querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

105 Konflikte Wendejahr 1917 Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph Ende 1916 bemühte sich der neue österreichische Kaiser Karl um Frieden. Er versuchte 1917 durch Vermittlung seines Schwagers Sixtus von Bourbon-Parma mit Frankreich zu verhandeln, scheiterte jedoch. 1918 wurden die Vorgänge öffentlich bekannt (Sixtus-Affäre) und verärgerten das Deutsche Reich. In der Folge verlor Österreich-Ungarn viel Mitspracherecht in Bezug auf die Kriegsführung. 1917 traten die USA auf der Seite der Entente in den Krieg ein, nachdem das Deutsche Reich Handelsschiffe von neutralen Staaten gesprengt hatte. Damit war die Entente den Mittelmächten klar überlegen. Im Dezember 1917 schloss Russland nach der Machtübernahme der Bolschewiki einen Waffenstillstand. Im März 1918 wurde der Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit den Mittelmächten geschlossen. Dies half den Mittelmächten militärisch jedoch wenig. Ende des Krieges 1918 Nachdem den Mittelmächten Ende 1917 an der Südfront noch ein größerer militärischer Erfolg gelungen war, blieben solche ab dem Sommer 1918 aus. Im Deutschen Reich und in der Habsburgermonarchie gab es Hungersnöte. Die Nationalitäten Österreich-Ungarns wollten eigene Staaten gründen. Kaiser Karl versuchte das mit dem Völkermanifest zu verhindern. Er kam mit seinem Angebot nach mehr Selbstbestimmung für die Nationalitäten aber zu spät. Am 3. November 1918 schloss Österreich-Ungarn einen Waffenstillstand mit der Entente bzw. Italien, am 11. November folgte das Deutsche Reich. Der Erste Weltkrieg war zu Ende. Die Habsburgermonarchie zerfiel. Österreich wurde am 12. November 1918 zur Republik. Die Ergebnisse des Krieges führten zu vielen weiteren Spannungen zwischen den Staaten. Diese konnten erst nach weiteren Kriegen und Diktaturen überwunden werden. Man bezeichnet den Ersten Weltkrieg daher als Urkatastrophe des 20. Jh. O Revolutionen, S. 59 ››Neben dem Mangel an Nahrung und Heizmaterial hatte die Zivilbevölkerung ab 1918 auch mit der Spanischen Grippe zu kämpfen. An der Verbreitung der Viren hatten die Soldaten einen wesentlichen Anteil. Diese bewegten sich während und vor allem zu Kriegsende quer durch Europa und die Welt. Bis 1920 starben daran vermutlich rund 25–40 Millionen Menschen. Eine Impfung konnte damals nicht entwickelt werden. ››An den ehemaligen Frontlinien, aber auch in anderen Teilen Europas finden sich heute Soldatenfriedhöfe. Manifest von Kaiser Karl „An Meine getreuen österreichischen Völker“, 16. Oktober 1918 8yv4re Kriegsgräberstätten Soldatenfriedhof in Verdun, Foto, 1988 (Frankreich) A10 • Beschreibe die jeweilige Stimmung auf den Fotos von den abreisenden Soldaten (S. 104) und dem Soldatenfriedhof (S. 105). • Stelle eine Verbindung zwischen ihnen her. • Erkläre das Basiskonzept „Zeitverläufe“ im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. (HMK, HSK) BASISKONZEPT – ZEITVERLÄUFE Wir haben das Gefuhl, dass die Zeit nie stillsteht, das bedeutet, sie ist dynamisch. Die Geschichte ist immer wieder durch Phasen großer Veränderungen gekennzeichnet. Die Merkmale solcher Zeitabschnitte können sehr unterschiedlich sein: z.B. ein längerer Entwicklungsprozess, ausgelöst durch bestimmte Erkenntnisse und Wandlungen, ein abrupter Umbruch, wie bei einer Revolution, oder eine langsame, unbewusste Veränderung von Gewohnheiten und Werten. Solche Zeitverläufe können durchgehend stattfinden, also kontinuierlich sein. Sie können aber auch unregelmäßig verlaufen, also diskontinuierlich sein. Nur zu Prüfzwecken – igentum des Verlags öbv

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