BioTOP 4, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe

113 Lebensraum Stadt Die in der Stadt lebenden Straßentauben sind die verwilderte Form der Haustaube, die vom Menschen gezüchtet wurde. Die Straßentaube ist leicht an ihrem grauen Gefieder mit den beiden schwarzen Bändern an den Flügeln erkennbar ( B 6). Sie sucht sich ihre Nistplätze in Mauernischen, auf Dachböden und Türmen. Neben der Straßentaube leben in den Städten auch die Ringeltaube ( B 7) und die Türkentaube ( B 8). Tauben vermehren sich in der Stadt sehr stark, da ihnen die natürlichen Feinde fehlen. Sie werden daher auch manchmal die „Ratten der Lüfte“ genannt. Straßentauben sind Allesfresser. Oft werden sie in Parks gefüttert und müssen ihre Nahrung nicht selbst suchen. Im Kropf wird das Futter gesammelt und eingeweicht. Der Kropf ist eine Ausstülpung der Speiseröhre. Der Futterbrei wird mit Verdauungssäften vermischt. Ebenfalls aufgepickte Steinchen dienen dazu, die Nahrung im Magen zu zerreiben. Tauben leben in einer lebenslangen Ehe. Mehrere Male pro Jahr werden Eier gelegt und bebrütet. Die blinden und fast nackten Jungtiere werden von beiden Eltern mit einem Brei gefüttert, der im Kropf der Eltern gebildet wird. Das große Nahrungsangebot in der Stadt hat dazu geführt, dass das ökologische Gleichgewicht gestört ist. Die Tauben haben fast keine natürlichen Feinde mehr und auch im Winter sterben nur mehr wenige Tiere durch Hunger. So konnte man in allen Städten Europas in den letzten 50 Jahren ein starkes Ansteigen der Taubenanzahl beobachten. Dadurch können sich Krankheiten unter den Tauben leichter ausbreiten. Teilweise können die Erreger dieser Krankheiten auch auf den Menschen übertragen werden. Beispiele sind die Krankheitserreger von Ornithose, einer bakteriellen Lungenentzündung, und von Typhus, einer bakteriellen Darmerkrankung, oder verschiedene Pilzerkrankungen. Durch ihren Kot tragen die Tauben zur Verunreinigung und Zerstörung von Bauwerken bei. Der Kot der Tauben enthält Säuren und kann Kalkstein und Marmor zersetzen. Tauben nehmen auch jeden Tag kleine Steinchen auf, die ihre Verdauung unterstützen. Das führt ebenfalls zur Zerstörung von Bauwerken. An historischen Bauwerken und in Bahnhöfen sind Netze befestigt, die das Nisten der Tauben verhindern sollen. Die Bauwerke werden so auch vor dem Kot geschützt. Außerdem werden Fressköder ausgelegt, die Mittel zur Empfängnisverhütung enthalten. B 6 Die Straßentaube B 7 Die Ringeltaube B 8 Die Türkentaube Zusammenfassung Tiere leben in Städten als Kulturfolger. Sie finden hier geeignete Lebensräume. Durch das Nahrungsangebot und das Fehlen natürlicher Feinde können sie sich stark vermehren. Straßentauben stellen in manchen Städten bereits ein Problem dar. 1 Recherchiere unterschiedliche Strategien, die in Städten gegen die Ausbreitung von Tauben angewendet werden. 2 Diskutiert in der Klasse die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden – auch in Hinblick auf den Tierschutz. 3 Die großen Glasflächen von Gebäuden stellen eine Gefahr für Vögel dar. Recherchiert Maßnahmen dagegen. Setzt diese nach Absprache mit der Direktion an großen Glasflächen eurer Schule um. Mach mit W S S Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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