowie der christlichen Religion. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erkläre, warum die „minoische“ Kultur als Hochkultur bezeichnet werden kann und wodurch sie sich von der jungsteinzeitlichen Kultur unterscheidet. 2. Fasse die verschiedenen „Wanderbewegungen“ im Mittelmeerraum im 2. und 1. Jt. v. Chr. zusammen. 3. Liste mit Hilfe der Karte und des geographischen Atlas die Mittelmeerstaaten auf, in denen die Griechen Kolonien gründeten. Beschreibe und analysiere die dargestellten Wanderbewegungen. ab 1200 Einsickern der Indoeuropäer Kelten (ab ca. 600) Etrusker (ab ca. 800) minoisch-mykenische Kultur (bis ca. 1100) Ägypten Neues Reich (1550-1070) 3. Zwischenreich (1070-712) Spätzeit (712-332) Phönikier (ab ca. 1100) Hethiterreich (bis ca. 1200) Zypern Sizilien Malta Korsika Sardinien Balearen Kreta Phönikier (ab ca. 900) England Guinea Memphis Phaistos Knossos Tiryns Athen Mykena Sparta Milet Troja Hattusa Sidon Tyros Tarent Neapel Rom Villanova Volterra Tarquinia Karthago Massilia Emporion Gades Tartessos Griechen (ab ca. 750) Griechen (ab ca. 750) M i t t e l m e e r Atlanischer Ozean Tajo Ebro Garonne Rhône Loire Seine Rhein Donau Theiß Dnjepr Euphrat Nil Po Schwarzes Meer altmediterrane Kulturen Urnenfelderkultur (bis ca. 900) Alle Daten - mit Ausnahme jener Ägyptens - beruhen auf Schätzungen 0 1000 km Die Mittelmeerwelt ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. 13 Die antike Welt – Griechenland und Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2. Die griechische Polis Seit dem 8. Jh. v. Chr. entwickelte sich in der griechischen Welt die Polis (= Gemeinde- oder Stadtstaat) zur charakteristischen politischen Organisationsform: Ihr Zentrum war immer eine dörfliche oder städtische Siedlung, um die sich ein verschieden großes Umland befand. Athen als eine der größten Poleis hatte etwa 2 500 km2, manch kleine hatte nur wenige km2 mit einigen hundert Einwohnerinnen und Einwohnern. Der griechische Historiker Thukydides berichtet im 5. Jh. v. Chr. über die Entstehung seiner Heimatpolis Athen: L Unter Kekrops und den ersten Königen bis zu Theseus lebte man in Attika in einzelnen Ortschaften, die ihre eigenen Rathäuser und Beamten hatten. Als aber Theseus König geworden war, der nicht nur klug, sondern auch mächtig war, ordnete er das gesamte Land, hob Rat und Amtsgewalt in allen Ortschaften auf und vereinigte diese zu der jetzigen einen Stadt mit nur einem Rat für alle. Jeder blieb auf seinem Eigentum wohnen wie bisher; er zwang sie nur, ihren Staat in dieser einen Stadt zu sehen, der nun alle angehörten. (Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges II, 15) Fasse in eigenen Worten die Maßnahmen zusammen, mit denen König Theseus die Verwaltung Athens neu ordnete. Wesentlich für die Entwicklung dieser Stadtstaaten war die geographische Eigenart Griechenlands. Die durch Gebirgslage und Meer getrennten Kleinlandschaften förderten die Ausbildung lokaler Herrschaften und verhinderten die Ausbildung größerer Flächenstaaten. Entscheidende Merkmale der Polis waren nach der Idealvorstellung des griechischen Philosophen Aristoteles: – die Selbstverwaltung: Jede Polis hatte eine eigenständige Verfassung mit unterschiedlichen Herrschaftsformen – der Aristokratie (Herrschaft des Adels), der Oligarchie (Herrschaft von Wenigen), der Tyrannis (Alleinherrschaft) oder der Demokratie (Volksherrschaft); – die Unabhängigkeit nach außen, obwohl die Poleis untereinander oft Bündnisse eingingen; – die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Je nach ihrer Größe entwickelten sich diese Poleis auch zu religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentren. Es