Die Grenzschutzagentur „Frontex“ sollte irreguläre Migration an den EU-Außengrenzen verhindern. Das gelang aber im Jahr 2015 nur unzureichend: Allein in diesem Jahr reisten fast alle der 860.000 Flüchtlinge, die von der Türkei nach Griechenland kamen, irregulär in Schlauchbooten über das Meer. Damit verdienten die Schlepper fast eine Mrd. Euro. Darüber hinaus entwickelte sich über die weitere Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge regelrecht ein Wirtschaftszweig: „Laut Schätzung der Europäischen Polizeibehörde Europol wurden 2015 insgesamt etwa 5 Mrd. Euro mit dem Schleusen von Migranten nach Europa erwirtschaftet“ (Koopmanns, Die Asyllotterie, 2023, S. 58). Anteil der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte 2011 2016 2024 Österreich 11 % 22,1 % 27,8 % Burgenland 5,7 % 11,6 % 16,1 % Kärnten 7,0 % 12,4 % 16,9 % Niederösterreich 6,9 % 14,9 % 18,8 % Oberösterreich 8,1 % 17,8 % 24,2 % Salzburg 12,8 % 21,3 % 26,1 % Steiermark 6,9 % 13,4 % 18,3 % Tirol 11,0 % 20,3 % 24,6 % Vorarlberg 13,1 % 24,5 % 29,9 % Wien 21,5 % 42,8 % 50,5 % Quelle: Statistik Austria 2011, S. 109 sowie Statistik Austria, Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung, 2017 sowie 2025. Migration bis 2000 Schon in den 1990er Jahren hielt der bekannte italienische Sprachwissenschafter und Historiker Umberto Eco, auf eine mögliche Zukunft bezogen, Folgendes fest: L Die Dritte Welt klopft an die Pforten Europas, und sie kommt herein, auch wenn Europa sie nicht hereinlassen will. Das Problem ist nicht mehr, zu entscheiden (wie die Politiker zu glauben vorgeben), ob in Paris Schülerinnen mit dem Tschador herumlaufen dürfen oder wie viele Moscheen man in Rom errichten soll. Das Problem ist, dass Europa im nächsten Jahrtausend (...) ein „farbiger“ Kontinent sein wird. Ob uns das passt oder nicht, spielt keine Rolle: Wenn es uns gefällt, umso besser; wenn nicht, wird es trotzdem so kommen. (Eco, Vier moralische Schriften, 1998, S. 99) Migration in der Gegenwart Laut Sicherheitsbericht 2015 erlebte Österreich 2015 die „größte Migrationskrise seit dem Zweiten Weltkrieg“. Die Zahl der Asylwerber betrug 88 340 gegenüber 28 064 im Jahr 2014. Das war eine Steigerung von 214,78 Prozent. Zwischen 1.9. und 31.12.2015 wurden 679 639 Fremde an Österreichs Grenzen gezählt (vgl. BM f. Inneres, Sicherheitsbericht 2015. Kriminalität, Vorbeugung und Bekämpfung, S. 9) Vermutlich überschritten 2015 angesichts der zuweilen chaotischen Situation, als der Staat kurzzeitig die Kontrolle über einzelne Grenzabschnitte verloren hatte, sogar mehr Menschen die Grenzen nach Österreich, als offiziell gezählt wurden. Der weitaus größte Teil von ihnen reiste weiter nach Deutschland oder Schweden. Wesentliche Gründe für die hohe Zahl an Einwanderern waren die Kriege im Nahen und Mittleren Osten (Syrien, Irak). Daneben ist ein steigender Druck von afrikanischen Auswanderungswilligen aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen und schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen in zahlreichen afrikanischen Staaten erkennbar. In vielen Fällen werden die Menschen von Schlepperbanden oder Verbrecherkartellen über die Grenzen geschleust. 8. Migration und Integration: Das Beispiel Österreich Tausende Flüchtlinge marschieren auf der Stadtautobahn M1 von Budapest Richtung Österreich. Foto, Ungarn, 4.9.2015. 156 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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