global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

global 7 Geographie und Wirtschaftskunde Aktualisiert!

global SB + E-Book 7 Schulbuchnummer 185719 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 27. August 2021, GZ BMBWF-Präs/14-2021-0.428.12, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß dem Lehrplan 2017 als für den Unterrichtsgebrauch an allgemein bildenden höheren Schulen für die 7. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geographie und Wirtschaftskunde geeignet erklärt. Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbilder: U1.1: Getty Images / imageBROKER RF U1.2: globetrotter1 / Fotolia; S. 8.1: Freytag & Berndt / Wikimedia Commons Illustrationen: Wolfgang Schaar, Grafing; SCHWUPP, Atelier für Malerei und Illustration, Hausbrunn; Arnold & Domnick, Leipzig Karten: Freytag-Berndt und Artaria KG, Wien 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2017 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Schulbuchvergütung / Bildrechte © Bildrecht GmbH, Wien Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Redaktion: Andrea Truppe, Wien Herstellung: Ing. Michaela Huber, Wien; MMag. Andrea Maria Fellner, Wien Umschlaggestaltung: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz und Grafik: Arnold & Domnick, Leipzig Druck: Brüder Glöckler GmbH, Wöllersdorf ISBN 978-3-209-11575-1 (global SB + E-Book 7) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

www.oebv.at global Elisabeth Dittrich Johannes Dorfinger Christian Fridrich Bettina Fuhrmann Gottfried Kögler Elisabeth Mayer Barbara Müllauer-Hager Ines Müllneritsch Beratung: Christian Fridrich 7 Geographie und Wirtschaftskunde Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2 Wie Sie mit dem Buch arbeiten 4 Mit Kompetenzorientierung und Basiskonzepten zur Matura 6 Veränderungen der geopolitischen Lage Österreichs erläutern Österreichs geopolitische Lage 8 Österreichs Grenzen 10 Fallbeispiel Grenzen im Eisenbahnverkehr 12 Regionalentwicklung – EuRegio Methode: Sachtexte analysieren 14 Wissen vernetzen Veränderungen der geopolitischen Lage Österreichs erläutern 16 Maturaaufgabe Österreich in Europa und der Welt 17 Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären Sozialprodukt – wie entsteht es? 18 Sozialprodukt – wie wird es verteilt? 20 Österreichs Bundeshaushalt – das mühsame Ringen ums knappe Budget 22 Arbeitslosigkeit … kann jede und jeden treffen! 24 Sozialpolitik – Stärkere stützen Schwächere 26 Wirtschaftspolitik – was ist sie und welche Ziele verfolgt sie? 28 Wirtschaftspolitik – wer ist verantwortlich? 30 Wirtschaftspolitik – wie kann sie beeinflusst werden? Methode: Diagramme auswerten 32 Sozialpartnerschaft – das österreichische System des Interessenausgleichs 34 Fallbeispiel Österreich und der Wiederaufbauplan der EU 36 Fallbeispiel Sozialhilfe neu – Auffangnetz oder soziale Hängematte? 38 Fallbeispiel Die Finanzierung der Pensionen – eine Herausforderung für die Zukunft! 40 Wissen vernetzen Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären 42 Maturaaufgabe Arbeitslosigkeit im Krisenvergleich 43 Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen Wirtschaftsstandort Österreich 44 Österreich im internationalen Vergleich 46 Fallbeispiel Industrie 4.0 48 Österreichs Außenwirtschaft 50 Fallbeispiel Der Online-Handel boomt 52 Industriestandort Österreich – bereit für die Industrie 4.0 (WIKU) 54 Dienstleistungen (WIKU) 56 Fallbeispiel Unternehmensbezogene Dienstleistungen (WIKU) 58 Regionale Disparitäten 60 Fallbeispiel Regionale Disparitäten und Alltagsleben 62 Lebensqualität in Österreich 64 Fallbeispiel Was ist Lebensqualität? 66 Wissen vernetzen Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen 68 Maturaaufgabe Österreichs Außenhandel mit den USA 69 Semestercheck 1. Semester 70 Inhalt Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern Naturräume in Österreich Methode: Satellitenbilder interpretieren 76 Fallbeispiel Die Alpen 78 Fallbeispiel Vorländer 80 Fallbeispiel Granit- und Gneishochland 82 Klima in Österreich 84 Fallbeispiel Relief 86 Fallbeispiel Alpiner Klimawandel 88 Nachhaltigkeit geht uns alle an! 90 Fallbeispiel Mit gutem Gewissen Erträge erzielen! 92 Fallbeispiel Weniger konsumieren – besser leben? 94 Wissen vernetzen Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern 96 Maturaaufgabe Klima in Österreich 97 Demographische Entwicklungen und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen Bevölkerungsentwicklung und ihre Folgen Methode: Altersaufbaudiagramme richtig lesen 98 Bevölkerungsveränderung 100 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 102 Fallbeispiel Generation What? 104 Fallbeispiel Alte Menschen in Österreich 106 Migration und Österreich – Tradition, Spannung, Konsens 108 Fallbeispiel Migrationsgrund Syrienkrieg 110 Fallbeispiel Ökonomische Aspekte der Migration 112 Wissen vernetzen Demographische Entwicklungen und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen 114 Maturaaufgabe Bevölkerung in Österreich 115 Unternehmen und Berufsfelder analysieren Wege nach der Matura 116 Lieber selbstständig oder lieber angestellt? 118 Unternehmerin oder Unternehmer werden – wie und warum? 120 Was eine Unternehmensgründerin oder ein Unternehmensgründer braucht 122 Fallbeispiel Do it yourself – eine Geschäftidee entwickeln und die eigenen Voraussetzungen dafür prüfen 124 Die Geschäftsidee und Marktorientierung als Grundlage für die Unternehmensgründung 126 Marketing ist mehr als Werbung 128 Allein oder mit Partnerin oder Partner? 130 Wie eine Unternehmerin oder ein Unternehmer rechnet 132 Die Geschäftsidee wird zum Businessplan 134 Schritte zur Unternehmensgründung 136 Wie man ein Unternehmen managt (WIKU) 138 Ein Unternehmen mit Kennzahlen analysieren (WIKU) 140 Wissen vernetzen und Maturaaufgabe Unternehmen und Berufsfelder analysieren Fallstudie 142 Semestercheck 2. Semester 144 Vorwissenschaftliche Arbeit 150 Methodenüberblick 152 Register 157 Quellennachweis 158 Bildnachweis 160 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

