global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

88 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele geoökologische Faktoren und Prozesse erklären Karikaturen interpretieren naturräumliche sowie soziale Gegebenheiten und Prozesse als Ursachen ökologischer Probleme erörtern Alpiner Klimawandel Die Gletscher schwinden Der alpine Raum ist vom Klimawandel stärker betroffen als viele andere Regionen weltweit. Während die globale Temperatur in den letzten 100 Jahren um rund 1 °C angestiegen ist, war der Anstieg in den Alpen doppelt so hoch. Bis 2050 soll die Temperatur um weitere 2 °C ansteigen, wobei in Gebieten wie Südtirol und in den südlichen Ausläufern des Alpenbogens mit einer stärkeren Erwärmung zu rechnen ist. Grund dafür, dass die Temperatur im alpinen Raum stärker steigt, ist die durch das 20. Jahrhundert hindurch anhaltende Nordwärtsverlagerung des subtropischen Hochdruckgürtels. Diese führte zu einem Anstieg des Luftdrucks in den Alpen und damit zu häufigeren Schönwetterperioden und längerer Sonnenscheindauer. Zudem bewirkt der Rückgang der Schnee- und Eisbedeckung, dass sich das schnee- und eisfreie Land zunehmend stärker erwärmen kann. Die Niederschlagsmenge betreffend soll es in den nächsten Jahrzehnten nur geringfügige Veränderungen geben, die vorwiegend die räumliche Verteilung betreffen. Im nordwestlichen Teil der Alpen soll die Jahresniederschlagsmenge zunehmen und im Südosten abnehmen, wobei sich diesbezüglich saisonale Unterschiede zeigen. In den Wintermonaten soll die Regenmenge zunehmen und im gesamten Alpenraum soll sich der Zeitraum, in denen der alpine Raum großflächig von Schnee bedeckt ist, verringern. Allerdings ist hinzuzufügen, dass Prognosen bezüglich des Niederschlags sehr unsicher sind. Klimawandel und Naturgefahren Der Klimawandel zeigt sich in den Alpen am deutlichsten durch den in den vergangenen Jahrzehnten massiven Rückgang der Gletscher (M1, M3). Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnte ein Großteil der Alpengletscher vollständig abgeschmolzen sein, was das Landschaftsbild Österreichs, das von mehr als 900 Gletschern geprägt ist, stark verändern wird. Zudem kommt es im hochalpinen Bereich zunehmend zum Tauen der Permafrostböden und zu einem Anstieg der Permafrostgrenze. Die Folge dieser Veränderungen sind erhöhte Steinschlaggefahr und Fels- und Bergstürze durch instabile Hänge, die alpine Wanderwege und Bergstraßen beschädigen und bewohnte Orte zerstören können. Die Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Starkniederschlägen wird häufigere Murenabgänge und Hochwasser zur Folge haben. Gletscher beim Schmelzen zusehen Die Uhr in der Küche ist kurz vor zwölf stehen geblieben. Doch für die seit 2005 geschlossene Hofmannshütte (2 444m) ist es längst fünf nach zwölf. Sie soll nach rund 180 Jahren abgerissen werden. Als das Schutzhaus errichtet wurde, konnten Bergsteiger knapp darunter ihren Fuß auf die damals noch mächtige Pasterze setzen. Heute müsste man 300 Meter in die Tiefe steigen, um den auf acht Kilometer Länge zusammengeschmolzenen Gletscher, der nach wie vor der größte der heimischen Alpen ist, zu erreichen. Wie seine Westentasche „Die Hofmannshütte war früher der wichtigste Ausgangspunkt für den Großglockner“, erzählt Ferdinand Rieder, Chef-Ranger im Salzburger Teil des Nationalparks, an dem auch Tirol und Kärnten Anteile halten. Die Route hat durch das Schrumpfen des Eises, das als Brücke zu dem auf der anderen Seite liegenden höchsten Berg Österreichs (3798m) diente, jegliche Bedeutung verloren. „Noch in den 1970-er Jahren konnte man unten zumindest auf dem Gletscher das Tal überqueren“, erzählt der 61-Jährige, der die Berge im Nationalpark Hohe Tauern wie seine Westentasche kennt. Das Schmelzen der Eisflächen hat er in seinen über drei Jahrzehnten als Ranger und davor als Bergführer miterlebt. (…) Dramatischer Schwund „Es ist augenscheinlich, wie sie zerfallen. Es geht rasend schnell. In den Hohen Tauern ist kein Gletscher mehr riesig. Es ist dramatisch, was der Schwund ausmacht“, sagt der Salzburger. An der Pasterze ist das besonders gut zu sehen. Die quoll einst unterhalb der Franz-Josefs-Höhe der Großglockner-Straße aus der Schlucht. Die „Gletscherbahn“, die von dort in die Tiefe führt, endet längst weit entfernt von der Eiszunge. (…) Ein Geräusch wie ein Donnergrollen unterbricht die Ausführungen des Rangers. In der Mittagssonne dürfte gerade wieder ein Brocken Eis aus dem Gletscher gebrochen sein. Der Schwund scheint unaufhaltsam. Für Rieder steht fest, dass das auch für die wilden Wasser, die in den Hohen Tauern talwärts stürzen, nicht ohne Folgen bleibt – auch sie werden vielfach von den Gletschern gespeist. „Die Krimmler Wasserfälle haben ein Ablaufdatum und werden in Zukunft bei Weitem nicht mehr das heutige Ausmaß haben.“ Da es immer weniger Schmelzwasser gibt, hat sich die jährliche Abfluss-Spitze, also jener Zeitpunkt, an dem die Fälle am mächtigsten sind, bereits von Juli auf Juni verschoben. (https://kurier.at/chronik/gletschern-beim-schmelzen-zusehen/214.053.315, 7. 8. 2016, abgerufen am 30. 3. 2017) M1 Auswirkungen der Gletscherschmelze am Großglockner Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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