global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

26 Wirtschaftswachstum – wohin? Kann die Wirtschaft immer weiter wachsen? Ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum zählt, wie bereits erwähnt, zu den obersten Zielen der Wirtschaftspolitik vieler Staaten. Ein konstantes Wirtschaftswachstum gilt als Allheilmittel für so unterschiedliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, Finanzierung der Sozialpolitik und Umverteilung der Einkommen. Wächst die Wirtschaft konstant, dann kommt es zu einem exponentiellen Wachstum. Ein solches Wachstum verläuft anfangs sehr langsam, beschleunigt sich dann und führt letztlich zu einer „explosionsartigen“ Entwicklung. Der Begriff exponentielles Wachstum kann mit folgendem bekannten Beispiel veranschaulicht werden: An diese Eigenschaften des exponentiellen Wachstums knüpft die bereits seit Jahrzehnten laufende Diskussion über die Grenzen des Wachstums an. Die wachsende Bedrohung des Weltklimas (Treibhauseffekt), die massive Verschlechterung der Qualität von Wasser und Boden, die überquellenden Müllberge, die ölverpesteten Strände durch Tankerunfälle, die Rodung tropischer Regenwälder, das sind nur einige dramatisch sichtbare Folgen des ungehemmten Wirtschaftswachstums. Wirtschaftswachstum führte in den Industriestaaten zu einer Steigerung des Wohlstands, die damit einhergehende Zunahme an materiellen Werten und Zielen hat jedoch auch negative Effekte. Moderne Lebensstile sind von einem Konsumniveau geprägt, das oft weit über der Erfüllung der Grundbedürfnisse liegt (S. 14 f.). Wirtschaftswachstum ist auch mit einem Ansteigen der Arbeitsproduktivität verbunden. In welchen Bereichen müssen einschneidende Maßnahmen getroffen werden? Ein stabiles ökonomisches System auf der Erde kann nur erreicht werden, wenn einschneidende Maßnahmen ergriffen werden • bei der Ausbeutung der Rohstoffe, • bei der Belastung der Umwelt und • beim Bevölkerungswachstum. Sparsame Ausbeutung der Rohstoffe Langfristig gesehen kommt es immer stärker zu einem Mangel an preisgünstigen Rohstoffen. Das Rohstoffproblem der Gegenwart ist weniger ein Problem baldiger Erschöpfung der Reserven als vielmehr ein Problem des gesicherten Zugangs zu den Reserven (zB Situation im Irak), der Kosten ihrer Erschließung und des Transports und der sinnvollen, sparsamen und umweltschonenden Nutzung der sich verteuernden Materialien. Wie M1 zeigt, sind die weltweiten Reserven an fossilen Energieträgern begrenzt. Reichen die Kohlevorkommen noch für etwa 130 bzw. 300 Jahre, so versiegen die Erdöl- und Erdgasvorräte bereits in ca. 50 Jahren (bei konventioneller Förderung). Im Hinblick auf diese Berechnungen sind aber folgende weitere Einflussfaktoren von Bedeutung: • zukünftiger Verbrauch • Stand der Abbau- und Fördertechnik (zB Erdölplattformen im Meer) • Erschließung neuer Vorkommen bei steigenden Rohstoffpreisen • Verlängerung der Verfügbarkeit fossiler Energieträger durch den Einsatz erneuerbarer Energien Schutz der Umwelt Der in den letzten 50 Jahren rasch gewachsene Ausstoß von Treibhausgasen und die damit verbundene globale Erwärmung erfordern weltweite, konkrete und rasche Gegenmaßnahmen. So verpflichteten sich im Kyoto-Protokoll im Jahr 1997 die Unterzeichner, die Emissionen von sechs Treibhausgasen (ua Kohlendioxid) bis 2012 weltweit um mindestens 5,3 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Das im Jahre 2015 in Paris ausverhandelte Nachfolgeabkommen, das das Ziel hat, die Erderwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius zu beschränken, wurde inzwischen von mehr als 170 Staaten unterzeichnet. Die Einhaltung beider Abkommen erfordert den verstärkten Einsatz neuer energiesparender Technologien und führt zu positiven Beschäftigungswirkungen (Umweltschutz als „Job-Knüller“). Allerdings ist kritisch anzumerken, dass viele Staaten (zB auch Österreich) von ihren Zielvorgaben (= geplante Senkung der Treibhausgasemissionen) weit entfernt sind. Eindämmung des Bevölkerungswachstums Das starke Wachstum der Weltbevölkerung führt dazu, dass die nicht erneuerbaren Rohstoffe und Energieträger immer schneller verbraucht werden und auch die Umweltbelastungen zunehmen. Bevölkerten im Jahre 1927 ca. 2 Mrd. Menschen unseren Planeten, so waren es 1974 bereits 4 Mrd., und die Prognosen für das Jahr 2050 gehen von einer Weltbevölkerung von 9,2 Mrd. Menschen aus. Laut dem Bevölkerungsforscher Camilo Mora findet weder in den Medien noch in der Politik eine adäquate Diskussion über die katastrophalen Folgen eines solchen Bevölkerungsanstieges statt. Verdoppelung der Getreidekörner für jedes nächste Feld auf dem Schachbrett Eine alte persische Sage erzählt von einem Höfling, der seinem König ein kunstvolles Schachbrett schenkte und als Lohn dafür nur ein einziges Getreidekorn für das erste Feld und für jedes folgende Feld die doppelte Körnerzahl wie für das vorhergehende demütig erbat, also für das zweite Feld zwei Körner, für das dritte vier, für das vierte acht Körner. Das entspricht einer exponentiellen Zunahme mit einer Wachstumsrate von 100%; auf das zehnte Feld entfallen erst 512 Körner, aber auf das 21. Feld bereits über eine Million. Es gibt wahrscheinlich gar nicht so viel Getreidekörner auf der Erde, wie für das 64. Feld bezahlt werden müssten. Kompetenzorientiertes Lernziel Auswirkungen ökonomischer Globalisierung diskutieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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