4 Farben geben Ihnen Orientierung im Buch. Jedem der fünf Großkapitel ist eine eigene Farbe zugeordnet. Wie Sie mit global arbeiten 44 45 Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen M1 Standortfaktoren Wirtschaftsstandort Österreich Kompetenzorientiertes Lernziel Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandorts Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten Nach dem Monitoring Report 2021 der Wirtschaftskammer Österreich gehört Österreich zu den wohlhabendsten, politisch stabilen Ländern der EU und ist gekennzeichnet durch hohe Lebensqualität, Sicherheit, Gesundheits- und Umweltstandards. Auch das Bildungswesen punktet im internationalen Vergleich – kaum ein Land hat so viele bestens ausgebildete Fachkräfte aufzuweisen, die Jugendarbeitslosigkeit ist verhältnismäßig gering und die zentrale Lage in der Mitte Europas wirkt sich positiv aus. Österreichs Betriebe sorgen für sehr gute Beschäftigung und weisen eine hohe Exportorientierung und Innovationsbereitschaft auf. Andererseits gibt es eine ausgeprägte Bürokratie und eine hohe Steuer- und Abgabenquote. Vor allem die hohen Lohnnebenkosten wirken in unserer vernetzten Welt zunehmend abschreckend. In Kombination mit den ebenfalls hohen Lebenshaltungskosten verringern sie auch die Kaufkraft der Bevölkerung – und mindern so die Attraktivität zusätzlich. Ebenfalls zu nennen sind der oft fehlende Reformwille der Politik und ein im Vergleich zu vielen anderen Staaten niedriges Pensionsantrittsalter. 2016 2017 2018 2019 2020 Bruttoinlandsprodukt real (Veränderung zum Vorjahr in %) 1,5 2,6 2,7 1,4 –6,6 Bruttoinlandsprodukt (zu laufenden Preisen in Mrd. Euro) 349,49 396,9 386,15 397,6 375,6 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (zu laufenden Preisen und Kaufkraftparitäten in Euro) 36 540 38 190 39 290 39 474 37254 Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen in % des BIP) 22,9 23,6 23,9 24,1 23,8 Erwerbsquote (Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in %) 77,2 76,4 76,4 80,3 79,7 Arbeitslosenrate (in %) 6,0 5,5 4,9 4,5 5,4 Inflationsrate (in %) 1,0 2,2 2,1 1,5 1,4 Forschungs- und Entwicklungsausgaben (in % des BIP) 3,12 3,16 3,17 3,2 3,3 Exportquote (Warenexporte in % des BIP) 37,5 37,9 38,4 38,2 37,4 M2 Wirtschaftsprofil Österreichs Attraktive Rahmenbedingungen: Österreich ist das viertreichste Land der EU, überdurchschnittliche Kaufkraft österreichischer Konsumentinnen und Konsumenten, hoch entwickelte Infrastruktur, effiziente Verwaltung Stabilität und Sicherheit: politische und gesellschaftliche Stabilität, gute Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, geringe Streikrate, hohe persönliche Sicherheit, Versorgungssicherheit Steuervorteile: niedrige Unternehmensbesteuerung, attraktive Gruppenbesteuerung, keine Vermögen- und Gewerbesteuer. Das österreichische Steuerrecht ermöglicht es, die Steuerbelastung zusätzlich zu vermindern Produktivität: hoher Stundenoutput pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter Zentrale Lage: ideale Basis für Central-Eastern-EuropeAktivitäten, Erfahrung von insgesamt 16 000 bereits existierenden Joint Ventures zwischen Unternehmen aus Österreich und Osteuropa, Osteuropa-Koordinationszentrale für rund 1 000 ausländische Unternehmen, Dienstleister mit umfangreichem Osteuropa-Know-how, Vienna Airport ist der leistungsfähigste Flughafen in Richtung Mittel- und Osteuropa Fundierte Ausbildung: praxisorientiertes Lernen sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich, hohe Bildungsausgaben bestätigen den Wert der Aus- und Weiterbildung, enge Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Bildung (https://investinaustria.at/de/infomaterial/broschueren/wirtschaftsstandort-oesterreich-2016.pdf, abgerufen am 18. 4. 2017) M3 Erfolgsfaktoren des Wirtschaftsstandorts Österreich 1 Arbeiten Sie aus M1 die Standortfaktoren heraus, die zum wirtschaftlichen Erfolg einer Region beitragen. 2 Erklären Sie die wirtschaftlichen Kennzahlen in der Tabelle M2. 3 Wählen Sie auf der Website https://investinaustria.at/ de/infomaterial/grafiken.php vier Grafiken, zB Bildungsausgaben, Büromieten, intakte Umwelt und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und vergleichen Sie diese miteinander. Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in der Klasse. { { } Online-Code h2b9kz Arbeitsheft S. 22 26 27 Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären Arbeitsheft S. 12 Kompetenzorientiertes Lernziel Wirtschafts- und Sozialpolitik und ihre Zielkonflikte als interessensbezogen diskutieren und unterschiedliche Positionen argumentieren Sozialpolitik – Stärkere stützen Schwächere Zu den zentralen Aufgaben in der sozialen Marktwirtschaft zählt die Sozialpolitik. Dies bedeutet, dass sich der Staat verpflichtet, die Unterschiede zwischen den sozial Schwachen und Starken möglichst zu verringern und den Menschen in den unterschiedlichsten wirtschaftlichen Notlagen zu helfen bzw. einen Mindestlebensstandard zu garantieren. Die soziale Marktwirtschaft wird nur dann dauerhaft bestehen können, wenn ihr dieser soziale Ausgleich gelingt. Welche Ziele verfolgt der Sozialstaat und welche Aufgaben hat er? Der Begriff Sozialstaat bezeichnet einen Staat, der allen Bürgerinnen und Bürgern soziale Sicherheit garantiert und einen sozialen Ausgleich zur Erzielung sozialer Gerechtigkeit anstrebt. Niemand soll allein gelassen werden, wenn sie bzw. er zB durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit in Not gerät oder durch ihr bzw. sein hohes Alter nicht mehr in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Alle Aktivitäten und Gesetze eines Staates, die dazu da sind, um die Menschen gegen die vielfältigen Risiken des Lebens abzusichern, nennt man Sozialpolitik. Die zentralen Aufgaben des Sozialstaates betreffen vor allem die folgenden Bereiche: 1. Die Sicherungspolitik schützt die wirtschaftliche und soziale Existenz der Bevölkerung gegen eine Reihe von Risiken (Schutzfunktion). Die wichtigsten Risikoabsicherungen sind die • Krankenversicherung, • Unfallversicherung, • Pensionsversicherung und • Arbeitslosenversicherung. Diese vier Versicherungen sind Pflichtversicherungen, dh, die jeweiligen Leistungen sind gesetzlich festgelegt und die zu leistenden Beiträge richten sich nach dem Einkommen der Versicherten. Diese vier Pflichtversicherungen sind im Rahmen des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG) geregelt. 2. Die Verteilungspolitik soll große Ungleichheiten verringern helfen und mehr soziale Gerechtigkeit herstellen (Verteilungs- und Umverteilungsfunktion). Sie umfasst zB so wichtige Bereiche wie: • Sicherung des Existenzminimums • Sozialhilfe und soziale Wohnraumförderung • Beihilfen des Familienlastenausgleichsgesetzes (zB Familien-, Schulfahrtbeihilfen und Schulbücher) • Steuervergünstigungen. 3. Die Arbeitsmarktpolitik versucht mit Hilfe unterschiedlichster Maßnahmen, Arbeitslosigkeit abzubauen bzw. die Beschäftigung zu fördern (Produktivitätsfunktion). Wichtige Maßnahmen sind zB die • Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, • Arbeitsvermittlungen (zB durch das Arbeitsmarktservice – AMS), • Umschulungen und Fortbildungen. 