Zeitbilder 2, Schulbuch

38 Die Oberschicht Gottkönigtum Der Pharao herrschte als Gott und Sohn von Gottheiten. Ihm gehörte das gesamte Land. Er erließ die Gesetze und setzte hohe Beamte und Priester ein. Er musste für Sicherheit sorgen und die Menschen seines Landes gegen Feinde und vor Hunger schützen. Er hatte ein Heer*, mit dem er das Land verteidigen, aber auch Angriffskriege führen konnte. Er schloss Verträge mit Nachbarvölkern und ließ in Notzeiten große Getreidespeicher öffnen. Pharaoninnen Auch Frauen konnten herrschen. Hatschepsut regierte um 1500 v.Chr. nach dem Tod ihres Vaters, des Pharaos, und dem Tod ihres Ehemannes und Halbbruders über 20 Jahre lang für ihren Stiefsohn. Nofretete war im 14. Jh.v.Chr. eine mächtige Mitregentin ihres Mannes. Cleopatra war im 1. Jh. v. Chr. die letzte Pharaonin Ägyptens, bevor die Römer das Land eroberten. Beamte Der oberste Beamte, der Wesir, war oft ein Sohn des Pharaos. Er führte dessen Befehle aus, leitete das Militär, war Richter und sorgte mit den Beamten für die Sicherheit im Land. Bis zu 20 000 in Schreibschulen ausgebildete Beamte überwachten den Bau der Bewässerungsanlagen, Tempel und Pyramiden und trieben Steuern ein. Priester Sie wohnten beim Tempelbezirk, brachten den Gottheiten Opfergaben und berieten den Pharao. Priester zu sein hatte viele Vorteile. Außerdem konnte das Amt in der Familie weitervererbt werden. M2 Von den Berufen der Ägypter (Schreibmuster um 2000 v.Chr. ) Q Ich sah einen Schmied am Ofenloche arbeiten. Seine Finger sind runzlig wie Krokodilshaut; er stinkt ärger als Fischlaich. Der Steinmetz bearbeitet die harten Steine. Ist er fertig, versagen ihm seine Arme. Da er vom Sonnenaufgang an hockt, sind seine Knie und sein Rückgrat gelähmt. Soll ich dir sagen, wie elend der Maurer dran ist! Er ist dem Wind ausgesetzt, wenn er, unbekleidet bis auf seinen Schurz, bauen muss. Seine beiden Arme nützen sich ab bei der Arbeit. Er wäscht sich nur einmal am Tage. Ist die Arbeit fertig und hat er sein Brot, so geht er nach Hause und prügelt seine Kinder halb tot. (…) Ich lasse dir nun die Schönheit des Schreiberberufs vor Augen treten. Er ist wichtiger als alles Handwerk. Er ist ein geehrter Mann; man sendet ihn mit Aufträgen aus. Wer aber diesen Weg nicht einschlägt, bleibt im Elend. Wer die Schrift kennt, ist dadurch allein schon besser. (nach: Quellenheft zur Geschichte des Altertums, 1961) M3 Die Not der Bauern (Papyrus Sallier, 13. Jh. v. Chr.) Q Denkst du nicht, wie es dem Bauern geht, wenn man die Steuer von seiner Ernte fordert? Der Wurm hat die Hälfte des Korns geholt, und das Nilpferd hat das andere gefressen; der Mäuse sind viel auf dem Felde, und die Heuschrecke ist eingefallen, das Vieh frisst, die Sperlinge stehlen. Dem Überrest, der auf der Tenne liegt, dem machen die Diebe ein Ende. Das Gespann stirbt beim Dreschen und Pflügen. Der Schreiber landet am Damm und will die Ernte aufschreiben, seine Wächter haben Stöcke. Sie sagen: „Gib Korn her!“ – „Es ist keines da!“ Sie schlagen den Bauern lang ausgestreckt, er wird gebunden und in den Graben geworfen. Seine Frau wird vor ihm gebunden, seine Kinder werden gefesselt; seine Nachbarn verlassen sie, sie fliehen und besorgen ihr Korn. (nach: A. Erman, Die Literatur der Ägypter, 1923) Ägypten unter der Herrschaft der Pharaonen M1 Pharao Haremhab 1322–1295 v.Chr. mit dem Königstuch Unterägyptens (links) Die Gesellschaftspyramide zeigt die Rangordnung in der ägyptischen Gesellschaft (Mitte). Königin Nefertari um 1250 v. Chr. mit der Königinnenkrone (rechts) (Rekonstruktionszeichnungen) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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