Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

Ökosystem tropischer Regenwald Mensch und Regenwald Der tropische Regenwald ist nicht nur Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Er ist auch Heimat indigener Völker. Die fortschreitende Vernichtung der Regenwälder betrifft also nicht nur Tiere, Pflanzen und unser Klima, sondern auch die Menschen, die darin leben. Bedeutung des tropischen Regenwaldes Indigene Völker nutzen die Natur, ohne sie zu zerstören – sie leben im Einklang mit ihr. Sie wissen, welche Pflanzen sie nutzen können und welche giftig sind. Sie verstehen es, Tieren aufzulauern, sich geräuschlos anzuschleichen, mit Pfeil und Bogen oder Blasrohren zu jagen. Die Bewohner und Bewohnerinnen tropischer Regenwälder betreiben auch Ackerbau. Dazu roden sie durch Abbrennen kleine Waldstücke. Die Asche düngt den Boden, der nun zwei bis drei Jahre zum Anbau von Mais, Hirse, Bohnen, Erbsen etc. genutzt werden kann. Danach ist die Fläche unfruchtbar. Eine neue muss zur Nutzung gerodet werden. Sind alle Flächen in der Umgebung eines Dorfes aufgebraucht, ziehen die Menschen weiter. Diese Art des Wanderfeldbaues wird als shifting cultivation bezeichnet. Da die Bevölkerungsdichte gering ist und die bewirtschafteten Flächen klein, ist diese Form der Landnutzung der indigenen Völker ökologisch vertretbar. Tropische Regenwälder beeinflussen das Weltklima Die tropischen Regenwälder bewirken eine Kühlung der Erdatmosphäre. Die großen Mengen an Wasserdampf über den Regenwaldgebieten halten einen Teil der Sonnenstrahlung ab. Mit dem aufsteigenden Wasserdampf wird auch Wärme in die Atmosphäre transportiert, die zunächst die Luftströmungen über dem Regenwaldgebiet und in der Folge das globale Windsystem beeinflusst. Wasser, das nicht verdunstet, fließt über die Flüsse ins Meer ab. Die großen Mengen an Süßwasser haben Einfluss auf die Meeresströmungen und damit auf das Klima der Erde. Tropischer Regenwald: Nahrungsmittel- und Rohstofflieferant Aufgrund des nähr- und mineralstoffarmen Bodens ( S. 134) ist der Ackerbau im tropischen Regenwald wenig ergiebig und liefert im Vergleich mit dem Ackerbau unserer Breiten schlechte Erträge. Der Export umfasst Lebensmittel wie Bananen, Ananas, Mangos, Avocados und Paranüsse, Genussmittel wie Kakaobohnen und Guaranásamen und Gewürze wie Muskatnuss, Vanille und Zimt. Öl- und Kokospalmen liefern Öl (zB zur Herstellung von Margarine). Da der tropische Regenwald allerdings nicht den gesamten Weltbedarf decken kann, stammt nur ein Teil dieser Produkte direkt aus dem Regenwald. Diverse Stoffe aus Regenwaldpflanzen werden auch bei der Produktion von Medikamenten eingesetzt. Der Milchsaft bestimmter tropischer Bäume (Kautschuk) wird als Rohstoff für Gummi verwendet. 37 Dorf in Kolumbiens Regenwald indigene Völker Nachkommen der Ureinwohnerinnen und Ureinwohner eines bestimmten Gebietes, die heute noch dort leben (zB Manoki-Indianer im brasilianischen Regenwald, Inuit in der Arktis) shifting cultivation Die ausgelaugten, aufgelassenen Feldflächen haben sich nach 25 bis 30 Jahren soweit erholt, dass sie zumeist ein zweites Mal genutzt werden. Auf nicht mehr genutzten Flächen entsteht allmählich wieder ein Wald. Die Bäume in diesen so genannten Sekundärwäldern sind allerdings niedriger. Die Baumkronen bilden keine geschlossenen Dächer. Mehr Licht erreicht den Waldboden. In der Folge entwickelt sich eine ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht. Sekundäre tropische Regenwälder weisen eine geringere Artenvielfalt als ursprüngliche Regenwälder (= primäre tropische Regenwälder) auf. Expertinnen und Experten schätzen, dass es mehrere hundert Jahre dauert, bis ein Sekundärwald wieder den Charakter und die Funktion eines Primärwaldes erreicht. Guaranásamen Guaraná ist eine Lianenpflanze, die in Südamerika wächst. Die Samen ihrer roten Früchte sind sehr koffeinhältig, weshalb sie pulverisiert u.a. zur Herstellung von Energy-Drinks verwendet werden. 38 Gewinnung von Kautschuk 140 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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