4. Die Arbeitsschutzpolitik umfasst alle Maßnahmen gegen die Gefahren, die in den Betrieben entstehen können (Schutzfunktion). Wichtige Bereiche sind zB der • Unfallschutz, • Kündigungsschutz, • Mutterschutz, • Arbeitszeitschutzgesetz. Darüber hinaus gibt es noch weitere wichtige Aufgaben des Sozialstaates (zB Konsumentenschutz). M1 Aufgaben des Sozialstaates (Beispiele) An welchen Grundsätzen orientiert sich der Sozialstaat? Die Sozialpolitik orientiert sich an einer Reihe von Grundsätzen. Die drei wichtigsten Grundsätze sind: 1. Grundsatz der Solidarität: Dieses Prinzip garantiert, dass alle Versicherten abgesichert sind, egal wie groß ihr persönlicher Beitrag war. 2. Grundsatz der Versicherungspflicht: Dieses Prinzip garantiert, dass die Menschen im Notfall auch tatsächlich auf eine gewisse Grundversorgung zurückgreifen können. Die gesetzliche Sozialversicherung ist der weitaus wichtigste Zweig der sozialen Sicherung in Österreich. 3. Grundsatz der Subsidiarität: Das Subsidiaritätsprinzip bedeutet, dass der Staat nur dann aktiv werden und regulierend, kontrollierend oder helfend eingreifen soll, wenn die oder der Einzelne dazu nicht in der Lage ist. Dieses Prinzip soll sicherstellen, dass die Eigenverantwortlichkeit der Staatsbürgerin oder des Staatsbürgers, für Notfälle vorzusorgen, gesteigert wird. Jede und jeder Einzelne hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, für ihre bzw. seine wirtschaftliche Existenz zu sorgen. Wer sind die Träger der Sozialpolitik? Die Träger der Sozialpolitik sind in erster Linie der Staat (Bund), wobei die Sozialpolitik va durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz ausgeübt wird, aber auch die Länder und Gemeinden. Dabei hat der Staat große Aufgaben- und Verantwortungsbereiche der Sozialpolitik an eigene Einrichtungen übertragen. Im Zuge dieser Auslagerung wurden eigene öffentlich-rechtliche Körperschaften eingerichtet, die in Eigenverantwortung, aber unter strikter Einhaltung rechtlicher Vorgaben, ihre Aufgaben erfüllen, zB Pensionsversicherungsanstalt, Österreichische Gesundheitskasse, Allgemeine Unfallversicherungsanstalt. Wie werden die Sozialausgaben finanziert? Die Finanzierung der Sozialausgaben im engeren Sinn – dies betrifft die Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung – erfolgt zum Teil aus den Beiträgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, aus sonstigen Einnahmen und aus den Beiträgen des Bundes. Beispiel: Krankenversicherung Die gesetzliche Krankenversicherung wird ganz besonders vom Solidaritätsgedanken getragen. Das heißt: Ihre Sachleistungen (Versorgung, die direkt von den Kassen bezahlt wird) bekommen alle im gleichen, jeweils erforderlichen Umfang ohne Rücksicht darauf, wie hoch die Beitragsleistung des Einzelnen ist. Arbeitnehmer mit höheren Löhnen oder Gehältern zahlen mehr Beiträge, Arbeitnehmer mit kleinerem Einkommen weniger. Ehepartner ohne eigenes Einkommen und Kinder sind mitversichert und müssen keine Beiträge zahlen. (http://www.sozialpolitik.com/artikel/krankenversicherung, abgerufen am 18. 4. 2017) M2 Krankenversicherung Beispiel: Pensionsversicherung Bis auf wenige Ausnahmen müssen alle Erwerbstätigen der Pensionsversicherung als Pflichtversicherte angehören und damit auch Beitragszahlungen leisten. Aus diesen Beiträgen erhalten die heutigen Rentner ihre Pensionen. Sie selbst haben ja im Laufe ihres langen Berufslebens Pensionsbeiträge bezahlt. Dieses so genannte Umlageverfahren funktioniert aber nur auf der Grundlage einer Pflichtversicherung. (nach: http://www.sozialpolitik.com/artikel/rentenversicherung-1, abgerufen am 18. 4. 2017) M3 Pensionsversicherung Beispiel: Altersvorsorge In vielen europäischen Staaten ist das Gewicht der Altersversorgung auf folgende drei Säulen verteilt: 1. Säule – staatliche Grundpension Sie ist relativ niedrig und funktioniert nach dem Umlageverfahren. 2. Säule – betriebliche Pensionsvorsorge (Pensionskassen) Die Beträge werden während des Arbeitslebens angespart und stehen dann als Zusatzpension zur Verfügung. 3. Säule – private Eigenvorsorge Wer seinen Lebensstandard im Alter erhalten will, muss zusätzlich individuell sparen (zB Abschluss von Lebensversicherungen, Kauf von Wertpapieren). (nach: https://www.wko.at/branchen/bank-versicherung/ pensionskassen/start.html, abgerufen am 18. 4. 2017) M4 Altersvorsorge 1 Erläutern Sie den Begriff „Sozialstaat“ und die wichtigsten Aufgaben des Sozialstaates. 2 Recherchieren Sie das Jahr, in dem die angeführten Versicherungen in Österreich eingeführt wurden. a) Unfallversicherung, b) Krankenversicherung, c) Pensionsversicherung. 3 Auch als Schülerin bzw. Schüler profitieren Sie von den Errungenschaften des Sozialstaates. So erhalten Sie zB Gratis-Schulbücher. a) Recherchieren Sie, in welchem Jahr die Schulbuchaktion eingeführt wurde. b) Finden Sie heraus, welcher Betrag – aus Steuergeldern – zuletzt dafür ausgegeben wurde. { { { Hier ist formuliert, welche kompetenzorientierten Lernziele Sie auf dieser Doppelseite erreichen. 14 15 Veränderungen der geopolitischen Lage Österreichs erläutern Arbeitsheft S. 7 Kompetenzorientiertes Lernziel Möglichkeiten grenzüberschreitender Regionalentwicklung unter dem Einfluss der europäischen Integration darstellen Interview mit HR Prof. Mag. Matthias Hemetsberger Prof. Hemetsberger war AHS-Lehrer, Direktor, Landesschulinspektor, Bürgermeister der Gemeinde Seeham und Präsident der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein. Interviewer: Bei mir sitzt der Herr Hofrat Hemetsberger. Wir werden jetzt über die EuRegio S-BGL-TS sprechen. Herr Hofrat, was ist EuRegio eigentlich? HR Hemetsberger: EuRegio ist eine Zusammenarbeit zwischen Gemeinden im Land Salzburg, im Landkreis Berchtesgadener Land und im Landkreis Traunstein. Neben diesen drei kommunalen Gruppierungen sind auch das Land Salzburg und die Kammern Mitglieder in der EuRegio. Das war uns ganz wichtig, dass auch die Wirtschaftskammer und die Arbeiterkammer Mitglieder sind, damit das nicht nur ein kommunales Projekt ist, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich, im sozialen und arbeitsrechtlichen Bereich angesiedelt ist. I.: Und wie wird man zu einer EuRegio? H.: Andere EuRegiones gab es ja schon vorher. Im Jahr 1994 haben wir im norddeutschen Bereich – in Gronau, das geht hinüber in den holländischen Bereich – eine EuRegio besucht. Die Zusammenarbeit in diesem Bereich war sehr beeindruckend, da die deutsch-holländische Grenze aus historischen Gründen nicht immer so leicht zu überwinden war. Es ist ihnen aber gelungen, dass sie im wirtschaftlichen, im sozialen und im kulturellen Bereich ganz gut zusammengearbeitet haben und dass sie auch Mittel von der EU lukrieren konnten. Am Rückflug nach Salzburg hat der Landeshauptmann gesagt: „Du machst das in Salzburg“. Wir haben dann Kontakt aufgenommen zum Landkreis Berchtesgadener Land und zum Landkreis Traunstein und haben ein Arbeitspapier ausgearbeitet und die Gründungsveranstaltung im Jahr 1995 abgehalten. Es war nicht ganz einfach, weil die bayerische Seite mehr Power gehabt hat. Sie waren sehr interessiert mit Salzburg zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel gibt es einen gemeinsamen Flughafen, der damals noch nicht umstritten war, und durch die starke Wirtschaft in Bayern haben sie den Flughafen gebraucht. Auch historisch gesehen: Die Region war doch bis Anfang des 19. Jahrhunderts eine Einheit mit Salzburg („Rupertiwinkel“), die Bayern sind gerne herübergefahren zum Einkaufen und haben auch kulturell das Zentrum hier gesehen. Daher war ihnen sehr wichtig, dass das zustandekommt. Ein zweiter Grund war das Techno-Z in Salzburg – heute würde man sagen ein Gründerzentrum für junge Unternehmen – und da war es sehr schwierig die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen und den grenzübergreifenden Gütertransport zu organisieren. Daher hatte man auch ein wirtschaftliches Interesse an der Durchlässigkeit der Grenze. I.: Das heißt, man hat die Grenze für Personen und Waren durchlässiger gemacht, wie es später in den SchengenAbkommen gekommen ist? H.: Naja, ich persönlich bin früher nur zum Einkaufen nach Freilassing gefahren – mit allen Schwierigkeiten beim Grenzübertritt. Es war also ganz wichtig, wenn wir bei der EU sind, dass diese Dinge einfacher werden. Dazu gibt es eine witzige Geschichte: Eine der ersten Bürgermeisterkonferenzen haben wir in Traunstein abgehalten. Aber weil das gefühlt so weit aus der Welt war, sind die meisten Bürgermeister schon zwei Stunden früher angereist. Und wir haben uns dann zufällig in einem Café dort getroffen. Das war ein toter Bereich für uns – kulturell, wirtschaftlich. Und wir haben dann bemerkt, dass Firmen, die beiderseits der Grenzen dasselbe machen, sich gar nicht kannten. Bayerische Firmen hatten Zulieferer aus Hamburg, obwohl fünf Kilometer über der Grenze eine Zulieferfirma gewesen wäre. Das war völlig getrennt. Daher war die EuRegio-Gründung sehr wichtig. Trotz der besseren Zusammenarbeit gab es dann aber trotzdem noch Probleme. Ziegel einer österreichischen Firma durften zum Beispiel in Bayern importiert, aber nicht verwendet werden, weil sie nicht der bayerischen Norm entsprochen haben. Solche Dinge – auch mit Berlin und Wien – zu ermöglichen, war die Hauptarbeit der EuRegio. I.: Und was trägt die EU dazu bei? H.: Die EU trägt die Büros, aber die EuRegio trägt dazu bei, dass Projekte gefördert werden. Zwar trägt die EuRegio selbst keine Projekte, hilft aber bei der Vermittlung von Fördermöglichkeiten von Brüssel aus. Zum Beispiel haben wir unterstützt, dass das Wenger Moor und eine Moorlandschaft in Bayern zusammen ein Projekt gemacht haben. Man braucht also immer einen Partner auf der anderen Seite der Grenze. I.: Und da wird es auch Projekte aus dem Verkehr oder der Landwirtschaft geben? H.: Massenweise! Wir haben Facharbeitsgruppen gehabt in der Raumplanung, in der Land- und Forstwirtschaft, Jugend & Bildung, Innovation, Technologie, Soziales, Sport, Wirtschaft, Katastrophenschutz, Rettungswesen, Feuerwehr, Tourismus und Verkehr, Umwelt- und Naturschutz. Es sind dann noch weitere dazugekommen. Zum Beispiel Rettungswesen: Es war damals nicht möglich grenzüberschreitende Fahrten durchzuführen. In den Facharbeitsgruppen haben wir dann geschaut, was man tun kann, dass man gegenseitige Hilfeleistungen bieten kann. I.: Wie hat das mit der Bildung funktioniert? H.: Uns war wichtig, dass Schulen zusammengeführt werden und das europäische Verständnis gefördert wird. Dass gemeinsame Projekte durchgeführt werden, dass sich die Direktorinnen und Direktoren treffen und sich austauschen und wieder gemeinsame Projekt machen. M1 Über die EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein Sachtexte analysieren Sachtexte bilden einen wesentlichen Bestandteil im GW-Unterricht. Sie liefern Fakten und oft auch weiterführende Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt. Sachtexte können aus einschlägiger Fachliteratur oder aus Zeitungen, Zeitschriften oder Nachrichten stammen. Schritt für Schritt: Text lesen: den Text mindestens zweimal genau lesen, wichtige Aussagen und Schlüsselwörter unterstreichen oder markieren (eventuell in unterschiedlichen Farben), unbekannte Wörter nachschlagen Markante Stellen beachten: Überschriften berücksichtigen; Gibt es Tabellen, Grafiken, Illustrationen oder Fotos, die den Text veranschaulichen? Fragen an den Text stellen: Um welche Art von Text handelt es sich (zB Zeitungsbericht, Reportage, Artikel in Fachzeitschrift, Auszug aus Fachbuch, …)? Wer schrieb den Text? Wann wurde der Text verfasst? Was ist die Intention der Autorin oder des Autors? Worin besteht die Kernaussage? Mit welchem Vorwissen kann der Text in Beziehung gesetzt werden? Methode Regionalentwicklung – EuRegio 1 Analysieren Sie das Interview. 2 Nehmen Sie Stellung zur Entwicklung des europäischen Gedankens durch die EuRegio. { } In Berchtesgaden hat die TU München eine Außenstelle errichtet, um Kinder ab sechs Jahren für Technik zu begeistern. Und solche Einrichtungen stehen dann halt nicht nur den Bayern zur Verfügung, sondern auch den österreichischen Schulen. I.: Und haben Schülerinnen und Schüler dann tatsächlich gewechselt? H.: Ich kann nur ein Beispiel sagen: Wir haben in Salzburg ein Abendgymnasium, und das hat einmal mit den Anmeldezahlen ein bisschen geschwächelt. Dann haben wir im bayerischen Bereich eine Werbekampagne gestartet und mittlerweile haben wir 30 bis 40% bayerische Schülerinnen und Schüler im Abendgymnasium. Aber auch im Berufsschulwesen, dass Salzburger Schülerinnen und Schüler drüben Berufsschulen besuchen. I.: Welche Herausforderungen hat es gegeben? H.: Wir haben Ende der 1990-er Jahre an einem Entwicklungskonzept zur noch intensiveren Zusammenarbeit gearbeitet. Da haben wir zum Beispiel hineingeschrieben, dass im Bäderbereich nicht in jeder Stadt ein eigenes Bad errichtet werden muss, sondern dass wir hier zusammenarbeiten könnten. Das war aber nicht möglich, da war das Kirchturmdenken einfach zu groß. Ähnliches gilt auch für den Krankenhausbereich. Da war angedacht, Schwerpunktkrankenhäuser nicht überall zu errichten, sondern sie einigermaßen zu verteilen. Ich glaube, da sind wir auch noch nicht sehr weit gekommen. Es sind also schon noch Vorbehalte da. Aber viele, viele Dinge sind im kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich passiert, und daher hat die EuRegio sicher eine Berechtigung. I.: