Zeitbilder 7, Schulbuch

Militärausgaben weltweit Seit Ende der 1960er Jahre versorgt das 1966 gegründete schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Politikerinnen und Politiker sowie Medien mit Daten, Analysen und Empfehlungen zu internationalen militärischen Fragen. SIPRI „versteht sich als Plattform für die Zusammenarbeit von Konfliktforschern aus aller Welt und arbeitet eng mit den Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Union (EU) zusammen“ (online auf: http://www.faz.net/aktuell/ politik/thema/sipri, 5.6.2018). Weltweite Rüstungsausgaben im Jahr 2024 in Milliarden US-Dollar – im Vergleich zu 2023 (in %) und zu 2015 (in %) Ausgaben Änderungen gegenüber 2024 % 2023 % 2015 1 Vereinigte Staaten von Amerika 997 Mrd. +5,7 % +19 % 2 China [314] +7 % +59 % 3 Russland [149] +38 % +100 % 4 Deutschland 88,5 +28 % +89 % 5 Indien 86,1 +1,6 % +42 % 6 Großbritannien 81,8 +2,8 % +23 % 7 Saudi Arabien [80,3] +1,5 % –20 % 8 Ukraine 64,7 +2,9 % +1.251 % 9 Frankreich 64,7 +6,1 % +21 % 10 Japan 55,3 +21 % +49 % Insgesamt weltweit 2.700 +9,4 % +37 % [ ] Schätzungen, da keine genauen Zahlen vorlagen. Der SIPRI-Report von 2025 hält fest: Die weltweiten Rüstungsausgaben haben im Jahr 2024 mit 2.700 Mrd. (2,7 Billionen) US-Dollar einen neuen Rekord erreicht. Die Zunahme von 37 Prozent (inflationsbereinigt) gegenüber dem Vorjahr (2023) ist der größte Anstieg seit Beendigung des Kalten Krieges im Jahr 1990. Die fünf größten Ausgaben (USA, China, Russland, Deutschland und Indien) belaufen sich auf etwa 60 % aller weltweiten Rüstungsausgaben. 2024 haben die 32 NATO-Staaten insgesamt 1.506 Mrd. US-Dollar ausgegeben (= 55 Prozent der gesamten weltweiten Ausgaben von 2,4 Billionen (2.700 Mrd.) US-Dollar; 16 Prozent mehr als 2023). Aus: SIPRI Fact Sheet, April 2025: Trends in World Military Expenditure Neue Gefahren verändern die Sicherheitspolitik Neben der militärischen Aufrüstung wurden seit den 1970er Jahren weitere weltumspannende Gefahren zunehmend deutlich. Dazu zählen z. B. der Klimawandel, ferner die Erkenntnis, dass dem Wachstum durch Rohstoffknappheit zunehmend Grenzen gesetzt werden, das Bewusstwerden großer Ungleichheiten in der Welt und auch die Gefahren neuer Krankheiten, wie z.B. Corona. Fragen der internationalen Sicherheits- und Friedenspolitik sind gegenwärtig sehr aktuell. Sie beschäftigen auch junge Menschen und beeinflussen nicht nur in Kriegs- und Krisengebieten, sondern auch in friedlichen Weltregionen die Sicht junger Menschen auf das Weltgeschehen. Die gestiegene Terrorgefahr und gewaltsam ausgetragene Konflikte sind auch im Bewusstsein von Jugendlichen präsent. Der deutsche Historiker Rödder schreibt zur Problematik der Friedens- und Sicherheitspolitik unter Berücksichtigung der internationalen Perspektive Folgendes: Mit dem Ende des Kalten Krieges sprießten die Hoffnungen auf ein Zeitalter des Völkerrechts, des Friedens und der Weltgesellschaft. In der Tat haben sich Elemente der globalen Konvergenz (= Übereinstimmung) vermehrt und verstärkt. In einer globalisierten Welt machen Menschen Begegnungen und Erfahrungen mit dem und den Anderen, die Digitalisierung hat viele neue Akteure und Transaktionen ins Spiel gebracht, weltweit haben sich universelle Menschenrechte als Norm verbreitet und ein globales Umweltbewusstsein zeichnet sich ab. Wissenschaftliche Konzepte einer „globalen Zivilgesellschaft“ gehen Hand in Hand mit politischen Programmen für eine bessere Welt, denen allerdings die Erfahrung gegenläufiger Entwicklungen widerspricht, die nicht nur absterbende Überreste vergangener Zeiten sind: Mauern sind nicht nur gefallen, sondern auch neu gebaut worden, universellen Menschenrechten steht neuer Terror, dem Völkerrecht wiederbelebtes Faustrecht gegenüber. Machtkonflikte, hard power und Gewalt sind nicht verschwunden, sondern scheinen im 21. Jahrhundert noch zuzunehmen. (Rödder, 21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2016, S. 385 f.) Die Bedeutung von Sicherheitspolitik hat sich historisch gewandelt Seit dem Beginn der Neuzeit bis zur Mitte des 20. Jh. wurde es als eine vorrangige Aufgabe des (sich herausbildenden) Staates verstanden, die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Neben der Garantie der Sicherheit nach innen (z.B. Schutz des Eigentums) sollten Vertreterinnen und Vertreter des Staates insbesondere Bedrohungen von außen abwehren. Unterdrückung der Menschen durch Diktaturen im Inneren und Angriffskriege sowie koloniale Eroberungen haben diese Sichtweise des Staates als Garant für Sicherheit immer wieder in Frage gestellt. Nach dem Abwurf der Atombomben im Jahr 1945 begann die Politik, sich mit Möglichkeiten einer verstärkten internationalen Konfliktregelung auseinanderzusetzen. Trotzdem ging die militärische Aufrüstung weiter und in den 1980er Jahren gab es weltweit viele tausende Raketen mit Atomsprengköpfen. Trotz deren Verringerung nach den 1990er Jahren stieg die globale militärische Bedrohung seit 2014 (Besetzung der Krim durch Russland) deutlich an (vgl. u. a. die nachstehende Tabelle). Internationale Sicherheitspolitik im Wandel 110 Politische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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