gab Hunderte solcher Gemeindestaaten, meistens mit einigen hundert bis knapp mehr als tausend Einwohnerinnen und Einwohnern. In den wenigsten Fällen kann man diese Gemeinden aber mit heutigen Städten vergleichen. Der Archäologe John Camp beschreibt Aussehen und Funktion des Zentrums einer Polis: L Die Stadt wurde im Prinzip in drei Räume aufgeteilt: einen öffentlichen, einen privaten und einen religiösen. Öffentlicher Raum stand stets in Form einer Agora, des großen zentralen Platzes der Stadt, zur Verfügung. Der Platz selber konnte Raum für die unterschiedlichsten Aktivitäten bieten: Versammlungen, Wahlen, Märkte, Feste, Sportwettkämpfe, Prozessionen, Theatervorstellungen, militärische Übungen und dergleichen. [...] Die Privathäuser umfassen ein breites Spektrum an Größen und Ausstattungsmerkmalen [...]. Religiöse Räume waren überall in der Stadt ebenso wie auf der Akropolis zu finden. Heiligtümer konnten in der Größe variieren, von Altären, die nicht mehr als ein bescheidenes Quadrat erforderten, bis hin zu gewaltigen Tempeln mit riesigen säulenbestandenen Einfriedungen, die mehrere Häuserblocks in Anspruch nahmen. (Camp u. Fisher, Götter, Helden, Philosophen, 2003, S. 78 f.) Vergleiche Funktion und Merkmale einer Polis (eines Poliszentrums) mit jenen einer heutigen Stadt. Die beiden größten Städte der klassischen griechischen Welt, Athen und Syrakus, zählten 40 000 bis 50 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Korinth und Agrigent folgten mit knapp 20 000 Menschen. Die Ausbildung der hellenistischen Großreiche (am Ende des 4. Jh. v. Chr.) bedeutete auch das Ende der für Aristoteles typischen Polis: Sie verlor die Unabhängigkeit nach außen. Bis ins 8. Jh. v. Chr.: Königsherrschaft (Monarchie) Monarch als höchste Autorität: Heerführer, Gesetzgeber, Richter, oberster Priester dazu: Ältestenrat – Heeresversammlung Seit dem 8. Jh. v. Chr.: Zurückdrängung der Monarchie durch Adelsherrschaft (Aristokratie) Ausschaltung der Heeresversammlung Macht beruht auf: Grundbesitz und berittenen Kriegern Seit dem 7. Jh. v. Chr.: Zurückdrängung des Adels durch freie (Groß-)Bauern und (Groß-)Händler Macht beruht auf: militärischer Leistung (schwer bewaffnete Fußkämpfer) und Geld Seit dem 6. Jh. v. Chr.: In einigen Poleis Tyrannenherrschaft Macht beruht auf: Militär und Masse des Volkes oder Herrschaft von wenigen Adeligen (Oligarchie) Macht beruht auf: Militär, Grundbesitz oder Entwicklung zur Volksherrschaft (Athen) Die Entwicklung von Herrschaft in Griechenland ➞ ➞ ➞ 14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3. Die Entwicklung der „attischen Demokratie“ Erste Machtwechsel in Athen Auch in Athen herrschten in der Frühzeit Könige (wie z.B. der sagenumwobene Theseus). Seit dem 8. Jh. v. Chr. jedoch übernahmen langsam ihre Gefolgsleute, die berittenen Adeligen, die politische Macht. Sie besaßen große Güter und galten als die Besten (griechisch: aristoi) der Gesellschaft. Diese Machtübernahme geschah in Athen durchaus friedlich. Zuerst wurde die Regierungsdauer des Königs auf zehn Jahre beschränkt. Ab dem 7. Jh. v. Chr. teilten sich zunächst drei, bald danach neun Adelige als Oberbeamte (= Archonten) die Regierungsgewalt. Später wechselten sie einander sogar jährlich ab. Seit dem 7. Jh. v. Chr. führten die gesellschaftlichen Veränderungen zu einem großen sozialen Konflikt. Es gab zwei aufstrebende Bevölkerungsgruppen: – den neuen „Geldadel“: Er war durch den blühenden Handel mit den Kolonien und die damit aufkommende Geldwirtschaft entstanden; – die reichen Großgrundbesitzer. Ihnen standen die vielen nicht konkurrenzfähigen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern als Verlierer gegenüber: Sie gerieten in wirtschaftliche Schwierigkeiten, mussten zunächst bei einem Grundbesitzer Schulden machen und dafür ihr Land als Sicherstellung bieten. Waren sie nicht in der Lage, den Kredit zurückzuzahlen, boten sich ihnen zwei Möglichkeiten: Sie konnten entweder ihren Besitz dem Grundherrn überlassen und in die Stadt ziehen oder sie begaben sich in die Leibeigenschaft. Viele der ehemals freien Bäuerinnen und Bauern wurden schließlich als Sklavinnen und Sklaven verkauft. Aufnahme der Akropolis mit dem Parthenon im Mittelpunkt. Die (Verfassungs-)Reform des Solon Im Jahr 594/593 v. Chr. sollte der Archon Solon, ein reicher Kaufmann, als „Versöhner und weiser Reformator“ diesen sozialen Konflikt lösen. Er genoss nämlich bei allen Bevölkerungsgruppen das Vertrauen. Sein Reformprogramm umfasste folgende Punkte: – Die auf Grundstücken lastenden Schulden wurden wesentlich gemindert. – Alle wegen Schulden leibeigen gewordenen Personen wurden freigelassen; die ins Ausland verkauften Sklavinnen und Sklaven auf Staatskosten zurückgeholt. – Die Verpfändung der eigenen Person wurde verboten. – Ein neues Recht sah für reiche wie arme Bürger die gleiche Behandlung vor (Gleichheitsgrundsatz – Isonomie). Solon vergrößerte aber auch die politischen Rechte des „Geldadels“, der ihn als Gesetzgeber in das Regierungsamt gedrängt hatte. Er teilte die attischen Bürger in vier Vermögensklassen ein. Je nach der Größe ihres Vermögens (und ihrer Steuerleistung) durften sie künftig in der Politik mitbestimmen. Nur die Reichsten konnten Archonten werden und nur die Besitzlosen durften nicht in die Regierung. Alle Bürger aber waren in der Volksversammlung vertreten, wo die Gesetze beschlossen wurden (Timokratie = Herrschaft des Vermögens). Erörtert die Möglichkeit, politische Mitbestimmung nur von der Höhe der Steuerleistung abhängig zu machen, und geht auch darauf ein, welche Auswirkungen das auf die politische Situation in Österreich hätte. Sammelt dazu Pro- und Kontra-Argumente und führt darüber eine Diskussion in der Klasse. Tyrannis auch in Athen Solons Reformen änderten nichts daran, dass die besitzlosen Bäuerinnen und Bauern weiterhin als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft oder im Gewerbe ihr Leben meistern mussten. Ihre Unzufriedenheit nützte um 560 v. Chr. der Adelige Peisistratos und erkämpfte sich mit ihrer Hilfe schließlich die Alleinherrschaft (= Tyrannis). Er schickte feindlich gesinnte Adelige in die Verbannung und teilte deren Grundbesitz und auch Staatsboden unter den besitzlosen Bauern auf. Die armen Stadtbewohner beschäftigte er im Straßen-, Wasserleitungs- und Tempelbau. Peisistratos förderte durch viele Aufträge auch Kunst und Kultur, die er mit einer neuen Steuer finanzierte. Sein Sohn Hippias führte die Tyrannis weiter fort, bis er 510 v. Chr. von gegnerischen Adelsgeschlechtern aus Athen vertrieben wurde. Kleisthenes entwickelt die Demokratie weiter Der Athener Adelige Kleisthenes, der maßgeblich an der Vertreibung des letzten Tyrannen mitgewirkt hatte, führte im Jahre 508 v. Chr. als neuer „weiser Gesetzgeber“ die nächste Verfassungsreform durch. Er löste die alten, auf Verwandtschaft beruhenden vier Stammesverbände (= Phylen) auf und fasste die attischen Bürger in zehn neuen Phylen zusammen. Nun konnten z. B. der Bauer vom Bergland, der Kaufmann aus der Stadt und der Fischer von der Küste in ein- und derselben Phyle zusammenkommen. Eine Phyle bildete gleichzeitig auch eine Heereseinheit. 15 Die antike Welt – Griechenland und Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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