Sie haben den Flughafen schon angesprochen, der war damals positiv gesehen? H.: Der war positiv gesehen. Ich nehme das auch nicht so dramatisch. Vor Wahlen kommt das halt immer wieder hoch, dass man im Wahlkampf die Wählerinnen und Wähler bei Laune hält. Dazu ein Beispiel: Der Herr Dobrindt hat in Freilassing eine Rede gehalten und fürchterlich gewettert gegen den Flughafen und ist dann von Salzburg weggeflogen. Ein Highlight – und das hat mich auch persönlich sehr berührt – war das Schengen-Abkommen. Der Bayerische Landrat und ich haben gemeinsam den Grenzbalken in Oberndorf durchgesägt und das war ein historischer Moment, der unwiederbringlich ist! I.: Was sagt denn die Bevölkerung zur EuRegio? Gibt’s da auch kritische Stimmen? H.: Das hängt von den Gemeinden ab. Wenn die Gemeinde das für wichtig hält und Projekte mit EU-Förderung durchführt, dann wird das sehr wohl wahrgenommen. Aber als Körperschaft wird sie nicht so wahrgenommen. I.: Was würden Sie sich wünschen für Ihre Euregio? H.: Ich bin überzeugter Europäer und ich glaube, die wichtigste Aufgabe der EuRegio ist es, den europäischen Geist zu fördern. Durch Projekte, die gefördert und die von der EuRegio begleitet wurden, kommt Europa näher und die Vorteile sind sichtbarer. Darum war uns wichtig, Schulklassen über die Grenzen zu führen und von Kindesbeinen an den Europagedanken den jungen Leuten beizubringen. Dass wir in Europa zusammengehören, ist ganz wichtig, und da hat die EuRegio eine wichtige Funktion. I.: Herr Hofrat, danke für das Interview! (Das Interview führte Johannes Dorfinger.) Die Arbeitsaufträge helfen Ihnen bei der Erschließung der Inhalte und Materialien des Buches und somit beim Erwerb Ihrer Kompetenzen. In einigen Kapitel finden Sie eine Basisseite, die mit der Erarbeitung einer Fachmethode verknüpft ist. Dabei wird Ihnen die Vorgehensweise in bestimmten Arbeitsschritten empfohlen. Einen Überblick über alle Methoden finden Sie ab S. 152. Die Auftaktseiten zu einem Kapitel führen mitten ins Thema. Auf den Basisseiten erfolgt die Erarbeitung der Themen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

5 Zusatzangebot im Internet Weitere Materialien, Lernangebote oder weiterführende Links finden Sie im Internet mit Hilfe der Online-Links. Die Online-Links stehen immer am Beginn eines Großkapitels unten auf der Buchseite. Öffnen Sie die Webseite www.oebv.at und geben Sie den Online-Link im Suchfenster ein. 42 43 Wissen vernetzen Maturaaufgabe Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik erklären Basiskonzepte • Märkte, Regulierung und Deregulierung • Wachstum und Krise S. 22, S. 23, S. 26, S. 27, S. 28, S. 29, S. 30, S. 31, S. 32, S. 33, S. 34, S. 35, S. 36, S. 37, S. 38, S. 39, S. 40, S. 41 S. 22, S. 23, S. 38, S. 39, S. 40, S. 41 • Arbeit, Produktion und Konsum S. 18, S. 19, S. 20, S. 21, S. 24, S. 25 Gender Pay Gap: Frauen arbeiten jedes 7. Jahr gratis Bis zum 21. Februar mussten Frauen das Arbeitsjahr 2020 verlängern, um auf das gleiche Einkommen wie Männer zu kommen. Das internationale Frauennetzwerk BPW – Business and Professional Women – berechnet seit 2009 den Equal Pay Day für Österreich. Obwohl er dieses Jahr um vier Tage nach vorne gerückt ist, fällt die Begeisterung gedämpft aus. Die Datengrundlage für die Berechnung ist 2019, also vor der Corona-Krise, die dramatische Auswirkungen auf Frauen hat. Aktuell beläuft sich der Gender Pay Gap auf 14,3 Prozent, umgerechnet sind das 52 Kalendertage, die Frauen unbezahlt arbeiten – oder anders ausgedrückt, jedes 7. Jahr. In der Gesellschaft wird diese Ungerechtigkeit oft negiert oder fälschlicherweise auf die hohe Teilzeitquote von Frauen geschoben. Die Lohnschere resultiert jedoch aus dem Vergleich von ganzjährig vollbeschäftigten Frauen und Männern, Teilzeit ist demnach kein Argument! In Österreich besteht im europäischen Vergleich ein hohes geschlechtsspezifisches Lohngefälle zwischen Frauen und Männern, wir sind bei den Schlusslichtern zu finden. Die Zahlen lassen auch regionale Vergleiche zu: Während in Wien der Pay Gap mit 4,8 Prozent verhältnismäßig klein ist, klafft in Vorarlberg eine Lücke von 23,3 Prozent! (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210216_ OTS0144/gender-pay-gap-frauenarbeiten-jedes-7-jahr-gratis, 21. 2. 2021, abgerufen am 10. 6. 2021) M1 Equal Pay Day Unterschied im Bruttosozialverdienst 2019 in Prozent Rumänien Italien Schweden EU Frankreich Ungarn Tschechien Deutschland Österreich Estland 3,3 4,7 11,8 18,2 16,5 14,1 19,9 19,2 18,9 21,7 24 12 6 3 27 21 15 18 9 0 Lohnschere Frauen – Männer in der EU M2 Lohnunterschiede im EU-Vergleich 2019 Warum Frauen weniger verdienen Meist wird mit dem rohen statistischen Einkommensunterschied darauf hingewiesen, dass Frauen deshalb weniger verdienen, weil sie eben Frauen sind. Dieser Vorwurf wiegt schwer und ist auch nur bedingt haltbar. Tatsächlich lässt sich ein erheblicher Teil der vorhandenen Einkommensunterschiede anhand verschiedener Charakteristika erklären und nachvollziehbar begründen. Gründe für den Lohnunterschied sind etwa die Berufswahl, tatsächlich angewandte Kompetenzen im Job, vor allem aber lange Karenzzeiten und die Rückkehr in den Job auf Teilzeitbasis. Ein anderer Teil des Gender Pay Gaps ist aber anhand der Datenbasis nicht erklärbar. Dabei gilt: Je geringer das Einkommen, desto geringer der Lohnunterschied. Je nach Einkommenshöhe liegt er zwischen 3,5 und 11,2 Prozent. (Agenda Austria, 19. Oktober 2020, gekürzt) M3 Erklärbare und unerklärbare Unterschiede 1 Erklären Sie anhand von M1, warum wirtschaftspolitisches Handeln notwendig ist. 2 Werten Sie die Grafik M2 unter Bezugnahme auf die Erläuterung von M3 aus. Überprüfen Sie die Aussagen in M3. 3 Stellen Sie fest, welchem wirtschaftspolitischen Ziel die beschriebene Thematik zuzuordnen ist. 4 Stellen Sie fest, woher die Daten für Einkommensvergleiche in Österreich stammen und um welche Form der Einkommensverteilung es sich handelt (funktionell, personell). Begründen Sie Ihre Antwort. 5 Recherchieren Sie drei konkrete Maßnahmen, die die österreichische Bundesregierung für mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen Mann und Frau bereits gesetzt hat. { } { { { Arbeitslosigkeit im Krisenvergleich Bedingt durch die anhaltenden Schließungen kletterte die Arbeitslosigkeit im Februar 2021 einmal mehr in die Höhe. Damit übertrifft die covidbedingte Arbeitsmarktkrise die große Wirtschaftskrise von 2009 bei Weitem. 1 Beschreiben Sie die beiden Methoden, mit denen Arbeitslosigkeit gemessen wird, stichwortartig. Nennen Sie je einen Vorteil und einen Nachteil. 