global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

24 Arbeitslosigkeit ist wohl das drängendste Problem unserer Zeit, und so verwundert es nicht, dass kaum ein Tag vergeht, an dem das Thema nicht in den Medien behandelt wird (M1). Arbeitslosigkeit in Österreich und in der EU Grundsätzlich können zwei Methoden zur Erhebung der Arbeitslosenzahlen unterschieden werden (M3). Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind gleich von Arbeitslosigkeit betroffen. Zu den besonders betroffenen Gruppen zählen • Jugendliche, • Frauen, die nach längerer Zeit der Kinderbetreuung wieder in den Beruf einsteigen wollen, • ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Über-50-Jährige), die in einen neuen Beruf starten wollen, • Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in wirtschaftlich benachteiligten Regionen, • Menschen mit Migrationshintergrund, die vor allem als ungelernte Arbeitskräfte erwerbstätig sind, • gesundheitlich beeinträchtigte Menschen und • Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit niedrigem Ausbildungsstand. Arbeitslosigkeit sinkt schneller als erwartet Die Arbeitslosigkeit in Österreich sinkt laut AMS-Vorstand Johannes Kopf „mit unglaublicher Geschwindigkeit“ weiter: Im September waren 338 514 Personen beim AMS als arbeitslos oder in Schulung registriert. Gegenüber Ende September 2020 war das ein Rückgang um mehr als 70.000 Personen bzw. 17,2 Prozent. Im Vergleich zu September 2019 liegt die Arbeitslosigkeit aufgrund steigender Schulungszahlen nur noch leicht über der Vor-CoV-Zeit, ohne Schulungen liegt sie darunter. ÖVPArbeitsminister Martin Kocher verwies in der Aussendung darauf, dass die Zahl der Arbeitslosen erfreulicherweise erstmals unter dem Niveau des Vergleichsmonats 2019, also vor der CoV-Krise, liege. (https://orf.at/stories/3230741/, 1. 10. 2021, abgerufen am 6. 10. 2021) M1 Arbeitslosigkeit in Österreich im September 2021 Griechenland Spanien Italien Schweden Portugal Kroatien Slowakei Rumänien Zypern Litauen Estland Frankreich Luxemburg Finnland Irland Belgien Ungarn Euroraum EU Slowenien Lettland Polen Bulgarien Österreich Malta Dänemark Tschechien Deutschland Niederlande 37,6% 35,1% 27,7% 24,1% 23,5% 23,2% 21,7% 20,8% 20,1% 19,2% 18,6% 18,6% 17,8% 17,5% 17,1% 16,5% 17,3% 16,8% 16,2% 14,3% 13,7% 12,0% 11,5% 11,0% 10,6% 8,2% 8,0% 7,5% 7,3% M2 Jugendarbeitslosigkeit in der EU im Juli 2021 Registermethode laut Arbeitsmarktservice AMS (nur für Österreich) Stichprobenerhebungsmethode laut EUROSTAT (auf EU-Ebene) Erfasst werden arbeitslos gewordene unselbstständig Beschäftigte, die sich beim AMS registrieren lassen können. Sie müssen vorher eine gewisse Zeit gearbeitet haben und erhalten daher Unterstützung. Arbeitslos melden können sich auch Personen, deren aktuelles Einkommen unter der „Geringfügigkeitsgrenze“ liegt. Personen, die die erforderliche Arbeitszeit nicht nachweisen können, erhalten keine Unterstützung. Sie können sich aber als arbeitslos registrieren lassen und werden ebenfalls in die Statistik aufgenommen. Erfasst werden vom Statistischen Amt der EU aufgrund von vierteljährlichen Stichproben-Befragungen Personen, die • in der Befragungswoche nicht erwerbstätig waren (auch nicht einmal eine Stunde!), • aktiv einen Arbeitsplatz suchen und • in der Lage sind, innerhalb von zwei Wochen eine neue Arbeit anzutreten. Vorteile Vorteile • jederzeit aktuelle Daten verfügbar • Aufgliederung der Daten nach bestimmten Merkmalen möglich (Alter, Geschlecht, Branchen, Bundesland etc.) • Alle Gruppen sind erfasst (auch Selbstständige und geringfügig Beschäftigte) • teilweise internationaler Vergleich möglich (zwischen den EU-Staaten und in der OECD) Nachteile Nachteile • Schulabgängerinnen und Schulabgänger werden nur erfasst, wenn sie sich registrieren lassen. • Selbstständige scheinen in dieser Statistik gar nicht auf. • Auf internationaler Ebene ist ein Vergleich der Arbeitslosenquoten nicht möglich. • Die Erhebung erfolgt vierteljährlich, daher sind die Daten nicht immer aktuell. • Da die Daten nur auf der Basis von Stichprobenbefragungen verfügbar sind, ist eine Aufgliederung nur bedingt möglich. Hinweis: Aufgrund ihrer unterschiedlichen Erhebung ergeben die beiden Methoden auch unterschiedliche Arbeitslosenraten für Österreich! So betrug die Arbeitslosenquote im Dezember 2020 nach der Registermethode des AMS 11,2%, nach der Stichprobenerhebungsmethode laut EUROSTAT 5,8%. M3 Methoden zur Berechnung der Arbeitslosigkeit Kompetenzorientiertes Lernziel Wirtschafts- und Sozialpolitik und ihre Zielkonflikte als interessensbezogen diskutieren und unterschiedliche Positionen argumentieren Arbeitslosigkeit … kann jede und jeden treffen! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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