global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

140 Kompetenzorientiertes Lernziel betriebliche Kennzahlen interpretieren Ein Unternehmen mit Kennzahlen analysieren (WIKU) Kennzahlen leisten einen Beitrag dazu ein Unternehmen analysieren zu können und Schwachpunkte zu erkennen: • einerseits im Zeitvergleich, indem dieselbe Kennzahl des Unternehmens für unterschiedliche Geschäftsjahre berechnet und verglichen wird. So kann man die Entwicklung des Unternehmens im Zeitablauf erkennen, • andererseits im Branchenvergleich, indem man die Kennzahlen des Unternehmens mit denen anderer Unternehmen in derselben Branche vergleicht. Kennzahlen beziehen sich häufig auf den Umsatz des Unternehmens (wie viel hat das Unternehmen an Produkten und/oder Leistungen verkauft) sowie auf die Aufwände, die es dafür hatte. Diese Informationen können der Gewinn- und Verlustrechnung entnommen werden. Kennzahlen können sich aber auch auf die Daten der Bilanz beziehen. In der Bilanz wird dem Vermögen das Kapital (Fremdkapital bzw. Schulden, Eigenkapital) zu einem bestimmten Zeitpunkt (zB am Ende eines Geschäftsjahrs) gegenübergestellt. Man kann daher die Vermögens- und Kapitalstruktur des Unternehmens untersuchen und erkennen, wie das Vermögen des Unternehmens finanziert wurde, also woher das Kapital dafür kommt. Beim Vermögen werden das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen unterschieden: Anlagevermögen ist Vermögen, das dem Unternehmen langfristig dienen soll, zumindest länger als ein Jahr. Daher zählen Grundstücke, Gebäude, Maschinen oder manche Wertpapiere dazu. Umlaufvermögen ist wesentlich kürzer im Unternehmen, in der Regel kürzer als ein Jahr (es „läuft um“): Dazu zählen Vorräte, die Forderungen gegenüber Kundinnen und Kunden (die nicht gleich bei Lieferung gezahlt haben), das Bankguthaben und der Kassastand. Wichtigste Kennzahlen Anlagenintensität: Unternehmen, die produzieren, haben meistens ein vergleichsweise hohes Anlagevermögen, denn für die Produktion brauchen sie ja die Produktionsstätten mit den Maschinen. Bei der Josef Manner & Comp AG beträgt der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen: ​ (1 595 + 69 515 + 3 368) ________________ 138 088 ​= 53,9%. Bei diesem Unternehmen ist eine hohe Anlagenintensität plausibel. Wäre sie deutlich niedriger, müsste man hinterfragen, ob die Anlagen vielleicht veraltet sind und nicht mehr viel wert oder ob sie gemietet sind. Eigenkapitalanteil: Der Anteil des Eigenkapitals (EK) am Gesamtkapital: ​ (44 302 + 1 517) ___________ 138 088 ​= 33,2%, das heißt, rund ein Drittel des Kapitals ist Eigenkapital, was als gute Eigenkapitalausstattung gilt. Eigenkapital ist für das Unternehmen wichtig, weil es langfristig zur Verfügung steht und nicht zurückgezahlt werden muss, in Verlustjahren ist es ein wichtiger Risikopolster, der vor Überschuldung schützt (denn Verluste gehen zu Lasten des Eigenkapitals). Anlagendeckung: Langfristiges Vermögen sollte durch langfristiges Kapital finanziert werden. Es wäre unvorsichtig, Vermögen, das lange dem Unternehmen dienen soll, mit Kapital zu finanzieren, das rasch zurückgezahlt werden muss: ​ Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital _____________________________ Anlagevermögen ​ Nimmt man die Bankkredite als langfristig an, bedeutet das: ​ (44 302 + 1 517 + 42 808) ________________ (1 595 + 69 515 + 3 368) ​= 1,2 Das langfristige Kapital ist höher als das Anlagevermögen, es ist daher vorsichtig finanziert. Gesamtkapitalrentabilität: berechnet, ob sich das ins Unternehmen investierte Kapital verzinst. Hätte man das Kapital in eine alternative Anlage investiert, würde man auch einen Ertrag erzielen. Dazu wird der Jahresüberschuss in Bezug zum Gesamtkapital gesetzt: ​ 2 924 _____ 138 088 ​= 2,1%. Das gesamte ins Unternehmen investierte Kapital hat sich mit etwas mehr als 2% verzinst. Eigenkapitalrentabilität: berechnet, wie hoch sich das Eigenkapital im Unternehmen verzinst. ​ 2 924 _____ 45 819 ​= 6,4% Da das Eigenkapital geringer ist als das Gesamtkapital, ist die Verzinsung hier höher. Man sieht, dass diese Kennzahl bei gleichem Gewinn bei einem geringeren EK-Anteil noch höher wäre. Der EK-Anteil kann jedoch nicht beliebig reduziert werden, weil der Fortbestand des Unternehmens gefährdet wäre, und ein Unternehmen mit geringem EK auch kein weiteres FK mehr bekommt. Außerdem steigen mit höheren Bankkrediten auch die Zinsbelastungen, die den Gewinn des Unternehmens verringern. Cashflow: bringt die Finanzkraft eines Unternehmens zum Ausdruck und ist daher im Hinblick auf Investitionen oder Kreditrückzahlungen wichtig. Für die Finanzkraft sind die Zahlungsströme wichtig: Nicht jeder Ertrag führte zu einem Zahlungsstrom ins Unternehmen, nicht jeder Aufwand bedeutet einen Zahlungsstrom aus dem Unternehmen. Zum Jahresüberschuss laut Bilanz werden daher nicht zahlungswirksame Aufwände dazugezählt (Abschreibungen sind zB nicht zahlungswirksam) und nicht zahlungswirksame Erträge abgezogen (zB Auflösungen von Rücklagen). Die Höhe des Cashflows ist nicht nur für die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst von Interesse, sondern auch für Banken, die einschätzen wollen, ob ein Unternehmen Kreditrückzahlungen in einer bestimmten Höhe leisten kann. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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