2 Werten Sie die Grafik M1 aus. Gehen Sie insbesondere darauf ein, welche Branchen während der Finanzkrise bzw. während der Covidkrise am stärksten betroffen waren. Diskutieren Sie mögliche Gründe hierfür. 3 Begründen Sie, ob Kurzarbeit zur aktiven oder passiven Arbeitsmarktpolitik zählt. 4 Arbeiten Sie aus M2 einen Entscheidungsträger der Wirtschaftspolitik und eine einflussnehmende Institution heraus. Nennen Sie weitere Instanzen bzw. Institutionen, die in Österreich Wirtschaftspolitik betreiben. Erläutern Sie stichwortartig die Ziele und Instrumente der Wirtschaftspolitik und nehmen Sie für den in M2 beschriebenen Sachverhalt jeweils eine Zuordnung vor. 5 Formulieren Sie zwei bis drei zentrale Gründe, warum die Covid-Pandemie den österreichischen Arbeitsmarkt so stark getroffen hat. " { { } { 12,2 –3,4 23,7 –2,7 28,8 64,7 25,9 76,3 29,7 69,7 33,0 56,8 30,1 41,3 29,8 33,2 27,9 27,5 21,1 24,4 14,3 30,5 8,9 31,4 55,9 32,3 24,6 29,9 18,8 32,7 27,2 52,0 13,8 80,8 26,6 29,5 12,4 15,3 20,8 42,0 12,0 52,9 Jänner Februar März April Mai 2009 2020 Juni Juli August September Oktober November Dezember 80 20 40 60 30 50 70 Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent 10 0 -10 Arbeitslosigkeit im Krisenvergleich Herstellung von Waren Bau Handel Verkehr, Lagerei Beherbg., Gastronomie Wirtschaftl. Dienstl. Gesundheit, Soziales Kunst, Unterhaltung Sonstige Dienstl. 90 30 50 70 40 60 80 Veränderung zum Vorjahr in Prozent 20 10 0 Arbeitslosigkeit nach Branchen im Jahresschnitt 508.923 Arbeitslose im Februar 2021 +27,4% gegenüber Februar 2020 +134,4% im Bundesland Tirol +99,8% in der Gastronomie/Beherbg. M1 Arbeitslosigkeit im Krisenvergleich Arbeitsmarkt: Covidkrise schlägt Finanzkrise (…) Zusätzlich zu den 509 000 Arbeitslosen waren im Februar 496 000 Menschen in Österreich zur Kurzarbeit angemeldet. Die Corona-Kurzarbeit wurde bis Ende Juni verlängert, dann soll nach Ansicht von Arbeitsminister Martin Kocher ein schrittweiser Ausstieg stattfinden. Die Corona-Kurzarbeit ist für Unternehmer deutlich attraktiver gestaltet als das reguläre Modell. Entsprechend stark wird sie in der aktuellen Krise in Anspruch genommen. (…) Die Kurzarbeit hat auch dazu geführt, dass die Arbeitslosigkeit trotz der Schließungen nicht völlig explodiert ist. Wegen der steigenden Infektionszahlen wird es vorerst keine weiteren Öffnungsschritte geben. Laut Helmut Hofer, Ökonom und Arbeitsmarktexperte am Institut für Höhere Studien (IHS), wird sich das eher in steigenden Kurzarbeitszahlen äußern als in stark steigenden Arbeitslosenzahlen. Im ersten Lockdown seien relativ viele Arbeitsverhältnisse beendet worden. „Binnen weniger Wochen wurden sehr viele Menschen neu arbeitslos.“ (…) Die covidbedingte Arbeitsmarktkrise dauert nun schon fast ein Jahr an. Eine wirkliche Entspannung auf dem Arbeitsmarkt werde es erst geben, wenn die Gesundheitskrise überwunden ist und auch die Konsumenten zurückkehren, so Hofer vom IHS. „Aber solang die Impfungen noch nicht wirklich funktionieren, wird sich noch einiges abspielen.“ Der Sommer könnte für die heimischen Tourismusbetriebe noch einmal unangenehm werden, selbst ohne Lockdown. Dann nämlich, wenn die ausländischen Urlauber ausbleiben, sei es, weil es noch Reisebeschränkungen gibt oder schlicht noch Verunsicherung herrscht. Das gilt auch für den Handel: „Wenn die Zahlen stark steigen, kann man nicht erwarten, dass die Menschen viel kaufen“, so Hofer. (https://www.diepresse.com/5944707/ arbeitsmarktcovidkrise-schlagt-finanzkrise, Jeannine Hierländer, 1. 3. 2021, abgerufen am 10. 6. 2021) M2 Krise am Arbeitsmarkt 66 67 Fallbeispiel Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen Kompetenzorientiertes Lernziel Lebensqualität in Österreich diskutieren M1 Hat Wien nicht alles, was es braucht? Was braucht Wien? Wie Medien mit Lesern Politik gestalten können (…) In der gedruckten Zeitung und über die Social-MediaKanäle wurde unter dem Titel „Was braucht Hagen?“ die lokale Bevölkerung gefragt, was passieren muss, damit die 190 000-Einwohner-Stadt wieder lebenswerter wird. Vorgeschlagen wurden die Themen Verkehr, Wohnungsmarkt und Integration, am Ende entschieden sich die Leser für zwölf. „Wir bekamen mehrere hundert Antworten, die Leute hatten hier das Gefühl, dass sie die Themen bestimmen und nicht wir als Zeitung – das ist für mich entscheidend bei Audience-Engagement-Projekten“, sagt Jost Lübben, Chefredakteur der Regionalzeitung „Westfalenpost“. Und: „Die Menschen merken, dass wir uns mit solchen Projekten tatsächlich für die Region starkmachen – sie spüren, dass es einen Grund gibt, warum wir als Zeitung existieren. Wichtig ist auch, diese Debatte zu steuern, statt sie durch vorgegebene Meinungselemente zu führen.“ Die Ideen und Einsendungen wurden schließlich der regionalen Politik präsentiert. Das hat Wirkung gezeigt: In einem nächsten Schritt werden zumindest drei Wünsche durch konkrete Reformvorhaben von der Lokalpolitik aufgegriffen. „Das Projekt kam deswegen so gut an, weil das ein sehr lebensnahes Thema war, das viele in der Stadt betrifft und interessiert“, resümiert Lübben, der zum Abschluss des Lehrgangs „Lernlabor Audience Engagement“ zu einem Impulsvortrag nach Wien kam. Ließe sich dieses Projekt, das zuletzt mit dem deutschen Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet wurde, auf die österreichische Bundeshauptstadt mit der Frage „Was braucht Wien“ anwenden? Jost Lübben: „Grundsätzlich ja. Sie brauchen dafür ein Medium, das regional sehr viel Einfluss hat, um so etwas zu starten. Und es soll sich am Ende tatsächlich etwas verändern – vielleicht wäre so etwas in kleineren Städten oder auf Bezirksebene leichter zu bewerkstelligen.“ (http://derstandard.at/2000051515054/Was-braucht-WienWie-Medien-mit-Lesern-Politik-gestalten-koennen, Daniela Kraus, 26. 1. 2017, abgerufen am 24. 4. 2017) M2 Lokale Bevölkerung gefragt M3 Karikaturen Was ist Lebensqualität? 1 Beschreiben Sie das Foto M1 und diskutieren Sie die Aussage: „Hat Wien nicht alles, was es braucht?“ 2 Beurteilen Sie die Durchführbarkeit des in M2 vorgestellten Projekts für Ihren Schulstandort. 3 Interpretieren Sie die Karikaturen. Sehen Sie dabei Zusammenhänge mit der „Lebensqualität“? 4 Gestalten Sie einen Flyer zum Thema „How’s Life in Austria?