Starke Seiten Deutsch 2, Schulbuch

Ich liege unter einer Decke und warte auf nichts. Wie war das ganz am Anfang meines Verliebtseins: Ich habe gewartet, einfach nur darauf gewartet, Felix Feyerabend sehen zu können. Und jetzt bin ich schon so weit, dass ich auf nichts mehr warte. Es fühlt sich an, als wäre die Welt zu Ende. Es gibt keinen einzigen Gedanken, über den ich mich freue, nicht einmal ein Urlaub am Meer könnte mich jetzt zum Lächeln bringen. Es gibt nichts Schönes mehr auf der Welt, ich hätte nicht gedacht, dass das geht. Plötzlich steht Mama in Mantel und Stiefeln bei mir im Zimmer und schaut mich fassungslos an. Ich kauere mich noch mehr zusammen, hoffentlich versucht sie jetzt nicht wieder, mir alles auszureden. Aber Mama sagt nichts, eine ganze Weile lang. Dann beugt sie sich zu mir, streicht mir über den Kopf und fragt leise: „So schlimm?“ Ich nicke und heule aufs Neue los. Mama geht und kommt zurück, den ganzen Arm voller Kissen, holt Schokolade, holt Tee, sie legt sich zu mir und dann erzähle ich Mama, wie Felix sich anstellt, und dass er unglücklich ist und eigentlich nicht hier sein will, und wie traurig mich das macht, und was er Blödes gesagt hat: dass er lieber mit seinen Freunden redet als mit mir! Mama hört sich alles an. „Hat er das wirklich so gesagt, dass er nicht gern mit dir redet?“, fragt sie und ich höre, dass sie mir nicht glaubt. „Ja!“, rufe ich. „Das hat er gesagt.“ „Also wenn er das wirklich so gesagt hat, dann wette ich, dass er gar nicht gemerkt hat, was er da gesagt hat“, sagt Mama nach einer Nachdenkpause. „Du meinst, er merkt nicht, wenn er redet?“ „Ich meine, er hat nicht nachgedacht. Dein Felix hat Kummer und dieser Kummer geht gerade ständig in seinem Kopf herum. Er hat überhaupt nicht gemerkt, dass er dich damit verletzt hat. Das wollte er bestimmt nicht.“ Judith Burger Beantworte die Fragen. Woran zeigt sich, dass Roberta viel Vertrauen zu ihrer Mutter hat? Wie bereitet die Mutter das Gespräch vor? Wie erklärt Mama Roberta das Verhalten von Felix? Kennst du auch solche Situationen, in denen jemand überhaupt nicht gemerkt hat, dass er dich verletzt hat? Welche Lösungen gibt es dafür? Sprecht darüber. Verfasse einen Dialog zwischen Roberta und Felix, in dem sie ihm ihre verletzten Gefühle erklärt. Vergleicht eure Texte. 1 5 10 15 20 25 13 14 15 113 Lesen Arbeitsheft 65 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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