global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

144 Fallbeispiel Hunger und Verteilungsungerechtigkeit Kompetenzorientierte Lernziele die Tragfähigkeit der Einen Welt zukunftsorientiert reflektieren Maßnahmen zu mehr Verteilungsgerechtigkeit erkennen M1 Hunger versus Biosprit Zahlen und Fakten 795 Mio. Menschen sind derzeit unterernährt. Das heißt, einer von neun Menschen weltweit muss täglich hungrig schlafen gehen. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. An Hunger sterben mehr Menschen als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. 2/3 der extrem armen Menschen (weniger als 1,25 $ pro Tag) leben in nur fünf Ländern (M2). Diese Staaten sind alle in Südasien und in Afrika südlich der Sahara. Laut FAO (Welternährungsorganisation) könnten heute 12 Mrd. Menschen ernährt werden. Es gibt also genug Nahrungsmittel auf der Erde, sie werden nur falsch verteilt. Jean Ziegler (UNO Sonderberichterstatter) sagt daher: „Jedes Kind, das heute verhungert, ist ermordet worden.“ 32,9% 35,5% 12,8% 8,9% 5,3% 4,6% Indien China Nigeria Bangladesch Demokratische Republik Kongo Andere Länder M2 Die fünf Länder mit den meisten armen Menschen 2014 Gründe Die Gründe für Hunger sind vielseitig. Steigende Nahrungsmittelpreise: • steigender Bedarf an Futtermitteln für die Fleischproduktion • steigender Bedarf an Agrotreibstoffen (M1) • Bevölkerungswachstum • ungerechte Besitzverhältnisse und Land Grabbing • geringe Produktionssteigerungen • Ernteausfälle • fehlende Unterstützungsmaßnahmen Steigende Verarmung: • Krankheiten aufgrund schlechter Gesundheitsversorgung • Krankheiten aufgrund von Mangelernährung • Aufnahme von Krediten • Anfälligkeit für Nahrungs- und Wirtschaftskrisen • hohe Kinderzahl (als Familienabsicherung) • unzureichende Schulbildung und dadurch geringere Chancen am Arbeitsmarkt Probleme in Wirtschaft und Politik: • fehlende Arbeitsplätze und schlechte Arbeitsbedingungen • ausständige Landreformen • Arbeitsmigration und „Brain Drain“ (Abwanderung gut ausgebildeter Personen) • Auslaugung des Bodens durch Monokulturen und Einsatz von Düngemitteln • Umweltverschmutzung • Politische/kriegerische Konflikte Finanzkrise 2007 Durch die Finanzkrise und die großen Verluste auf den Finanzmärkten haben die Großbanken vermehrt in Rohstoffbörsen investiert. Sie wetten dort auf Preisanstiege von Mais, Reis und Getreide. Dadurch sind deren Preise explodiert und haben Millionen Menschen in den Hunger gestürzt. Bäuerinnen und Bauern kommen schwerer an Kredite. Das Internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik geht davon aus, dass ausgelöst durch die Finanzkrise bis 2020 16 Mio. Kinder zusätzlich von Unterernährung betroffen sein könnten. Zusätzlich mussten zugunsten der Bankenrettung humanitäre Hilfsmittel gekürzt werden. Die WHO musste ihre Malaria-Impfkampagne unterbrechen. Ausländische Direktinvestitionen wurden zurückgeschraubt, bereits angelaufene Projekte gestoppt. Auch die Abnahme der Rücküberweisungen führt zu einer Verringerung der Haushaltseinkommen im globalen Süden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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