“. } } } } 146 147 Semestercheck 6 Machen Sie eine Umfrage in Ihrer Klasse und entwerfen Sie ein demographisches Bild: Alter und Herkunft der Eltern und Großeltern, Anzahl der Geschwister, … 7 Stellen Sie mit Hilfe der Karte M4 die Bevölkerungsveränderung in mindestens drei österreichischen Bezirken dar. 8 Interpretieren Sie die Grafik M5. Welche Auswirkungen hat die dargestellte Entwicklung auf Kinder und Jugendliche (Kindergärten, Schulen), Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Steuern) sowie Pensionistinnen und Pensionisten (Altersvorsorge, Pflege)? { M4 Bevölkerungsveränderung nach Bezirken 2016 – 2017 über 2 % 1 bis 1,99 % 0,01 bis 0,99 % -0,49 bis 0 % -1 bis -0,5 % Staatsgrenze Bundeslandsgrenze Bezirksgrenze 0 70 140 km Maßstab 1:7 000 000 " 11 10 9 1 8 7 6 5 4 2 3 in Mio. Bevölkerung nach breiten Altersgruppen 1950–2080 0 bis 19 Jahre 20 bis 64 Jahre 65 und mehr Jahre 0 2080 1950 60 70 80 90 2000 10 20 30 40 50 60 70 Vorausschätzung ab 2018 M5 Bevölkerung nach breiten Altersgruppen 1950 – 2080 { M6 Durchschnittsalter der Bevölkerung nach Gemeinden 2020 Durchschnittsalter der Bevölkerung in Jahren Bezirksgrenze Bundeslandsgrenze Staatsgrenze 0 33 66 99 km Maßstab 1: 3 300 000 unter 40 40 bis 42,4 42,5 bis 44,9 45 bis 47,4 47,5 und mehr Durchschnittsalter der Bevölkerung in Jahren Bezirksgrenze Bundeslandsgrenze Staatsgrenze 0 33 66 99 km Maßstab 1: 3 300 000 unter 40 40 bis 42,4 42,5 bis 44,9 45 bis 47,4 47,5 und mehr M7 Bevölkerung mit ausländischer Staatsangehörigkeit nach Gemeinden 2020 über 10% 8,1 bis 10% 6,1 bis 8 % 4 bis 6 % unter 4 % Staatsgrenze Bundeslandsgrenze Arbeitsmarktbezirksgrenze 0 70 140 km Maßstab 1:7 000 000 über 10% 8,1 bis 10% 6,1 bis 8 % 4 bis 6 % unter 4 % Staatsgrenze Bundeslandsgrenze Arbeitsmarktbezirksgrenze 0 70 140 km Maßstab 1:7 000 000 9 Werten Sie die Karte M6 aus. Untersuchen Sie, in welchen Gebieten viele junge, in welchen viele alte Menschen leben. Stellen Sie Vermutungen über diese Verteilung an. 10 Stellen Sie anhand von M7 die Verteilung der ausländischen Bevölkerung in Österreich dar. 11 Vergleichen Sie die beiden Karten. Können Sie Gemeinsamkeiten oder Unterschiede feststellen? 12 Erörtern Sie mit Hilfe der beiden Karten, vor welchen Herausforderungen Gemeinden mit einer relativ alten Bevölkerung und Gemeinden mit einem hohen Anteil an ausländischer Bevölkerung stehen. Stellen Sie dar, welche Verantwortung der Staat bzw. Politikerinnen und Politiker bei der Bewältigung dieser Herausforderungen haben. } { { } Die Fallbeispielseiten dienen der Vertiefung und Erweiterung des Lehrstoffes. Die Abschlussseiten zu jedem Großkapitel bieten links eine „Wissen-vernetzen-Seite“, die Ihnen einen systematischen Rückblick auf die Inhalte des Kapitels zeigt. Sie sind aber auch immer wieder aufgefordert, Ihr eigenes Wissen und Ihre Kompetenzen einzubringen. Außerdem sind die im Lehrplan verankerten Basiskonzepte hier ausgewiesen. Auf der rechten Seite finden Sie eine zum Kapitel passende Maturaaufgabe, mit deren Hilfe Sie sich schrittweise auf die kompetenzorientierte Reifeprüfung vorbereiten können. Die Semestercheckseiten bieten Ihnen Aufgaben zur selbstständigen Überprüfung Ihrer erworbenen Kompetenzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigen um des Verlags öbv

6 Mit Kompetenzorientierung und Basiskonzepten zur Matura Kompetenzorientierter Unterricht Das Zukunftsfach Geographie und Wirtschaftskunde vermittelt den kompetenten Umgang mit wesentlichen und komplexen Fachinhalten und Fachmethoden der Geographie und der Ökonomie und orientiert sich an Ihren Motivationen, Interessen und Bedürfnissen. Aus dem fundierten Verständnis räumlicher und ökonomischer Prozesse entstehen die Möglichkeiten zu kompetenter Kommunikation und zu konstruktivem Handeln. Sie werden so zu mündiger und aktiver gesellschaftlicher Partizipation im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in einer lebenswerten Welt von morgen befähigt und ermutigt. Kompetenzorientierte Aufgaben- und Problemstellungen im GW-Unterricht gehen grundsätzlich über den Anforderungsbereich I (Reproduktion und Reorganisation) hinaus und beinhalten die Anforderungsbereiche II (Anwendung und Transfer) sowie III (Reflexion und Problemlösung). Aufgaben in diesen höheren Anforderungsbereichen sollen zur Unterstützung des Kompetenzerwerbs in möglichst vielen Phasen des GW-Unterrichts zur Anwendung kommen. Anforderungsbereiche und Operatoren Die folgende Übersicht bietet Ihnen eine Hilfe sowohl zum Verständnis der Anforderungsbereiche als auch der Aufgabenstellungen bei allen Prüfungen und Tests in der Oberstufe bis hin zur kompetenzorientierten Reifeprüfung. Die Anforderungsbereiche sind nicht mit den Jahren aufsteigend zu erreichen und Anforderungsbereich III als Ziel der Reifeprüfung zu sehen, sondern die drei Anforderungsbereiche müssen in allen Schuljahren bzw. Kompetenzmodulen parallel eingesetzt werden. Anforderungsbereich I Wiederholung/(einfache) Umorganisation von Wissen/Reproduktion Erklärung: • Wiedergeben von grundlegendem Fachwissen unter Verwendung des Fachvokabulars • Bestimmen der Art des Materials • Benennen und Anwenden von Arbeitstechniken und Methoden • Entnehmen von Informationen aus unterschiedlichen Materialien Operatoren und ihre Definition: nennen: Informationen oder Sachverhalte ohne Kommentierung wiedergeben; Aufzählen oder Auflisten ohne jede Erläuterung; Wissen bzw. angelernte Tatsachen wiedergeben; Informationen aus beigefügtem Material ablesen herausarbeiten: Angaben und Gegebenheiten unter bestimmten Aspekten in beigefügtem Material erkennen, wiedergeben und/oder möglicherweise berechnen beschreiben: wichtige Sachverhalte (Kernaussagen/Besonderheiten/Gesetzmäßigkeiten) aus Kenntnissen oder beigefügten Materialien systematisch und logisch mit eigenen Worten fachsprachlich angemessen wiedergeben darstellen: aus dem Unterricht bekannte oder aus dem Material entnehmbare Informationen und Sachzusammenhänge geordnet mit Worten oder graphisch verdeutlichen ermitteln: Aufgaben mittels vorgegebener Sachverhalte/Daten/Materialien lösen charakterisieren: Sachverhalte und Vorgänge mit ihren typischen Merkmalen beschreiben und in ihren Grundzügen bestimmen lokalisieren: Fall- oder Raumbeispiele in bekannte topographische Orientierungsraster einordnen weitere Operatoren: darlegen, festlegen, benennen, recherchieren, veranschaulichen, finden, herausfinden, auflisten, auswählen, schildern, ordnen, zuordnen, wiedergeben, bestimmen Anforderungsbereich II (schwierige) Umorganisation von Wissen/(einfache) Anwendung und Übertragung von Wissen auf unbekannte Bereiche (Transfer) Erklärung: • Erklären kategorialer, struktureller und zeitlicher Zusammenhänge • sinnvolles Verknüpfen und Einordnen unterschiedlicher (zB ökonomischer, soziologischer, politischer, raumspezifischer, historischer) Sachverhalte • Unterscheiden zwischen Sach- und Werturteil Operatoren und ihre Definition: analysieren/interpretieren: komplexe Materialien oder Sachverhalte in ihren Einzelaspekten systematisch und gezielt untersuchen bzw. auswerten und in ihren Zusammenhängen erklären erklären/erläutern: Zusammenhänge