sprachreif 2, Schülerbuch

Stilübungen zur Erörterung A46 Lesen Sie die Erörterung eines 16-jährigen Schülers. Besprechen Sie zu zweit, welche Überarbeitungen Sie vornehmen würden. Die Markierungen weisen Sie auf solche Stellen hin. Erörterung: Einschränkungen der persönlichen Freiheiten Die Covid-Pandemie hat, abgesehen von Schwierigkeiten im Gesundheitsbereich, auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Politiker halten es für notwendig, persönliche Freiheitsrechte wie das Verlassen der Wohnung um Mitternacht stark einzuschränken. Viele Menschen machen sich aber Sorgen, dass die Maßnahmen unserer Demokratie schaden. Soll man gegen diese Maßnahmen, zu denen auch die Tragepflicht von bestimmten Masken zählt, wirklich protestieren? Anneliese Rohrer, eine renommierte österreichische Journalistin, behauptet, der vorauseilende Gehorsam habe in Österreich eine lange Tradition. Viele Menschen würden sich selbst zurückhalten, weil sie nicht anecken wollen. Weil deshalb kein eigenverantwortliches Denken und Handeln möglich sei, seien die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen nicht von Hausverstand geprägt. Einerseits kann man von Menschen verlangen, eigenständig zu denken. Wenn die Gefahren einer bestimmten Krankheit gut erklärt werden, ist zu erwarten, dass die meisten Menschen aufpassen. Es ist ja auch nicht verboten, mit nassen Haaren im Winter aus dem Haus zu gehen; die meisten Leute wissen aber, dass sie sich verkühlen werden. Deshalb kann es sein, dass es als übertrieben angesehen wird, wenn „Lockdowns“ wegen einer Krankheit verhängt werden. Andererseits muss beachtet werden, dass das Risiko einer Ansteckung mit Covid sehr groß ist. Daher ist es in einem solchen Fall sinnvoll, dass von vornherein gewisse Dinge untersagt werden, weil sich sonst nicht alle an bestimmte Empfehlungen halten würden. Niemand würde auf ein Konzert seiner oder ihrer Lieblingsband verzichten. Allerdings ist Österreich ein freies, demokratisches Land. Wenn von Politikern Geschäfte geschlossen werden und Ausgangssperren verhängt werden, dann wird vielen Menschen ein großes Stück Selbstbestimmung weggenommen. Je länger solche Maßnahmen andauern, desto eher besteht die Gefahr, dass man sich an diese Situation gewöhnt und sie als normal betrachtet. Daher ist es wichtig, dass auf die Gefahren für die Demokratie hingewiesen wird. Es darf dennoch nicht vergessen werden, dass in bestimmten Situationen strengere Regeln gelten müssen. Wenn die Gefahr besteht, dass das gesellschaftliche Leben nicht mehr möglich ist, weil das System zusammenbrechen würde, dann sind Einschränkungen der Freiheit gerechtfertigt. Man darf ja in einem Ortsgebiet auch nur mit 50 km/h fahren, weil man sonst die Fußgänger gefährden würde. Zusammenfassend kann man also feststellen, dass eine stillschweigende Gehorsamkeit in einer demokratischen Gesellschaft nicht wünschenswert ist. Es ist gut und beruhigend, dass sich Menschen Gedanken darüber machen, dass wir nicht in einer Diktatur enden. Gewichtiger scheint mir in diesem Fall aber das gesundheitliche Wohlergehen zu sein: Wenn unsere Krankenhäuser überlastet sind und wir nicht mehr wissen, wo und wie wir Kranke behandeln sollen, dann hilft es auch nicht mehr, wenn wir in einen Club gehen könnten. Dann sind wir nämlich zu krank dazu, die ganze Nacht durchzutanzen. Daher scheinen mir die Demonstrationen übertrieben. B A47 Die folgenden Absätze sind Formulierungen aus Schüler/innenaufsätzen. Überprüfen Sie die thematische Klammer und kommentieren Sie sie. Korrigieren Sie ggf. auch den Stil, Rechtschreib- und Satzzeichenfehler. 182 6 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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