Zeitbilder 7, Schulbuch

Der achtjährige Geimin Ramirez Barrios hilft seinem Vater Max bei der Zuckerrohrernte in der Region Escuintla in Guatemala. Foto, 2010. Kinderarbeit ist in den Ländern des Südens nach wie vor sehr verbreitet. QEntwicklungsländer stehen vor enormen Herausforderungen. Erstmals in diesem Jahrhundert wächst die Wirtschaft in der Hälfte der weltweit ärmsten Länder langsamer als in den hoch entwickelten Volkswirtschaften. Dies droht den Langzeittrend hin zu mehr Einkommensgleichheit umzukehren. Zudem sind nach einem Jahrzehnt ansteigender Verschuldung deren Auslandsschulden hoch wie nie zuvor. (Vereinte Nationen: „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ Bericht 2024, S. 3; vereinf. u. gek.) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erörtert die Angemessenheit der unter 2.1 (S. 124 f.) vorgestellten Begriffe. Diskutiert die diesen Begriffen zu Grunde liegenden Perspektiven, Bewertungen und Interessen. 2. Arbeite die Punkte heraus, die der Autor Seers (S. 125) am Entwicklungsmodell der 1960er Jahre kritisiert. 3. Nimm Stellung zu den Kritikpunkten an der Entwicklungspolitik, wie sie in der Frankfurter Rundschau, in den Quellen von Gärtner und in den Literaturstellen von Deaton und Michler vorgenommen werden. Beziehe die Karte auf S. 124 mit ein. Werte diese in Partnerarbeit hinsichtlich des Entwicklungsstandes (HDI) von ausgewählten Ländern aus. 4. Arbeite heraus, worauf Dörre, Lessenich und Rosa die heutigen Ungleichheiten zwischen „Erster“ und „Dritter Welt“ zurückführen. 5. Beurteile, ob die Aussagen der Quellen und Literaturstellen auch heute noch zutreffend sind. Diskutiert darüber in der Klasse und artikuliert eure Positionen. Bezieht dabei auch eure Kenntnisse aus dem Geographie- und Wirtschaftskunde-Unterricht mit ein. 6. Fair Trade-Projekte versuchen, den ungleichen „Terms of Trade“ entgegenzuwirken. Recherchiert Projekte in eurer Umgebung bei Konsumartikeln, Lebensmitteln etc. Präsentiert das Projekt, das euch am interessantesten erscheint, auf einem Plakat in der Klasse. 2.5 Welten der Ungleichheit Trotz der Forderungen nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung in den 1990er Jahren hat sich in den folgenden Jahrzehnten wenig geändert. Nach einer Studie zu historischen Grundlagen globaler sozialer Ungleichheit von amerikanischen Soziologen aus dem Jahr 2009 lässt sich Folgendes festhalten: L Die kolonialen Übergriffe der europäischen Mächte seit dem ausgehenden 15. Jh. sowie die massiven Migrationsströme von Europa in die (ehemaligen) Kolonien im 19. Jh. legten die Basis für eine globale Ungleichheitsstruktur. Die erscheint uns heute als gleichsam „natürlich“. Die gewaltsame Aneignung materieller Ressourcen in Übersee war eine wesentliche Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg der europäischen Industrienationen. (Zit. nach: Dörre/Lessenich/Rosa, Lob der Gleichheit, 2015, S. 160) Des Weiteren heißt es darin zur aktuellen Situation: L Die prosperierenden, demokratisch verfassten Wachstumskapitalismen im globalen Norden hinterließen auf ihrem Weg zur Weltherrschaft verheerende Spuren sozialer Ungleichheit und wirtschaftlicher Ausbeutung – und zwar in den Ländern des globalen Südens. Diese wurden damit systematisch und dauerhaft in ihren Entwicklungschancen behindert. (…) Zwei Welten, innerhalb derer haben sich wiederum ganz eigene, gleichfalls stabile Strukturen der Ungleichheit ausgebildet. Im reichen Norden ist sie im Vergleich geringer, im armen Süden hingegen extrem. (Zit. nach: Dörre/Lessenich/Rosa, Lob der Gleichheit, 2015, S. 161) Die Vereinten Nationen machen 2024 in ihrem Bericht über nachhaltige Entwicklung auf folgendes aufmerksam: Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 127 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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