global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

86 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele geoökologische Faktoren und Prozesse erklären naturräumliche sowie soziale Gegebenheiten und Prozesse als Ursachen ökologischer Probleme erörtern Relief Die Macht der Erosion Muren sind bewegte Massen aus Wasser, grobem und feinem Schutt oder Schlamm sowie Holz. Murenabgänge entstehen, wenn große Wassermengen durch Starkniederschläge oder Schneeschmelze auf größere Mengen Gesteinsmaterial treffen, die aufgrund steiler Hänge, karger Vegetation sowie lockerem Gesteinsmaterial abfuhrgefährdet sind. Das Wasser weicht den Boden auf und löst ihn an steilen Böschungen vom Untergrund. Eine geschlossene Vegetationsdecke hat eine bodenbindende Wirkung und kann so die Entstehung von Muren verhindern. Muren können enorm hohe Geschwindigkeiten von 50 bis 70 Kilometer pro Stunde erreichen und in bebauten Gebieten große Schäden an Gebäuden, Straßen oder Brücken anrichten. In Kraa in der Gemeinde Afritz am See (Kärtnen) kam es im August und September 2016, ausgehend vom Tronitzerbach, zu starken Murenabgängen. Über 70 000 Kubikmeter Schlamm und Geröll wurden ins bebaute Gebiet befördert, wodurch mehr als 40 Gebäude beschädigt wurden und 163 Personen evakuiert werden mussten. Im Kerngebiet wurden Häuser bis zu zwei Meter hoch verschüttet. Infolgedessen wurde mit der Verbauung des Tronitzerbachs begonnen. Dazu wurde der Unterlauf des Bachs reguliert, um auch bei starken Niederschlägen einen problemlosen Abfluss zu garantieren. Zudem wurden Geschiebesperren errichtet, die Murenabgänge ins Siedlungsgebiet künftig verhindern sollten. Gefahr durch Berg- und Felssturz Erdbeben, langanhaltende Niederschläge und andere Witterungsereignisse können zur Bewegung von Fels- und Schuttmassen an Steilhängen und Wänden führen. Das Gestein „stürzt“ aber meist nicht, sondern gleitet entlang von steil geneigten Bahnen dem Tal zu. Berg- und Felsstürze treten häufig bei zerklüfteten Bergen auf. Der Dobratsch bei Villach ist ein Kalkstock, der aus porösem Gestein mit vielen Schächten und Löchern besteht, in denen sich Wasser sammelt und gefriert. Der Berg ist somit anfällig für Witterungsereignisse, weshalb es in der Vergangenheit immer wieder zu Berg- und Felsstürzen kam. Im Jahr 1348 ereignete sich einer der größten Felsstürze der Geschichte, dessen Gebiet, die „Schütt“, mittlerweile unter Naturschutz steht. Der Naturpark Dobratsch ist heute ein gelungenes Beispiel für sanften Tourismus und beherbergt eine große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, darunter die in Österreich nur hier vorkommende und stark gefährdete Illyrische Gladiole. Im Jänner 2015 kam es erneut zu einem Felssturz. Unter einer Aussichtsplattform sind aus der Südwand des Villacher Hausbergs, der Roten Wand, rund 25 000 Kubikmeter Gestein in den darunterliegenden Wald gestürzt. Ausgelöst wurde dies vermutlich durch den Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter. Dabei wurden keine Personen verletzt, und die für den Tourismus bedeutsame Dobratsch-Alpenstraße oberhalb der Roten Wand blieb ebenfalls unbeschädigt. M1 Murenabgang in Afritz am See, 29. 8. 2016 M2 Felssturz aus der Roten Wand, 17. 1. 2015 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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