Der MPI berücksichtigt neben den finanziellen Mitteln und einer Basisversorgung (z.B. Zugang zu sauberem Trinkwasser, Toiletten, Elektrizität) u. a. auch die Anzahl der Kinder in Ausbildung, die Gesundheit und die Kindersterblichkeit. UNO-Konferenzen gegen Armut – Agenda 2030 Die bisherige Entwicklungspolitik (vgl. Kap. „Nord-SüdKonflikt, S. 125) war wenig erfolgreich. Deshalb haben die Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF und der Weltbank) nach mehreren Vorbereitungskonferenzen – beginnend mit dem „Millenniums-Gipfel“ im Jahr 2000 – eine Strategie zu einer umfassenden und zielgerichteten Entwicklungspolitik ausgearbeitet: Die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Dieser Aktionsplan wurde im Jahr 2015 von der Vollversammlung einstimmig beschlossen. Die ersten zwei der umfassenden 17 Ziele lauten: QZiel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden. Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. (Zit. nach: Bückmann, Die Vision der UNO für die Zukunft der Welt, 2015, S. 96 f.) Doch der Bericht aus dem Jahr 2024 ist ernüchternd: „So liegen nur 17 Prozent der Ziele auf Kurs, bei der Hälfte sind Fortschritte minimal oder mäßig, und bei mehr als einem Drittel gibt es sogar Stillstand oder Rückschritte.“ (Ziele für nachhaltige Entwicklung, Bericht 2024, S. 2) In den UNO-Weltkonferenzen über Menschenrechte 1993 in Wien, über die Weltbevölkerung 1994 in Kairo und in der Weltfrauenkonferenz 1995 in Beijing setzte sich die Einsicht durch, dass zur Bekämpfung der weltweiten Armut eine gezielte Bevölkerungs- und Entwicklungspolitik notwendig ist. Als besonders wichtig erkannte man drei Bereiche. Diese fanden in der Agenda 2030 Berücksichtigung: – Reproduktive Gesundheit – Bildung – Gleichstellung der Geschlechter. Familienplanung – „reproduktive Gesundheit“ QReproduktive Gesundheit ist ein Zustand uneingeschränkten körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens (...) bei allen Aspekten, die mit den Fortpflanzungsorganen und ihren Funktionen und Prozessen verbunden sind. Das bedeutet, dass Menschen ein befriedigendes und ungefährliches Sexualleben haben können und dass sie die Fähigkeit zur Fortpflanzung und die freie Armut – weltweit Armut drückt sich in ihrer extremsten Form als Hunger aus. Im jährlich erscheinenden Bericht zum Welthunger-Index (WHI) wird die Entwicklung des Hungers auf globaler, nationaler und regionaler Ebene erfasst. Die grundlegenden Daten dazu stammen von den Vereinten Nationen. Der WHI berücksichtigt die Versorgungslage der Bevölkerung insgesamt und die Ernährungslage von Kindern. Bei Kindern erhöht eine Unterversorgung mit Nahrungsmitteln das Risiko, Krankheiten, eine mangelhafte körperliche und geistige Entwicklung oder einen frühen Tod zu erleiden. L Der Welthunger-Index (WHI) für 2024 zeigt, dass die Fortschritte bei der weltweiten Verringerung von Hunger unzureichend sind: Für Länder mit „mäßigem, ernsten oder sehr ernsten WHI-Werten“ gilt für das Jahr 2024: In 22 dieser Länder hat der Hunger seit 2016 zugenommen; in 20 Ländern sind die bisherigen Fortschritte weitgehend zum Stillstand gekommen und in 5 Ländern sind die WHI-Werte noch schlechter als im Jahr 2000. (Welthungerindex, Online auf: https://www.globalhungerindex.org, 17. 2. 2025) Armut ist nicht nur ein persönliches Problem, sondern eine globale, weltumspannende Herausforderung. Anzahl unterernährter Menschen nach Weltregion in den Jahren von 1990 bis 2023 (in Millionen) Millionen Menschen Weltweit Lateinamerika und Karibik Asien Nordamerika und Europa Afrika Ozeanien 1990-1992 2000-2002 2004-2006 2005-2007 2008-2010 2010-2012 2012-2014 2014-2016 2015-2017 2016-2018 2017-2019 2018-2020 2019-2021 2020-2022 2021-2023 1.250 1.000 750 500 250 0 Nach Auffassung der Weltbank gilt eine Person als (absolut) arm, wenn ihr weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag in der Kaufkraft des jeweiligen Landes zur Verfügung steht. In den letzten Jahrzehnten ist die globale Armut deutlich zurückgegangen: von 44 % der Weltbevölkerung im Jahr 1981 auf 8,5 % (das sind rund 700 Mio. Menschen) im Jahr 2024. Diese Messung beruht jedoch ausschließlich auf der Basis von Geldvermögen. Die Lebenssituationen von Menschen sind jedoch umfassender. Daher wurde ein neuer Zugang zur Messung von Armut erarbeitet: der „Mutidimensional Poverty Index“ (MPI). 6. Politik gegen weltweite Armut – die UN-Agenda 2030 152 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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