Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

16 Hexenwahn Am Beginn der Neuzeit bestimmten Aberglaube und Gewalt den Alltag. Wer wurde der Hexerei verdächtigt? In jeder Gesellschaft gibt es Außenseiterinnen und Außenseiter. Auch am Beginn der Neuzeit war dies der Fall. Viele Umstände, unter denen die Menschen litten und die sie sich nicht erklären konnten, wurden als „Strafen Gottes“ empfunden. Solche Ereignisse waren zum Beispiel Missernten, Hungersnöte und Krankheiten. Für diese Plagen * suchte man nach Schuldigen. Diesen warf man vor, mit dem Teufel verbündet zu sein. Außenseiterinnen und Außenseiter der Gesellschaft, wie Bettlerinnen und Bettler sowie Gauklerinnen und Gaukler * , gerieten in Gefahr, als Hexe oder Hexer angezeigt zu werden. Beschuldigt wurden auch Personen, die besondere Kenntnisse hatten, wie zum Beispiel das Wissen um Heilkräuter. Oft waren jedoch Neid und Habgier Grund genug, jemanden der Hexerei zu beschuldigen. Der Hexenhammer Zwei Mönche verfassten den „Hexenhammer“. In diesem Buch beschrieben sie, wie man mit den angeblichen Hexen und Hexern verfahren sollte. Heute müssen Ankläger die Schuld der Angeklagten beweisen. Damals mussten Angeklagte Beweise für ihre Unschuld vorbringen. Das war sehr schwierig. Der Hexerei Beschuldigte wurden beim Verhör gefoltert. Das Geständnis war wichtig, denn nur dann durfte jemand verurteilt werden. Meist brachen die Gefolterten unter den Schmerzen zusammen. Sie gestanden, was sie nie getan hatten, um die Qualen zu beenden. Den erzwungenen Geständnissen folgten Prozesse * , die meist mit Todesurteilen endeten. Oft nannten die Verurteilten dabei sogar weitere Personen, die an den angeblichen Verbrechen beteiligt waren. Dadurch wurden immer mehr Menschen verhaftet. A B Zeitgenössische Darstellung zur Hexerei („The history of witches and wizards, John Ashton, 1720; „Von Hexen und bösen Weibern“, Ulrich Molitor, Holzschnitte, 1484–1489) Manche Menschen wurden verdächtigt, magische Kräfte (= Zauberkräfte) zu besitzen und diese zu verwenden, um anderen Menschen zu schaden. Angeblich führten sie Rituale an geheimen Orten durch, die dem christlichen Glauben widersprachen. Zu John Ashton gibt es keine Informationen. Ulrich Molitor war ein deutscher Jurist und Hexentheoretiker. Folter zum Erzwingen von Geständnissen (Flugblatt des Schongauer Hexenprozesses, 1589–1592) Das Quetschen von Gliedmaßen, das Ziehen von Fingernägeln, das Auspeitschen und anderes mehr verursachten furchtbare Schmerzen. 2 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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