global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

68 Die Tragfähigkeit der Erde Kompetenzorientierte Lernziele Bestimmungsfaktoren von Tragfähigkeit kennen die weltweite Ernährungssituation beschreiben die Verbreitung und die Auswirkungen von Hunger darstellen Wie viele Menschen verträgt die Erde? Lester Brown, Präsident des Worldwatch Insitutes: „Hätten alle Menschen den Lebensstandard der Amerikaner, wären es vielleicht 2,5 Milliarden Menschen, für die die Ressourcen der Erde ausreichten. Hätten alle den Lebensstandard der Inder, dann könnten mit der gleichen Menge zehn Milliarden Menschen ernährt werden. Würden alle Menschen so leben wie die Amerikaner, bräuchten wir noch drei weitere Planeten wie die Erde, um sie zu ernähren.“ Die ersten Studien zur Tragfähigkeit der Erde gab es bereits im 17. Jahrhundert. 1741 veröffentlichte der preußische Gelehrte Johann Peter Süßmilch seine Thesen, nach denen auf der Erde maximal sieben Milliarden Menschen leben könnten. Ende des 18. Jahrhunderts behauptete der britische Mathematiker Thomas Malthus, mit der damals lebenden Weltbevölkerung von knapp einer Milliarde Menschen sei die Grenze der Tragfähigkeit fast erreicht. Die meisten verM2 Karikatur M3 Hat die Erde ihre Tragfähigkeit erreicht? öffentlichen Schätzungen liegen in einem Bereich von ein bis zwölf Milliarden Menschen. Kriterien, die die Tragfähigkeit bestimmen, sind Faktoren wie Klima oder Boden und die wirtschaftlich-technische Entwicklung (zB Industrialisierung, Mechanisierung in der Landwirtschaft, nicht erneuerbare Rohstoffe). M1 Rush Hour in Surabaya, Indonesien Biosprit ist der Tod für viele Menschen (…) Dabei kann der Planet seine Kinder eigentlich ernähren, glaubt Joel Cohen. „Wir könnten sogar neun, zehn, elf Milliarden Menschen satt machen. Das Getreide ist da, schon heute“, sagt der Professor der New Yorker Rockefeller-Universität. Aber: „Nur 46 Prozent werden gegessen. 34 Prozent werden an Tiere verfüttert, der Rest ist Biosprit und Schmierstoff.“ Eine Milliarde Menschen habe ständig Hunger. „Kein Wunder, wenn wir mehr als die Hälfte unserer Nahrungsmittel lieber an Vieh und Maschinen als an Menschen verfüttern.“ Der Biokraftstoff treibe die Preise, rechnet auch John Bongaarts von der New Yorker Denkfabrik Population Council vor. „Für uns in den USA oder Deutschland mag das ärgerlich sein. Für Menschen in der Dritten Welt aber ist das eine Katastrophe.“ Helfen kann nur die Geburtenkontrolle Bisher ging noch jede Prognose, wann es zu viele Menschen gebe, daneben. Bei Süßmilch waren es Theologen, die eine Milliarde für Unsinn hielten: Für die Auferstehung solcher Massen seien die himmlischen Gefilde gar nicht ausgelegt. Später waren es vor allem Nahrungsmittel, die als Limit herhalten mussten. Doch bis jetzt hat die Menschheit immer noch rechtzeitig eine Ertragssteigerung geschafft – wenn auch oft auf Kosten der Umwelt. Die Experten sind sich einig, dass Hunger zwar zunächst ein politisches und kein Agrarproblem ist. Doch Hilfe gebe es nur durch Geburtenkontrolle. Die Vereinten Nationen gehen heute von 9,2 Milliarden Menschen im Jahr 2050 aus. Und die werden immer älter: Eine Lebenserwartung von 100 Jahren halten viele Wissenschaftler bis 2100 für möglich. Ein Grund mehr, mit Geburtenkontrolle ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. „Wir rechnen mit 215 Millionen Frauen, die verhüten wollen, aber nicht das Material oder das Wissen haben“, sagt Cohen. Das Problem könne mit 6,7 Milliarden Dollar gelöst werden. „Das klingt nach viel“, sagt der Professor. „Aber solange die Amerikaner wie in diesen Tagen wieder 6,9 Milliarden nur für Halloween ausgeben, ist das doch gar nicht so viel für die Lösung eines Weltproblems.“ (http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/ 1385244/hat-die-erde-ihre-tragfaehigkeit-erreicht-.html, 24. 10. 2011, abgerufen am 20. 9. 2016) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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