verständlich aufzeigen/Informationen durch eigenes Wissen, eigene Einsichten, aber auch beigefügte Materialien in einen Zusammenhang stellen/mit Beispielen verdeutlichen vergleichen: Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede gewichtend einander gegenüberstellen und zu einem begründeten Ergebnis kommen erstellen: Sachverhalte inhaltlich und methodisch angemessen darstellen (zB Diagramm, Mindmap, Wirkungsgefüge, Referat) begründen: vielschichtige Grundgedanken argumentativ schlüssig entwickeln und im Zusammenhang darstellen einordnen/zuordnen: einem Raum oder einem Sachverhalt auf der Basis festgestellter Merkmale eine bestimmte Position in einem Ordnungsraster zuweisen kennzeichnen: einen Raum oder einen Sachverhalt auf der Basis bestimmter Kriterien begründet charakterisieren weitere Operatoren: anwenden, gliedern, überlegen, ableiten, klären, definieren, Zusammenhang herstellen, folgern, untersuchen, übertragen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

7 Anforderungsbereich III (komplexe) Anwendung und (komplexer) Transfer, Reflexion und echte Problemlösung Erklärung: • selbstständiges Erörtern unterschiedlicher Sachverhalte • Entfalten einer strukturierten, multiperspektivischen und problemorientierten Fragestellung • Reflektieren der eigenen Urteilsbildung • problemorientiertes Umsetzen von Kenntnissen und Erkenntnissen in gestaltender Form Operatoren und ihre Definition: beurteilen: innerhalb eines Zusammenhangs den Stellenwert von Aussagen, Behauptungen oder Sachverhalten definieren/Gedanken oder konkrete Schritte im Zusammenhang auf ihre Eignung oder Stichhaltigkeit prüfen/die angewandten Kriterien anführen überprüfen: Aussagen oder Behauptungen an konkreten Sachverhalten und innerer Logik messen/Thesen oder Hypothesen, Argumentationen und Darstellungsweisen auf ihre Angemessenheit, Stichhaltigkeit und Effizienz untersuchen bewerten: Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede gewichtend einander gegenüberstellen/eine persönliche, jedoch fachlich stimmige Stellungnahme abgeben/Fachwissen argumentativ einsetzen/Bezug auf Materialien oder Beispiele nehmen/eigene Meinung darlegen erörtern: einen Sachverhalt oder eine Problemstellung durch Ausloten von Pro- und Contra-Argumenten begründet beurteilen gestalten: ein Problem in produkt-, rollen- bzw. adressatenorientierter Form diskutieren, zB durch Anfertigen von Interviews, Fachartikeln, Szenarien oder Modellen (kritisch) Stellung nehmen: unter Abwägung unterschiedlicher Argumente zu einer begründeten Einschätzung eines Sachverhalts oder einer Behauptung gelangen weitere Operatoren: entwickeln (von begründeten Vermutungen, Hypothesen etc.), diskutieren, widerlegen Basiskonzepte im GW-Unterricht Im semestrierten Lehrplan Geographie und Wirtschaft werden handlungsorientierte Basiskonzepte eingeführt. Diese verweisen auf fundamentale fachliche Ideen und Konzepte, den fachlichen Kern der Bezugswissenschaften Geographie und Wirtschaft. Basiskonzepte bündeln fachliche Zugänge, die darauf abzielen, eine unübersichtliche komplexe Welt für Sie lesbar und verhandelbar zu machen. Folgende Basiskonzepte sind für den Unterricht in GW aus fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Sicht relevant. Raumkonstruktion und Raumkonzepte, Regionalisierung und Zonierung, Diversität und Disparität, Maßstäblichkeit, Wahrnehmung und Darstellung, Nachhaltigkeit und Lebensqualität, Interessen, Konflikte und Macht, Arbeit, Produktion und Konsum, Märkte, Regulierung und Deregulierung, Wachstum und Krise, Mensch-Umwelt-Beziehungen, Geoökosysteme, Kontingenz Eine genaue Definition der einzelnen Basiskonzepte finden Sie in global 5, Seite 7 bis 9. Die kompetenzorientierte Reifeprüfung Der Themenpool für die kompetenzorientierte Reifeprüfung wird autonom vom Team der Fachlehrerinnen und Fachlehrer an Ihrer Schule erstellt. Dieser Themenpool besteht in Geographie und Wirtschaftskunde in der Regel aus 21 Themenbereichen, zu denen jeweils mindestens zwei kompetenzorientierte Maturaaufgaben formuliert sein müssen. Zu jedem Themenbereich muss mindestens ein Lehrplanziel, das mit den Aufgabenstellungen erfüllt werden soll, formuliert sein. Der Themenkorb wird nicht schülerindividuell erarbeitet, sondern gilt für alle Kandidatinnen und Kandidaten, die im Fach GW zur mündlichen Reifeprüfung antreten. Aufgaben: Zu einem bestimmten Thema sollen Sie mit einer Auswahl von Materialien, die Sie in der Vorbereitungszeit zur Verfügung haben, schrittweise selbstständig unterschiedliche Aufgaben lösen. Die Materialien sollten inhaltlich weitgehend neu und nicht bereits im Unterricht verwendet worden sein. Die Aufgabe stellt eine geographisch/ wirtschaftskundliche Problem- oder Aufgabenstellung dar, die sich schrittweise über Teilaufgaben lösen lässt. Als Vorbereitungszeit sind mindestens 20 Minuten vorgesehen, für GW werden allerdings in der Praxis 30 Minuten vorgeschlagen, da eine sinnvolle Bearbeitung der mit der Aufgabenstellung verbundenen Materialien dies erforderlich macht. Struktur der Aufgabenstellung: • In der Überschrift werden der Themenbereich und das Thema der zu bearbeitenden Aufgabe angeführt. • Ein kurzer Eingangstext beschreibt die der Aufgabenstellung zugrunde liegende Situation. • Jede Aufgabenstellung besteht aus mehreren mit Operatoren (siehe oben) formulierten Teilaufgaben, die durch die Kennzeichnung (I), (II) und (III) den drei Anforderungsbereichen zugeordnet sind. • Zu jeder Aufgabenstellung wird eine Auswahl an Materialien, zB physische oder thematische Karten, Schemata, Schaubilder, Diagramme, Fotos oder Texte, zur Verfügung gestellt, die zur Behandlung der Aufgabenstellung benutzt werden. Zum Ablauf der mündlichen Reifeprüfung Die gesetzliche Grundlage für die Durchführung der Reifeprüfung ist die Verordnung der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur über die Reifeprüfung in den allgemein bildenden höheren Schulen (Prüfungsverordnung AHS, kurz RPVO). (https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnumm er=20007845) Gemäß §28 (3) muss die Prüfungskandidatin bzw. der Prüfungskandidat zwei Themenbereiche ziehen und einen davon auswählen. Anschließend ist laut §29 (1) der Kandidatin oder dem Kandidaten eine kompetenzorientierte Aufgabenstellung aus dem gewählten Themenbereich schriftlich vorzulegen. Allenfalls zur Bearbeitung der Aufgabenstellung erforderliche Hilfsmittel müssen bereitgestellt werden. (nach: https://www.bmbf.gv.at/schulen/unterricht/ba/­ reifepruefung_ahs_lfgw_22201.pdf?4k21fx, abgerufen am 5. 12. 2016) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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