„Mediendemokratie“ Massenmedien haben in den letzten Jahrzehnten großen Einfluss auf die Politik gewonnen. Man spricht von „Mediatisierung“ der Politik und von „Mediendemokratie“. Darunter versteht man auch, dass sich Politik immer mehr an den Wünschen und Vorgaben von Massenmedien orientiert. Ein weiteres Kennzeichen von „Mediendemokratie“ ist die Inszenierung von politischen Ereignissen, wie z. B. von Wahlkampfauftritten. Diese Inszenierungen drängen manchmal die politischen Inhalte in den Hintergrund. Politik und Neue Medien Noch vor 30 Jahren war das Fernsehen das Medium mit dem größten Einfluss auf unser politisches Bewusstsein. Heute bedienen sich Politikerinnen und Politiker der Neuen Medien und Sozialer Netzwerke. US-Präsident Obama etwa nutzte diese im Wahlkampf 2008 und konnte so einen großen Teil seiner Wahlkampfspenden gewinnen. Via Facebook und X (früher Twitter) schuf er eine große Fangemeinde, die entscheidend zu seinem Sieg beitrug. Der 2016 und 2024 gewählte US-Präsident Donald Trump verwendete häufig die Plattform X (S. 82). Seit 2022 betreibt Trump seinen eigenen Microblogging-Dienst „Truth Social“. Die Online-Marketing Agentur Media Beats über den „Einsatz von Social Media im US-Wahlkampf 2024“: Q (…) Kamala Harris’ Wahlkampfteam hat eine moderne, progressive Social-Media-Strategie entwickelt, die vor allem junge Wähler anspricht. Dabei konzentriert sich die Kampagne auf Plattformen wie TikTok und Instagram, die bei jungen Menschen beliebt sind. Verschiedene Formate, darunter Memes, Kurzvideos und interaktive Inhalte, vermitteln Botschaften unterhaltsam und verständlich. Auffällig ist der Fokus auf Inhalte mit viralem Potential (…) Donald Trumps Wahlkampfteam (…) konzentriert sich stark auf seine eigene Plattform, Truth Social. Über Truth Social erreicht er seine Kernwählerschaft direkt und baut auf seine rund 7 Millionen Follower. So spricht er eine treue, engagierte Basis mit regelmäßigen, direkten und ungefilterten Nachrichten an. Im Gegensatz zu Harris investiert das Trump-Team weniger in bezahlte Werbung auf etablierten Plattformen wie Facebook und Instagram. Stattdessen setzen sie auf traditionelle Kommunikationskanäle, darunter E-Mail-Kampagnen und Fernsehspots. (…) (Media Beats, Der Einsatz von Social Media im US-Wahlkampf 2024. Online auf: https://media-beats.com/social-media-us-wahlkampf-2024/, 10. 04. 2025) Auch bei der Nationalratswahl 2024 in Österreich bedienten sich Spitzenkandidatinnen und -kandidaten sowie Parteien der Sozialen Netzwerke. Infografik über die Interaktionsverteilung vor der österreichischen Nationalratswahl 2024. Als „Social-Media-Interaktionen“ werden dabei alle Likes, Shares, Kommentare oder sonstige Reaktionen auf ein öffentliches Posting auf Facebook, Instagram, X, Youtube oder TikTok zusammengefasst. Lügen im Netz: „Fake News“ & Co. Unter „Fake News“ versteht man gezielte Falschmeldungen und Desinformationen im Netz. Diese können sich auf unterschiedliche Themenbereiche beziehen. „Fakes“ – „Fälschungen“ – werden auch eingesetzt, um Menschen politisch zu manipulieren. Mit der Verbreitung von „Fake News“ wird die demokratische Meinungsbildung untergraben. In den letzten Jahren tauchte in vielen demokratischen Staaten das Schlagwort von der „Lügenpresse“ auf: Damit soll die Presse, häufig öffentlich-rechtliche Medien, in Misskredit gebracht werden. Vor allem populistische rechte Politikerinnen und Politiker versuchen so gegenüber den klassischen, etablierten Medien Stimmungsmache zu betreiben. Sie empfehlen, sich im Internet über „alternative Medien“, die ihnen ideologisch nahestehen, zu informieren. Zum „Unwort des Jahres 2017“ in Deutschland und Österreich wurde der Begriff „Alternative Fakten“ gewählt. Erstmals verwendete ihn Kellyanne Conways, eine Beraterin des US-Präsidenten Trump, in einem Interview. Sie wurde damals auf die Behauptung des Pressesprechers des Weißen Hauses angesprochen, bei der Amtseinführung Trumps seien mehr Personen anwesend gewesen als jemals zuvor bei einer Angelobung. Eine Überprüfung dieser Aussage durch die „New York Times“ und andere Medien widerlegte diese. 3. Politik und Medien 78 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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